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Interview mit "manager magazin"

Niek Jan van Damme: Bei homophoben Sprüchen nicht so anstellen!

Der ehemalige Telekom-Vorstand hatte sich 2016 öffentlich als schwul geoutet – doch bis heute kann er mit Anti-Mobbing-Arbeit, LGBT-Netzwerken und Diversity nicht viel anfangen.


Will kein Quoten-Homo sein: Niek Jan van Damme (57) war bis Anfang des Jahres Ex-Deutschland-Chef der Telekom. Im Herbst fängt er als Aufsichtsrat beim australischen Telekomriesen Telstra an (Bild: Deutsche Telekom AG)

  • 23. September 2018, 11:29h 50 2 Min.

Niek Jan van Damme, bis Anfang des Jahres Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG und Geschäftsführer der Telekom Deutschland GmbH, hat lesbisch-schwule Mitarbeiter dazu aufgefordert, homophobe Sprüche am Arbeitsplatz einfach hinzunehmen.

Er selbst habe sie hinter seinem Rücken erlebt, sagte der homosexuelle Manager in einem Interview mit dem "manager magazin" (Paywall-Artikel). "Das ist ärgerlich, doch ich habe gelernt, damit zu leben." Dumme Sprüche würden auch über Frauen oder Machos gemacht, so van Damme. "Je normaler man damit umgeht, desto besser. Nur wenn Sie sich anstellen, entsteht eine schwierige Situation."

Verstecken sollte man sich aber nicht am Arbeitsplatz, so der Topmanager. Er selbst habe sich bereits 1995 in seinem früheren Job bei einem niederländischen Handelskonzern geoutet, erklärte der 57-Jährige. Auch bei der Telekom habe er kein Geheimnis aus seiner Homosexualität und seiner Hochzeit im Jahr 2013 gemacht: "Ich habe meine Partnerschaft bei der Telekom nie verheimlicht, meinen Mann auch zu Firmenpartys mitgenommen. Der gesamte Vorstand, mein Stab, mein Fahrer und meine Sekretärin waren natürlich als Hochzeitsgäste geladen."

Öffentliches Coming-out in der "Welt am Sonntag"

Öffentlich geoutet hatte sich der ehemalige Telekom-Vorstand 2016 in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" (queer.de berichtete). Er habe damit "zur Normalisierung beitragen" wollen, sagte er dem "manager magazin". Zunächst sei er skeptisch gewesen, "da ich im Beruf eigentlich nicht über mein Privatleben wahrgenommen werden möchte. Am Ende dachte ich, okay, warum nicht, vielleicht helfen wir damit anderen Homosexuellen, offener mit dem Thema umzugehen".

Mit LGBT-Netzwerken in Unternehmen kann der Spitzenmanager allerdings bis heute wenig anfangen: "Bei der Telekom wurde ich gefragt, ob ich der Schirmherr des LGBT-Netzwerks werden will. Das habe ich abgelehnt, weil ich finde, dass das besser ein heterosexueller Mensch übernehmen sollte", sagte er in dem Interview. "Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob man ein solches Netzwerk heute noch braucht." Das Thema sollte vom Vorstand angesprochen werden, so van Damme.

Auch beim Thema Diversity sieht er Grenzen: "Unternehmen sollten klar sagen: Bei uns kann jeder Karriere machen, der gut abliefert. Aber ich glaube nicht, dass es etwa eine Quote braucht." (cw)

Wöchentliche Umfrage

» Wie gehst du mit LGBTI-feindlichen Sprüchen um?
    Ergebnis der Umfrage vom 24.09.2018 bis 01.10.2018
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#1 AuntieBioticEhemaliges Profil
  • 23.09.2018, 13:54h
  • Von "Stell dich nicht so an!" ist es nur ein kleiner Schritt zu "Du willst es doch auch!"
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#2 hugoAnonym
  • 23.09.2018, 14:06h
  • Diese Einstellung finde ich total richtig!
    Blöde Sprüche gibt es ja genauso über Blondinen, Vegetarier, Ehemänner "unter den Pantoffel" oder sonstige Randgruppen.
    Wie im Beitrag gesagt-mit Humor nehmen und nicht aufregen, Das wird ja meistens gerade bezweckt.
    Ist ja sooo schön, wenn sich jemand ärgert!
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#3 AuntieBioticEhemaliges Profil
  • 23.09.2018, 14:24h
  • Antwort auf #2 von hugo
  • Und weil die Leute genauso blöde Sprüche über andere Minderheiten machen, ist das besser, weil?

    Mehrfache gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hat man eher zu akzeptieren als "einfache", weil?

    "Ist ja sooo schön, wenn sich jemand ärgert!" ist eine superprimitive Einstellung aus einer sich selbst überhöhenden Mehrheit heraus, die zeigt, dass man sich am Erniedrigen einer Minderheit ergötzt.

    Wir sollen also "normal" damit umgehen, dass man uns permanent erniedrigt? Weil wir sonst nicht "normal" sind, aber "Normalsein" heutzutage wieder das Gebot der Stunde ist?

    "Normalsein" bedeutet also (im Sinne der Mehrheit) perfekt zu funktionieren, sich wegzuducken, oder einzustecken, am besten auch gleich noch die andere Wange hinzuhalten - damit man letztlich den Betriebsablauf nicht stört?

    Ich denke, das ist wohl auch der Grund, weshalb der gute Mann Netzwerken nicht für notwendig hält. Da würden Leute aufmucken, aufbegehren; zeigen, dass sie es nach jahrzehntelangem Emanzipationskampf nicht mehr hinnehmen, Diskriminierungen als "normal" hinzunehmen, mit ihnen "normal" umzugehen (also sie einfach zu schlucken).

    Typisch perfekt verinnerlichter schwuler Selbsthass. Wäre mir ja fast egal, wenn jemand den nur auf sich selbst anwendet. Dann lebt er eben ein selbsthassendes Duckmäusertum und lässt Andere immer gerne noch weiter draufschlagen.

    Das allerdings von seinen Mitarbeitern bzw. anderen Mitgliedern der Community zu verlangen, ist und bleibt eine nicht hinnehmbare Unverschämtheit.

    (Und gell, ja: es ist sooo schön, wenn ich mich ärgere! Man möge sich gern einen drauf runterholen, wenn's hilfreich ist. Fühlt man sich doch als kuschender Duckmäuser einer emanzipatorisch NICHT stehengebliebenen Person gegenüber total überlegen, weil man sich fest an den Mainstream klammert, der das von einem erwartet...)
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