Bischof Ambrosius äußert sich gerne zu politischen und gesellschaftlichen Themen
Ein Gericht der griechischen Stadt Aigio hat am Montag den griechisch-orthodoxen Bischof von Kalavryta wegen Volksverhetzung und Missbrauch seiner Position zu einer Haftstrafe von sieben Monaten verurteilt. Die Strafe wurde für drei Jahre komplett zur Bewährung ausgesetzt, da der Metropolit keine Vorstrafe besitzt. Sie ist noch nicht rechtskräftig.
Im Rahmen der politischen Auseinandersetzung um die Öffnung von Lebenspartnerschaften für schwule und lesbische Paare hatte Bischof Ambrosius 2015 online geschrieben: "Wann und wo auch immer Sie diese Leute treffen: Spucken Sie auf sie! Missbilligt sie! Stimmt gegen sie!" (queer.de berichtete).
Es handle sich um "Freaks der Natur", die "geistig und spirituell krank" seien, so der Bischof damals. "Geht nicht in ihre Nähe. Hört nicht auf sie. Vertraut ihnen nicht. Sie sind ausgeschlossene Mitglieder der Gesellschaft."
Im Rahmen des Prozesses hatte der 70-Jährige angegeben, er habe mit dem Blog-Post nicht Homosexuelle gemeint, sondern Parlamentarier. In erster Instanz war der Bischof noch von einem Einzelrichter freigesprochen worden, was zu großer Empörung in Medien und sozialen Netzwerken geführt hatte. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein und der Fall landete vor der mit drei Richtern besetzten zweiten Instanz. Anwälte des Bischofs kündigten an, Berufung einlegen und vor dem Obersten Gericht einen Freispruch erzielen zu wollen.
Wutreden auch vor Gericht
Während der Verhandlung am Montag betonte der Bischof laut Medienberichten, ihm sei egal, ob der Text zu Intoleranz gegenüber Homosexuellen führen könne. "Mein Ziel war es, eine sündhafte Leidenschaft zu benennen, und nicht die Personen, die mich angezeigt haben". Homosexuelle könnten tun, was sie wollen, aber das fordere Christen dazu auf, ihre Haltung zu verstärken.
Der Bischof erinnerte an Sodom und Gomorra, das "durch Feuer vom Himmel zerstört" worden sei. Das Gesetz zu Lebenspartnerschaften "legalisiert die Sodomie, es ist gegen das Wort Gottes". Ambrosius meinte auch, das Gericht habe keine Autorität, um über ihn zu urteilen. "Dieser Tag ist der wichtigste meines Lebens, weil ich für die Liebe Christi verfolgt werde."
Der Bischof am Montag vor dem Gerichtstermin
Während der ersten Verhandlung hatte der Bischof angegeben, er würde auf Homosexuelle schießen, wenn er eine Waffe hätte und das Gesetz dies zuließe. Dazu meinte er am Montag, Kritiker könnten nicht zwischen Scherz und Ernst unterscheiden und verzerrten die Wahrheit, um "diejenigen, die reagieren, zum Schweigen zu bringen, damit sie sich ohne Kontrolle verhalten, ihre Leidenschaften bewerben und ihre Paraden abhalten können".
Kirchenführung lässt Bischof gewähren
Ambrosius gilt als Unterstützer der Neonazi-Partei "Goldene Morgenröte", die er einst als "Hoffnung für das Volk" bezeichnete hatte. Er machte wiederholt mit extremen Äußerungen von sich reden. So bezeichnete er die letztjährige Waldbrand-Katastrophe mit über 100 Toten als "Gottes Rache" für den "atheistischen Premierminister Alexis Tsipras". Während einige Bischöfe sich von der Äußerung distanzierten, hatte das Oberhaupt der Kirche, Erzbischof Hieronymos II., lediglich betont, der Bischof verbreite "nur seine persönliche Meinung".
Ein anderes Mal hatte Ambrosius ein Gesetz gegen Rassismus kritisiert, weil damit "Patrioten" und auch Priestern Gefängnis drohe: "Ein Priester, der das Wort gegen die Zeugen Jehovas oder andere Religionen von der Kanzel ergreift, kann zum Rassisten erklärt und verurteilt werden." Außerdem behauptete er, bald würden die Griechen zu "Fremden im eigenen Land": "Ich weiß nicht, ob ich das noch erlebe, aber eure Kinder werden sicher Sklaven von Muslimen werden. Griechenland verschwindet, der Glaube verschwindet". Er ermahnte, die "Flamme für das Mutterland und den Glauben" aufrecht zu erhalten. (nb)