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Porträt

"Hallo, ich bin Hella, ich bin lesbisch"

Herzlichen Glückwunsch: Die Komikerin Hella von Sinnen wird am 2. Februar 60 Jahre alt. 1992 beteiligte sie sich an der Aktion Standesamt, um das Heiratsverbot für homosexuelle Paare zu kippen.


Hella von Sinnen wurde 1988 durch die RTLplus-Show "Alles nichts oder?!" bekannt, die sie zusammen mit Hugo Egon Balder moderierte (Bild: 9EkieraM1 / wikipedia)
  • Von Ralf Isermann (AFP)
    30. Januar 2019, 15:12h 9 3 Min.

Welch passendes Geschenk zum 60. Geburtstag von Hella von Sinnen: In der Nacht zu Samstag und damit zum runden Geburtstag der Komikerin zeigt der Fernsehsender RTL alte Folgen von "Alles nichts oder?!".

Ob RTL bei der Programmplanung von Sinnens Geburtstag im Blick hatte, ist allerdings unklar – der Kölner Sender schließt die Aufzeichnungen der durch ihre fliegenden Torten bekannten anarchischen Show an eine Sendung zum eigenen 35. Jubiläum an. Mit der Wiederholung von "Alles nichts oder?!" dokumentiert RTL aber, wie sehr der eigene Aufstieg mit der inzwischen bei Sat.1 beschäftigten Hella von Sinnen und ihrem kongenialen Moderator Hugo Egon Balder verbunden ist.

Ein Urgestein des Privatfernsehens

Die am 2. Februar 1959 in Gummersbach als Hella Kemper geborene Komikerin zählt zu den Urgesteinen des Privatfernsehens. Ihr Image ist bis heute klar definiert – lesbisch, schrill und dick, so beschreibt es von Sinnen selbst. Mit diesem Image spielt sie, aber es stört sie auch manchmal: "Man kann von mir einfach nicht behaupten, ich wäre nur lesbisch oder nur schrill und dick!", sagte sie einmal dem Portal planet-interview.de. In erster Linie sei sie Künstlerin, es gebe viel mehr Facetten ihres Könnens.

Die mit ihrer Art polarisierende von Sinnen hat ein großes Verdienst daran, das in den Achtzigerjahren noch oft spießige Fernsehen und mit ihm auch Teile der Gesellschaft aufgelockert zu haben – vor allem dadurch, dass sie aus ihrer Homosexualität kein Geheimnis machte.

Die Liebe zu Cornelia Scheel als "Staatsaffäre"

Im vergangenen Jahr erzählten Balder und von Sinnen der "Bild"-Zeitung von ihrem Kennenlernen. "Ich habe mich Hugo bei RTL in der Kantine vorgestellt: 'Hallo, ich bin Hella, ich bin lesbisch'", erinnerte sich von Sinnen. Balder antwortete demnach: "Das passt gut, ich steh' auch auf Frauen". Was im Nachhinein so locker klingt, war in den Jahren vor und direkt nach der Wiedervereinigung noch ein Tabu.

Sie sei "die einzige deutsche TV-Person, die mit ihrem Coming-out kokettiert hat", sagte von Sinnen 1993 dem "Spiegel". Sie musste sich sogar gegen den Verdacht wehren, in Wahrheit heterosexuell zu sein. Zur "Staatsaffäre" sei es geworden, als sie sich in Cornelia Scheel verliebte.

Die Adoptivtochter des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel und von Sinnen wurden zu den prominentesten Kämpfern für die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare. 1993 klagten die beiden in der sogenannten Aktion Standesamt mit anderen vor dem Bundesverfassungsgericht für die, wie man das damals noch nannte, Homo-Ehe. Die Karlsruher Richter lehnten das Ansinnen zwar ab, doch sie stellten erstmals fest, dass sich das gesellschaftliche Bild der Ehe wandeln könne – was inzwischen auch geschehen ist. Die Beziehung von Sinnens zu Scheel scheiterte 2014 (queer.de berichtete).

Auch Rollen als Schauspielerin und Synchronsprecherin

Anders als es zwischenzeitlich schien, schadete der Karriere der Moderatorin ihr offensiver Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung nicht. Als Kabarettistin feierte sie immer wieder auf der Bühne Erfolge. Im Fernsehen blieb sie über all die Jahre durch verschiedene Sendungen meist an der Seite von Hugo Egon Balder präsent, vor allem mit "Genial daneben – Die Comedy Arena". Dazu kommen andere Shows wie "Der Klügere kippt nach" und verschiedene Rollen als Schauspielerin und Synchronsprecherin.

Nach einer Reihe von Medienpreisen kommt von Sinnen nun in das Alter, wo es Preise für das Lebenswerk gibt. Am 1. April erhält sie in Recklinghausen den "Ehren-Hurz", einen noch jungen Comedy-Preis, der sich an den Musik-Sketch "Hurz" der Recklinghäuser Hape Kerkeling und Achim Hagemann anlehnt.

#1 Simon HAnonym
  • 30.01.2019, 17:02h
  • Hella von Sinnen ist laut, schrill und sicher nicht jedermanns Geschmack. Aber selbst die Leute, die sie nicht mögen, müssen eines zugeben:
    sie hat sich nie versteckt und nie verbogen. Sie war offen lesbisch zu einer Zeit, als das kaum ein Promi war und wo das noch das Karriere-Aus bedeuten konnte. Und sie hat sich immer für unsere Belange eingesetzt, sei es bei Aktionen wie der "Aktion Standesamt" oder bei offenen Worten in Talkshows genauso wie in Unterhaltungssendungen, wo sie sich auch nie den Mund hat verbieten lassen.

    In diesem Sinne:
    Prost Hella. Auf Deinen 60. Mögst Du noch viele Jahre laut, schrill und nicht jedermanns Geschmack sein. Denn Angepasste gibt es schon genug.

    Und an so einem Tag ist dann natürlich auch der Gedanke bei ihrem guten Freund Dirk Bach, der uns viel zu früh verlassen hat und auf den alles Gesagte genauso zutrifft. Und der deshalb unvergessen ist und sicher aus dem Himmel Hella zuprostet und sich über ihren runden Geburtstag freut.
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#2 Happy-BirthdayAnonym
  • 30.01.2019, 18:51h
  • Alles Gute zum runden Geburtstag und immer weiter so :-)

    Danke für deine Pionierarbeit bezüglich der Rechte für LSBTTIQ. Sehr mutig und sehr stark. Einige Shows habe ich gesehen und war jedes Mal beeindruckt weil du immer du geblieben bist. Und so ganz nebenbei konnte ich über deinen Humor lachen.
    Deshalb die volle Punktzahl an dich und jede Auszeichnung, die du bekommst, hast du verdient.
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#3 Happy-BirthdayAnonym
  • 30.01.2019, 18:58h
  • P.S.:
    Die Kondom-Werbung 1989 mit Ingolf Lück war übrigens der Knaller :-D
    "Tina, wat kosten die Kondome"? "
    Eine Frau antwortet: "3,99"
    Eine ältere Frau widerspricht und sagt: "Nein, 2,99, die sind im Angebot."

    Das war Pionierarbeit (thumbs up)
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