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Kult-Zeichentrickserie
"Family Guy"-Macher wollen Schwulenwitze "stufenweise herunterfahren"
Immer wieder wurde die US-Serie wegen klischeebeladener Witze über Homo- oder Transsexuelle kritisiert. Damit soll jetzt Schluss sein.

Szene aus der "Family Guy"-Folge "Straße ins Multiversum" aus dem Jahr 2009 (Bild: Fox)
- 15. Januar 2019, 11:01h 3 Min.
Die Produzenten der seit 20 Jahren im amerikanischen Fernsehen laufenden Zeichentrickserie "Family Guy" haben angekündigt, nach und nach auf "gay jokes" zu verzichten. Die Veränderung wurde am Sonntagabend in der neuesten Episode angedeutet, die in der Hauptsendezeit von Fox ausgestrahlt wurde: In Folge 320 (Titel: "Trump Guy") besucht die Hauptfigur, das Familienoberhaupt Peter Griffin, das Weiße Haus und trifft dort auf einen orangegesichtigen US-Präsidenten.
Donald Trump sagt in der Folge: "Du bist Peter Griffin von 'Family Guy'. Meine Kindern haben in den letzten Jahren ihre Lieblingswitze über Juden, Schwarze und Schwule in deiner Sendung gelernt." Daraufhin antwortet Griffin: "Um fair zu sein: Wir versuchen, das schwule Zeug stufenweise herunterzufahren." Im englischen Original ist von "gay" die Rede, was auch Witze über Lesben mit einschließen könnte.

Szene aus der neuesten "Family Guy"-Folge mit Donald Trump und Peter Griffin (Bild: Fox)
Im Branchenmagazin "TVLine" erklärten Rich Appel und Alec Sulkin, zwei der ausführenden Produzenten der Serie, dass die Aussage des Protagonisten tatsächlich auf einer Veränderung in der Sendung hindeutet: "Wenn man sich eine Folge aus dem Jahr 2005 oder 2006 anschaut und mit Folgen aus dem Jahr 2018 oder 2019 vergleicht, kann man Unterschiede feststellen", so Sulkin. "Bei manchen Dingen, über die wir früher gerne Witze gemacht haben, sehen wir heute, dass das nicht akzeptabel ist."
Appel ergänzte, dass sich in den 20 Jahren, in denen die Sendung gelaufen sei, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen weiterentwickelt hätten. "Das Klima ist anders, die Kultur ist anders und unsere Ansichten sind auch anders. All das wurde geformt durch die Wirklichkeit um uns herum. Deshalb denke ich, dass sich auch die Sendung verändern und in vielen Dingen weiterentwickeln muss."
Immer wieder Kritik wegen homo- oder transphober Witze
"Family Guy" läuft bereits seit Januar 1999. Die Serie wurde von Komiker Seth MacFarlane entwickelt, der inzwischen in der Science-Fiction-Parodie "The Orville" ebenfalls LGBTI-Fagen thematisiert (queer.de berichtete). Auch in seiner Zeichentrick-Comedy "American Dad" kommt unter anderem regelmäßig ein schwules Paar vor.
In der Vergangenheit gab es immer wieder ein wenig Kritik an "Family Guy"-Geschichten, die sich um LGBTI-Themen drehten, allerdings stand die Serie nie im Verdacht, aus Prinzip homo- oder transphob zu sein. Einige Kritik gab es etwa 2012 für Folge 177 ("Lasst uns beten"). Darin schaut die Griffin-Familie im Fernseher den Film "Dracula in San Francisco" an – und Dracula ist in dem Film besorgt, dass er sich bei einem schlafenden blonden Mann mit HIV infiziert.
Viele Zuschauer und Aktivisten hatten auch im Jahr 2010 die Folge 144 ("Quagmires Dad") kritisiert. Darin kamen einige transphobe Witze vor – insbesondere eine Szene, in der der Familienhund Brian mit einer transsexuellen Frau schläft und sich 30 Sekunden lang übergibt, als er von der Geschlechtsidentität der Frau erfährt. MacFarlane zeigte sich damals über die negativen Reaktionen auf die Folge überrascht und verteidigte die Geschichte: "Wenn ich herausgefunden hätte, dass ich mit einer Transsexuellen geschlafen habe, hätte ich mich möglicherweise auch übergeben – auf die selbe Art, wie wenn ein schwuler Mann eine Vagina anschaut und sagt: 'Oh mein Gott, das ist ekelerregend.'"
Andere Handlungsstränge, wie die unterdrückte Homosexualität von Baby Stewie, wurden dagegen von LGBTI-Aktivisten immer wieder gelobt. In der Einschätzung amerikanischen Medien ist Stewie der erste "schwule Säugling" in der US-Fernsehgeschichte.
"Family Guy" ist nicht die einzige lang laufende Serie, die sich veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpasst. So hat die ähnlich wie "Family Guy" angelegte Zeichentrickserie "Die Simpsons", die bereits seit 1989 zu sehen ist, erst vor wenigen Wochen angekündigt, die Rolle des Supermarkt-Besitzers Apu Nahasapeemapetilon zu streichen, weil dieser zu klischeehaft dargestellt werde. Die Darstellung des Inders wurde mit dem in den USA verpönten Blackfacing verglichen, also die Darstellung schwarzer Menschen durch dunkel geschminkte weiße Menschen. Apus Originalstimme stammt von Hank Azaria, einem weißen New Yorker, auch in der deutschen Synchronfassung stammt seine Stimme von einem weißen Mann. (dk)
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