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Regierung sieht "christliche Familie" in Gefahr

Ungarn verbietet Geschlechterforschung

Per Erlass hat die Orbán-Regierung das Studienfach "Gender Studies" verboten, um die "christliche Familie" zu schützen.


Ministerpräsident Viktor Orbán bei einem Treffen der Europäischen Volkspartei (Bild: European People's Party / flickr)

  • 16. Oktober 2018, 11:40h 42 2 Min.

Über die Bedeutung des Geschlechts für Kultur, Gesellschaft und Wissenschaften darf in Ungarn nicht mehr geforscht werden. Die mit absoluter Mehrheit regierende Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán hat das interdisziplinäre Studienfach Geschlechterforschung (international bekannt als "Gender Studies") mit einem Erlass am Freitag verboten, wie das unabhängige Nachrichtenportal 444.hu meldet. Orbáns Partei Fidesz ist Teil der Europäischen Volkspartei und damit eine Schwesterpartei von CDU und CSU.

Das Fach Geschlechterforschung untersucht, wie Rollenbilder in Gesellschaft geprägt werden und soziale Normen darüber festgelegt werden, was als männlich und weiblich gilt. Der Begriff "Gender" wird dabei als Umschreibung für die von der Gesellschaft konstruierte Geschlechtsidentität verwendet.

Viele Konservative und Rechtspopulisten sehen in diesem Fach eine Bedrohung für die "natürliche" Ordnung und ihren eigenen Lebensentwurf. In Deutschland machte etwa die unionsnahe Konrad-Adenauer-Stiftung gegen Geschlechterforschung Stimmung – obgleich die Forschungsrichtung als eher unbedeutendes Fach unter den 18.000 Studiengängen in der Bundesrepublik gilt (queer.de berichtete). Auch AfD-Politiker hatten in den letzten Monaten mit Verweis auf Ungarn mehrfach gefordert, "pseudowissenschaftliche Gender Studies" abzuschaffen; diese Forderung findet sich auch im Grundsatzprogramm der Partei.


Auch aus Deutschland erhielten Orbáns Pläne Zustimmung (Bild: Facebook / AfD Bayern)

Verbot auch Teil von Kampagne gegen George Soros

In Ungarn ist die Ablehnung der Geschlechterforschung Teil einer Kampagne der Regierung gegen den jüdisch-amerikanischen Investor George Soros, die Züge von Antisemitismus trägt. Der Grund: Im Land bietet neben der staatlichen Eötvös-Loránd-Universität nur die private Central European University einen Master-Kurs in Geschlechterforschung an – die Bupapester Universität wird teilweise vom ungarischstämmigen Soros finanziert, der laut Regierungsvertretern Teil einer Weltverschwörung sein soll, um Ungarn mit muslimischen Migranten zu fluten. Die Central European University ist außerdem mit einem auf sie zugeschnittenen neuen Hochschulgesetz von der Schließung bedroht.

Offiziell gab die Regierung an, Geschlechterforschung würde die "Fundamente der christlichen Familie" untergraben. Das Fach sei eher "Ideologie" als Wissenschaft, hieß es. Bereits begonnene Kurse dürfen noch beendet werden, was allerdings nur wenige Dutzend Studierende betrifft.

Die Universitäten hatten sich gegen den bereits im August angekündigten Plan der ungarischen Regierung mit Verweis auf die Freiheit der Lehre gewehrt. Da die Regierung allerdings viele Medien kontrolliert, gibt es nur wenig öffentlichen Widerstand gegen die Abschaffung des Studienfachs. (dk)

#1 TimonAnonym
  • 16.10.2018, 12:07h
  • Das ist ganz klar ein Verstoß gegen die Lehr- und Forschungsfreiheit, die in der EU garantiert ist.

    Wie lange will die EU noch tatenlos zusehen?
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#3 Roman BolligerAnonym
  • 16.10.2018, 12:54h
  • Ungarn gehört aus der EU mit Schimpf und Schande rausgeworfen, ein solcher Unrechtsstaat und sein faschistischer Diktator an den Pranger gestellt.
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