Die gemeine Hete hat es ja wegen der Gleichberechtigung sooo schwer…. (Bild: WEBN-TV / flickr)
Viele Männer fühlen sich durch die fortschreitende Gleichbehandlung von Frauen verunsichert. Weil sie sich seit der Frauenbewegung der Sechzigerjahre immer weniger vom "typisch Weiblichen" abgrenzen könnten, grenzten sie sich auf aggressive Art von Schwulen ab. Das ist die These einer Studie der Universität Genf, die in der neuesten Ausgabe des amerikanischen Fachmagazins "Sex Roles" veröffentlicht wurde.
Die Wissenschaftler unter Führung des Psychologieprofessors Juan Manuel Falomir-Pichastor wollten herausfinden, ob Männer auf die wahrgenommene "Verweiblichung" (Feminization) des "starken Geschlechts" mit Homophobie reagieren. Insgesamt 220 heterosexuelle Männer nahmen an der Studie teil. Die Forscher konfrontierten einen Teil der Probanden mit der Tatsache, dass Männer heutzutage noch nie so "weiblich" gewesen seien, etwa weil sie Gefühle zeigten und in der Familie vermehrt traditionell weibliche Aufgaben bei der Kindererziehung übernehmen würden. Daraufhin befragten sie die Probanden zu ihrer Einstellung gegenüber Homosexuellen.
Das Ergebnis: Die Gruppe, die mit der eigenen "Verweiblichung" konfrontiert worden war, reagierte im Fragebögen homofeindlicher und betonte die eigene Heterosexualität. Die machohafte Abgrenzung von Frauen – bzw. den Frauen zugeschriebenen Eigenschaften – bezeichneten die Forscher als "antifeminine Norm". Eine Vergleichsgruppe, mit denen die Forscher das Thema "Verweiblichung" von Männern nicht vor Ausfüllen des Fragebogens besprochen hatte, reagierte in den Antworten gelassener auf das Thema Homosexualität.
Laut Falomir-Pichastor fühlen sich traditionell orientierte heterosexuelle Männer insbesondere von schwulen Männern bedrängt, weil diese laut den geläufigen Klischee "die Geschlechtsidentität verletzen, indem sie die Weiblichkeit des Mannes" verkörperten, so Professor Falomir-Pichastor. In einer zunehmend gleichberechtigten Welt könnten diese Männer ihre gefühlte Überlegenheit gegenüber dem "Weiblichen" ausspielen, indem sie sich von Homosexualität absetzten.
"Traditionelle" versus "moderne" Hetero-Männer
Es gebe laut der Studie große Unterschiede zwischen "traditionellen" Männern, die mit der neuen geschlechtergerechten Welt nicht zurechtkämen und ihre Männlichkeit mit Konstrukten aus dem letzten Jahrhundert verteidigten, und "modernen" Männern. Diese kämen mit der "Verweiblichung" besser klar und hätten auch eine tolerante Einstellung gegenüber sexuellen Minderheiten.
Diese Ergebnisse zeigten, dass westlichen Gesellschaften noch immer "widerwillig" Homo-Rechte akzeptierten, und erklärten, warum viele Gesellschaften zwar die Gleichbehandlung von Frauen vorantreiben, aber noch immer an der Diskriminierung von Homosexuellen festhalten würden. "Je näher wir der Gleichbehandlung der Geschlechter kommen, je schwieriger wird wird es für 'traditionelle Männer', diese Gleichbehandlung zu bewältigen und gleichzeitig ihre Männlichkeit zu konstruieren", erklärte Professor Falomir-Pichastor. "Weil sie sich nicht mehr von Frauen absetzen können, sehen sie Homophobie als einen Weg, ihre Männlichkeit wiederherzustellen." (dk)
Denn diese Leute fallen ja nicht vom Himmel.
Kein Wunder dass AfD und DfA solche Sorgen haben, frühkindliche Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sowie Geschlechtergerechtigkeit diesen "traditionellen Männern" das Wasser abgräbt.