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"Bild"-Bericht
Ein Schwuler soll die Junge Union führen
Der Thüringer Landtagsabgeordnete Stefan Gruhner könnte neuer Bundesvorsitzender der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU werden.

Stefan Gruhner ist seit 2010 Landesvorsitzender der Jungen Union in Thüringen und seit 2014 Landtagsabgeordneter im Parlament von Erfurt
- 13. Januar 2019, 13:22h 2 Min.
Der offen schwule Chef der Jungen Union Thüringen und CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Gruhner könnte neuer Bundesvorsitzender der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU werden. Wie die "Bild" am Samstag online berichtet, sei der Vorschlag auf Initiative des Vorsitzenden der Jungen Union von Nordrhein-Westfalen, Florian Braun, gemacht worden.
Die Verbände aus Hessen und Baden-Württemberg hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt. Der bisherige JU-Bundesvorsitzende Paul Ziemiak war auf dem CDU-Bundesparteitag im Dezember zum Generalsekretär der Partei gewählt worden und lässt daher sein JU-Amt derzeit ruhen.
Öffentliches Coming-out im Sommer 2017
Stefan Gruhner hatte sich im Juli 2017 in einem Interview mit der "Ostthüringer Zeitung" als schwul geoutet (queer.de berichtete). Darin verteidigte er u.a. die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben und sagte, dass er bei Gesprächen bereits seit längerem offen mit seiner sexuellen Orientierung umgehe. "Wer mich fragt, ob ich eine Partnerin habe, dem gebe ich eine ehrliche Antwort: Dass ich einen festen Partner habe. Ich habe das nur nicht an die große Glocke gehängt", so der ehemalige persönliche Referent von Ex-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht. "Denn erstens ist das eine Privatangelegenheit. Und zweitens definiere ich das, was ich politisch mache, nicht über meine sexuelle Orientierung." Was er im Landtag zu Themen wie Energiepolitik sage, habe mit seiner Homosexualität schließlich nichts zu tun.
Gruhner erkannte an, dass vorherige Coming-outs freilich hilfreich gewesen seien, dass er heute seine Homosexualität nicht verstecken muss: "Dank [Jens] Spahn, [Ole] von Beust, aber auch dem Sozialdemokraten Klaus Wowereit, sind wir da doch einen entscheidenden Schritt weiter. Diese Politiker haben dafür gesorgt, dass ich hier ganz selbstverständlich auch über meine Partnerschaft reden kann, so wie andere Politiker am Rande von Interviews über ihre Partner oder ihre Familie reden."
In den vergangenen Jahren hatte sich Gruhner wiederholt für mehr Rechte für Schwule und Lesben engagiert. So forderte der damalige JU-Landeschef bereits 2012 die steuerliche Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnern und die Rehabilitierung von Opfern des Paragrafen 175.
Aus Altersgründen nur ein Übergangvorsitzender
Im Fall seiner Wahl zum Vorsitzenden der Jungen Union wäre der 34-jährige Gruhner allerdings nur ein Übergangsvorsitzender. Laut JU-Satzung erlischt die Mitgliedschaft in der Nachwuchsorganisation mit Vollendung des 35. Lebensjahres. Bekleidet ein Mitglied bei Vollendung des 35. Lebensjahres ein Amt in der JU, so erlischt die Mitgliedschaft mit Ablauf der Amtsperiode. Die Mitglieder des Bundesvorstandes werden für zwei Jahre gewählt. (cw/dpa)













