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- 08. August 2005 3 Min.
In Sachen "Homo-Fibel" dackelt die FDP der CDU in NRW hinterher. Mit einer Presseerklärung, deren Inhalt man nur mit "Thema verfehlt!" bewerten kann.
Von Christian Scheuß
Gewiss, in den nächsten Jahren haben wir wichtigeres zu tun, als Presseerklärungen der bildungspolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion in NRW, Ingrid Pieper-von Heiden, zu lesen. Aber diesen von ihr formulierten Satz zur Homo-Fibel muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: "In den nächsten Jahren haben wir wichtigere inhaltliche Probleme an unseren Schulen zu lösen, als lesbisch und schwul sein in besonderer Weise zu propagieren."
Also: Eine Broschüre für Lehrer an Schulen in NRW, die Ratschläge gibt, wie man das Thema Homosexualität im Unterricht behandeln kann, ist Propaganda. Und die Vermittlung sozialer Werte an den Schulen ist ihrer Meinung nach unwichtig. "Durch intensive Befassung mit der rot-grünen Homofibel ist PISA nicht zu gewinnen", unkt sie.
Ingrid Pieper-von Heiden dackelt damit treu der Entscheidung von Schulministerin Barbara Sommer (CDU) hinterher, die in dem Leitfaden rot-grüne Ideologie witterte und ihn deshalb am liebsten im Reißwolf sähe. Ihn aber zumindest nicht mehr verteilen möchte. Entlarvend auch Pieper von Heidens Eingrenzung, was denn an Werten noch im Unterricht vermittelt werden sollte: "Selbstverständlich müssten solche gesellschaftspolitischen Ansätze auch in der Schule vorkommen, wie gesundheitliche Prävention und anderes mehr." Den Rest sollten aber bitteschön die Eltern übernehmen. Wenn Eltern nun über (Homo-)sexualität und womöglich auch noch Aids/Verhütung etc. aufklären sollen, kann das eigentlich nur in die Hose gehen. Gerade deshalb sind diese Themen ja in den Unterrichtsplänen vorgesehen.
Da sich die FDP in der Vergangenheit immer gern als Wahrer der homosexuellen Interessen profiliert hat, und dies sicherlich auch im anlaufenden Bundestagswahlkampf tun wird, ist die Einstellung der FDP-Bildungsexpertin nicht sehr hilfreich.
PISA ist mit der Homo-Fibel nicht zu gewinnen. Das stimmt, ist aber die eigentliche Propaganda. Denn mit der nötigen Verbesserung des allgemeinen Wissensstandes der Schüler in NRW hat die Broschüre nun überhaupt nichts zu tun. Mit konservativen Scheuklappen gewinnt man aber zumindest eines: Unsere Homo-Gurke.
Nachtrag am 09.08.: Inzwischen hat Frau Pieper-von Heiden ihre alte Pressemeldung vom Server genommen und sich in einer neuen Mitteilung für die "Missverständnisse" entschuldigt. "Ich habe mich verkürzt und missverständlich ausgedrückt, was in breiten Kreisen zu erheblichen Irritationen geführt hat." Es sei ihr selbstverständlich wichtig, das Thema Homosexualität an den Schulen zu behandeln und die Lehrer durch geeignetes Material zu unterstützen, stellte sie klar. So weit, so schön. Unser Angebot an die FDP-Politikerin: Die Gurke, die wir hier symbolisch überreicht haben, ist nur noch eine ganz kleine.
08.08.2005










Ich hoffe nur inständig, das diese Partei nicht die 5% hürde bei der bundestagswahl im september schafft