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Hochsauerlandkreis
Mal wieder Ermittlungen im "homosexuellen Milieu"
Nach dem mutmaßlichen Mord an einem schwulen Rentner in Medebach verwenden Staatsanwaltschaft und Regionalzeitungen eine umstrittene Bezeichnung aus der Zeit, als Homosexualität noch verboten war.
- 13. Januar 2019, 09:53h 2 Min.
In Medebach im Hochsauerlandkreis wurde am Donnerstag ein 67 Jahre alter schwuler Mann leblos in seinem Haus aufgefunden. Der pensionierte Anstreicher Alfred S. wurde laut Polizeibericht offenbar gewaltsam getötet.
Die Tat ereignete sich laut Obduktionsbericht vermutlich bereits am Dienstag. Nach Angaben des Arnsberger Staatsanwalts Klaus Neulken war "Gewalteinwirkung im Bereich des Kopfes" ursächlich für den Tod. Zudem wurde das Auto des Mannes entwendet. Es handelt sich hierbei um einen schwarzen VW Polo (Baujahr 2012) mit dem amtlichen Kennzeichen HSK-HA451.
Die Polizei sucht dringend Zeugen, die Hinweise zum Umfeld des alleinlebenden 67-Jährigen und/oder dem entwendeten Fahrzeug geben können. Hinweise nimmt die Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter der Rufnummer (0231) 132-7441 entgegen.
"Solche Phrasen verunglimpfen Homosexuelle kollektiv"
Einen Tatverdächtigen gibt es bislang nicht. "Wir ermitteln in alle Richtungen, aber aus gegebenem Anlass auch im homosexuellen Milieu", wurde Neulken in der "Westfalenpost" zitiert. Mittlerweile wurde das Zitat im Onlineartikel von der Redaktion nachträglich in "auch in der homosexuellen Szene" geändert.
Beim Konkurrenzblatt "Westfälischer Anzeiger" ist jedoch nach wie vor von Ermittlungen im "homosexuelles Milieu" die Rede. Dieser Begriff stammt aus der Zeit, als Homosexualität in Deutschland unter Strafe stand. Alfred S. soll sich in seiner Wohnung sowie im Raum Kassel mit jungen Männern getroffen haben.
Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) appelliert bereits seit Jahren an Behörden und Zeitungsredaktionen, diesen Begriff nicht mehr zu verwenden. Im Ratgeber "Schöner schreiben über Lesben und Schwule" (PDF) aus dem Jahr 2013 argumentiert der BLSJ etwa: "Dieser Terminus ist sprachlicher Unsinn. Was oder wo soll dieses Milieu denn sein: die Stadt Köln, der Eurovision Song Contest oder gar das Amtszimmer einer lesbischen Politikerin? Solche Phrasen verunglimpfen Homosexuelle kollektiv, ganz so, als wären Lesben und Schwule wie Kriminelle in einer Art Rotlichtviertel organisiert. Kaum jemand würde über eine 'Gewalttat im Lehrermilieu' oder einen 'Doppelmord im Hetero-Milieu' berichten." Statt "Ein Mann aus dem Homosexuellen-Milieu" sollte schlicht über "einen Schwulen" berichtet werden, fordert der BLSJ. (cw)

Das Essentiellste ist aber, daß der PKW und der/die Täter gefunden werden und dieses abscheuliche Verbrechen aufgeklärt werden.