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Genetik und sexuelle Orientierung
Forscher: "Es gibt kein Homo-Gen"
In der bislang größten Studie über den Zusammenhang von DNS und Homosexualität konnten die Forscher kein "Homo-Gen" finden. Das menschliche Sexualverhalten sei einfach zu komplex.

Sind die Gene dafür verantwortlich, dass die beiden Jungs miteinander schnackseln? (Bild: men.com)
- 23. Oktober 2018, 13:33h 2 Min.
Seit Jahrzehnten wollen Forscher herausfinden, ob die Gene für die sexuelle Orientierung von Menschen (mit-)verantwortlich sind. Eine groß angelegte amerikanische Untersuchung unter mehr als 450.000 Menschen, darunter rund 27.000 Personen mit gleichgeschlechtlichen Erfahrungen, kommt zu dem Ergebnis, dass die sexuelle Orientierung nicht einfach per Gentest bestimmt werden kann.
"Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass es kein Homo-Gen gibt", erklärte der Statistiker Andrea Ganna nach Angaben der Fachzeitschrift "Science" am Freitag bei einem Treffen von Genetikern im kalifornischen San Diego. "Vielmehr wird Nichtheterosexualität zum Teil beeinflusst von vielen kleinen genetischen Effekten." Der Wissenschaftler von der Harvard Medical School stellte bei seiner Rede die ersten Ergebnisse der Studie vor.
Ganna und seine Kollegen identifizierten Gemeinsamkeiten zwischen den homosexuellen Probanden auf den Chromosomen sieben, elf, zwölf und 15. Zwei dieser kleinen Veränderungen seien nur bei homosexuellen Männern festgestellt worden. Dabei handle es sich um ein Gen-Cluster auf Chromosom 15, das zuvor mit männlicher Glatzenbildung in Zusammenhang gebracht worden war. Eine weitere Veränderung auf dem 11. Chromosom sitzt demnach in einer Region, die für den Geruchssinn verantwortlich sein soll. Laut Ganna ergibt dies Sinn, da der Geruchssinn bei sexueller Anziehung eine Rolle spiele.
Andere Studien – andere Ergebnisse
Zuvor hatten andere Studien völlig andere Chromosomen für die sexuelle Orientierung mitverantwortlich gemacht. Eine Untersuchung aus Kanada vom vergangenen Jahr konzentrierte sich etwa auf das Y-Chromosom, das nur Männer in sich tragen. Eine US-Studie der North Shore University in Illinois sah die Chromosomen 13 und 14 als Faktor bei der sexuellen Orientierung an (queer.de berichtete).
Ganna stellt in seiner Studie klar, dass die Untersuchung der genetischen Variation derzeit nicht verlässlich die sexuelle Orientierung einer Person bestimmen kann – dazu sei die Sexualität des Menschen zu komplex.
Ein interessanter Nebenaspekt der Studie: Einige der Variationen, die bei Homosexuellen vermehrt auftreten, ließen sich auch bei Heterosexuellen finden, die besonders viele Sexualpartnerinnen hatten. Damit könne laut den Wissenschaftlern erklärt werden, warum diese Variationen in der Bevölkerung nicht abnehmen würden, obwohl Homosexuelle in der Regel weniger Nachwuchs hätten als Heterosexuelle.
Die Idee eines Homo-Gens hatte der US-Genetiker Dean Hamer 1993 formuliert. Damals hatte der Forscher einen bestimmten Abschnitt des X-Chromosoms mit Homosexualität in Verbindung gebracht. (dk)















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