Christoph Kardinal Schönborn, der ranghöchste Katholik in Österreich, will trotz einer Gerichtsentscheidung am Verbot der Zivil-Ehe für Schwule und Lesben festhalten
Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn, der seit 20 Jahren das Amt des Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz ausübt, hat einen letzten Anlauf gestartet, um die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht noch zu stoppen. In der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung wirbt der 73-Jährige dafür, am Ehe-Verbot für gleichgeschlechtliche Paare in der Alpenrepublik festzuhalten, um am Leitbild "Vater Mutter Kinder" festzuhalten.
Zwar könne er gut verstehen, "dass Menschen in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft die Eingetragene Partnerschaft zu wenig ist". Allerdings müsse beachtet werden, dass Ehe entscheidend mit der "Weitergabe des Lebens" zu tun habe. Bei der Ehe gehe es auch um die "Generationenfolge der Menschheit". Diese sei "ausschließlich möglich in der Verbindung von Mann und Frau". In dem Text schrieb der Bischof aber nicht, ob er auch eine Ehe von unfruchtbaren Heterosexuellen oder mit älteren Frauen ablehnt.
"Die Ehe von Mann und Frau ist für alle da"
Gleichzeitig warnte der Bischof, dass mit der Ehe-Öffnung Samenspenden und Leihmutterschaft populärer werden würden, obwohl diese Praktiken ein "ethisches Problem" darstellten. Die "unverwechselbare Ehe als Bund von Mann und Frau" bezeichnete er als "unersetzlich", weil so vieles davon abhänge, "ob es genug Kinder gibt" – und deutete gleichzeitig an, dass auch Homosexuelle heterosexuell heiraten sollten: "Die Ehe von Mann und Frau ist für alle da."
Der Verfassungsgerichtshof, das höchste Gericht Österreichs, hatte bereits im Dezember 2017 angeordnet, dass das Ehe-Verbot für gleichgeschlechtliche Paare eine Diskriminierung Homosexueller darstelle und bis 1. Januar 2019 aufgehoben werden müsse (queer.de berichtete). Die beiden Regierungsparteien ÖVP und FPÖ hatten die Gleichbehandlung von Homosexuellen im Ehe-Recht allerdings stets abgelehnt.
FPÖ will am Ehe-Verbot für Schwule und Lesben festhalten
Derzeit herrscht in der Regierung Verwirrung darüber, ob das Urteil der Höchstrichter anerkannt wird. Während Justizminister Josef Moser (ÖVP) ankündigte, dass die Ehe für Homosexuelle und die eingetragene Partnerschaft für Heterosexuelle geöffnet werden würden, will die rechtspopulistische FPÖ die Gleichbehandlung noch verhindern. Parteichef Heinz-Christian Strache kündigte sogar vor Gesetzesänderungen Gespräche mit der Kirche an (queer.de berichtete).
Die FPÖ begrüßte die Aussagen Schönborns. "Das heutige Ersuchen des Kardinals ist ganz im Sinne der Meinung der FPÖ, und daher nehmen wir es auch gerne auf", erklärte der freiheitliche Klubobmann (Fraktionschef) Walter Rosenkranz. Der Niederösterreicher forderte, dass die Regierung ein Gesetz beschließt, das "ungerechtfertigte Ungleichbehandlung" beseitige, aber trotzdem an der "Unverwechselbarkeit der Ehe" festhalte. "Der FPÖ-Parlamentsklub [Fraktion] lädt daher den ÖVP-Parlamentsklub ein, gemeinsam an einer verfassungskonformen Lösung in diese Richtung zu arbeiten", so Rosenkranz. (dk)
Lasst ihn ruhig anlaufen so oft er will. Verhindern kann er es eh nicht mehr. Der Drops ist endgültig gelutscht. Punkt.
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"Allerdings müsse beachtet werden, dass Ehe entscheidend mit der "Weitergabe des Lebens" zu tun habe."
Will er denn auch Heteros, die keine Kinder bekommen wollen, die nicht zeugungsfähig sind, die zu alt für Kinder sind, etc. die Ehe verbieten?
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"Derzeit herrscht in der Regierung Verwirrung darüber, ob das Urteil der Höchstrichter anerkannt wird."
Die Verwirrung kann ich gerne auflösen:
das ist ein letztinstanzliches Urteil des obersten Gerichtshofs. Das muss umgesetzt werden, ob das der österreichischen Regierung passt oder nicht.
Wenn die aber Gewaltenteilung nicht verstehen oder nicht akzeptieren wollen, stellt sich eher die Frage, ob die als Regierungsparteien geeignet sind.