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Österreich

Kanzler "geoutet": Konservative Regierungspartei wirft Sozialdemokraten Homophobie vor

Ein sozialdemokratischer Ortsverband mutmaßt auf Facebook, dass der Kanzler und der Kanzleramtsminister ein schwules Paar sind. Die Regierungspartei ist empört.


Kanzleramtsminister Gernot Blümel und Bundeskanzler Sebastian Kurz sind nach Ansicht der SPÖ "mehr als ein Dream-Team" (Bild: ÖVP)

  • 14. November 2018, 12:39h 13 2 Min.

In Österreich wirft die christsoziale Regierungspartei der größten Oppositionspartei vor, mit Homophobie Stimmung gegen den Kanzler machen zu wollen. Anlass ist ein inzwischen gelöschter Facebook-Eintrag des SPÖ-Ortsverbandes in Langenzersdorf, einer Gemeinde vor den Toren Wiens.

Die Sozialdemokraten hatten zwei Bilder von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kanzleramtsminister Gernot Blümel (beide ÖVP) veröffentlicht und dazu süffisant gefragt: "Mehr als ein Dream-Team?" Das wurde von den Lesern als Anspielung auf eine angebliche sexuelle Beziehung der beiden Kabinettsmitglieder verstanden.

Beide Politiker sind ledig, leben aber in einer heterosexuellen Partnerschaft. Der 32-jährige Kanzler ist seit seiner Jugend mit einer früheren Schulfreundin zusammen. Der fünf Jahre ältere Kanzleramtsminister ist mit einer bekannten österreichischen Moderatorin liiert, einem ehemaligen Playmate des Monats.

Das SPÖ-Posting hat trotz der raschen Löschung am Dienstag viel Kritik in sozialen Netzwerken hervorgerufen. Viele Nutzer forderten die Sozialdemokraten auf, die Regierung auf politischer Ebene anzugreifen, statt über das Privatleben der Regierungsmitglieder Gerüchte zu verbreiten. Eine Entschuldigung der SPÖ liegt bislang nicht vor.

Volkspartei: SPÖ schürt Homophobie, Hass und Missgunst

Auch ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer übte am Dienstag scharfe Kritik an der SPÖ: "Während die Bundesregierung heute mit einem Gipfel gegen Hass im Netz kämpft, sorgt die SPÖ für den nächsten aktuellen Fall", so der 46-Jährige. Die Regierung forderte auf dem Gipfel in Wien ein "digitales Vermummungsverbot", um Online-Hass zu bekämpfen. Nehammer kritisierte das "unterirdische Posting gegen den Bundeskanzler und Kanzleramtsminister", das nicht zu akzeptieren sei. "Mit bewussten Fehlinformationen werden hier Homophobie, Hass und Missgunst geschürt", behauptete der ÖVP-General. Er forderte die SPÖ-Fraktionschefin Pamela Rendi-Wagner auf, "endlich ihre Parteifreunde zur Vernunft [zu] bringen und für Konsequenzen [zu] sorgen".

Freilich stieß der Homophobie-Vorwurf aus den Reihen der ÖVP einigen Sozialdemokraten sauer auf, da die Konservativen selbst mit der offen homophoben Partei FPÖ eine Regierung bilden. FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache hatte sogar vor einigen Jahren Homosexualität als "Krankheit" bezeichnet (queer.de berichtete). Die Rechtsaußenpartei wollte zuletzt auch ein Verfassungsgerichtsurteil zur Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben zum Jahreswechsel aushebeln (queer.de berichtete).

Die ÖVP hatte bei der Anerkennung von Homo-Paaren ebenfalls stets auf die Bremse gedrückt (queer.de berichtete). Auch einem umfassenden Antidiskriminierungsgesetz, das sexuelle und geschlechtliche Minderheiten einschließt, verweigert sich die Bundesregierung. (dk)

-w-

#1 MatsAnonym
  • 14.11.2018, 13:50h
  • Dass die SPÖ mit homophoben Ressentiments statt politischen Argumenten kämpft, ist skandalös.

    Aber umgekehrt braucht sich auch die ÖVP nicht zu echauffieren, da sie schon genug Gleichstellung bekämpft und nicht nur damit Hass geschürt haben. Und auch mit der FPÖ koalieren.
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#2 FOX NewsAnonym
  • 14.11.2018, 13:58h
  • Lächerlich. Und damit zeigt die SPÖ ja, dass sie Homosexualität als Makel und Negativ ansieht, gar als Hindernis eine Kanzlerschaft zu stellen. Ebenso wie AKK Homosexualität in die Nähe von Inzucht rückt und ihren Gegner Spahn damit diskreditiert - ebenso wie Millionen von Bürgern, für die sie Kanzlerin sein will. Sie sollte sich schämen.
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#3 tychi
  • 14.11.2018, 15:05hIrgendwo im Nirgendwo
  • Jetzt aber bitte den Ball flach halten und sich nicht von solchen Scheingefechten blenden lassen!

    Klar, der Facebook-Eintrag hat weder Stil noch Klasse. Da steckt entweder eine törrichte Provokation, ein unüberlegter Flachwitz oder schlimmstenfalls eine latente Homophobie dahinter.

    ABER: Es handelt sich um einen Facebook-Eintrag des SPÖ-Ortsverbandes in Langenzersdorf. Nochmals: ORTSVERBAND! Da haben sich ein paar Hansel im Ton vergriffen.

    Die wahre Gefahr lauert nicht in Langenzersdorf, sondern in WIEN: In der österreichischen Regierung sitzen Personen, die offen gegen LGBT hetzen und Homophobie aktiv verbreiten (v.a. FPÖ). Auf der ÖVP-Seite der Koalition hat es genügend Bremser, Schweiger und ähnliches.

    DA muss hingeschaut werden, da muss man sich empören und die Kinder des Hasses beim Namen nennen. Aber bitte nicht bei den paar Dorfkaspern.
    Wegen solcher Scheingefechte haben die Rechtspopulisten und andere aus der braun-konservativen Sose so leichtes Spiel. Sie können sich dann nämlich über die Snowflake-Mentalität und das Mimimi lustig machen - gewürzt mit dem Hinweis: "Wenn es keine andere Probleme gibt..."

    Wenn die LGBT-Community & Co. sich weiterhin von solchen Scheingefechten blenden und ablenken lässt, wird der (befürchtete) Rollback tatsächlich Realität. Wir müssen unsere Kräfte ANDERS und BESSER einsetzen!
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