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Umstrittene Preisverleihung

Andreas Gabalier: "Wenn alle Leute so tolerant wären wie ich"

Der homophobe Musiker und selbsternannte "Volks-Rock'n'-Roller" ist jetzt Träger des Karl-Valentin-Ordens. Die heftige Kritik an der Verleihung am Samstag in München kann er nicht verstehen.


Sänger im Trachtenoutfit: Andreas Gabalier werden rechtspopulistische, homophobe und frauenfeindliche Tendenzen vorgeworfen (Bild: Chris Heidrich)
  • 3. Februar 2019, 15:15h 36 4 Min.

Steht der Musiker Andreas Gabalier in der Tradition des legendären Volkssängers und Humoristen Karl Valentin? Ja, sagt die Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla, die den Österreicher deshalb am Samstag mit dem Karl-Valentin-Orden ehrte – und damit für einen Skandal sorgte. Die Empörung war groß: Seine Musik habe mit Valentins Kunst nichts zu tun, schimpfte Sabine Rinberger vom Münchner Valentin-Karlstadt-Musäum. Nicht nur sie warf dem 34-Jährigen rechtspopulistische, homophobe und frauenfeindliche Tendenzen vor (queer.de berichtete).

Bei Konzerten füllt der selbst ernannte "Volks-Rock'n'-Roller" größte Hallen mühelos. Gabalier weiß, wie er die Massen begeistern kann mit "Hulapalu" oder "So liab hob i di". Als "Volkssänger 2.0" würdigt ihn deshalb die Narrhalla. Volksmusik und Stadionrock.

Ein Steirer "Lausbua mit der Lederhosn", der seinen Fans Lebensfreude gibt, Halt und Trost – so sieht er es selbst. Die Kritik sei eine Neiddebatte. "Die Missgunst ist groß im Land", meint er. "Ich habe einen riesengroßen Erfolg, über den man sich freuen darf. Er schmeckt vielleicht nicht mehr allen, weil er wirklich große Massen bewegt."

Gabalier fühlt sich als Hetero diskriminiert

Seine Kritiker verweisen indes auf die Sache mit dem Cover seines Albums "Volksrock'n'-Roller" von 2011: Gabalier in seltsamer Pose, den Körper vornübergebeugt und Arme und Beine merkwürdig verrenkt. Ein menschliches Hakenkreuz, befanden manche. Als frauenverachtend gilt vielen das Video zum Song "Hallihallo", das vom tiefen Dekollete einer hübschen Frau zu einem prallen Kuheuter überblendet wird – welches der Sänger versonnen melkt.

Gabalier hatte sich in der Vergangenheit mehrfach nachweislich homophob geäußert. So beklagte er sich etwa 2015, dass er als Heterosexueller diskriminiert werde ("Man hat's nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl steht"). Außerdem forderte er Homosexuelle auf, sich "aus Respekt vor Kindern" in der Öffentlichkeit zurückzuhalten. In einem Interview machte er außerdem die Sichtbarkeit von Schwulen und Lesben dafür verantwortlich, dass sexuelle Minderheiten von Heterosexuellen gehasst werden: "Man muss doch nicht jeden Tag schmusende Männlein in der Zeitung oder auf Plakaten drucken. Das löst das Gegenteil aus. Abwehr, Überdruss, Antipathie, selbst bei Leuten, die es doch eigentlich tolerieren."

Österreichs Vizekanzler Heinz-Christian Strache sprang dem Musiker damals via Facebook bei: "Respekt! Andreas Gabalier lässt sich vom linken Mainstream nicht beeindrucken." Zum Karl-Valentin-Orden postete der Chef der als rechtspopulistisch geltenden FPÖ: "Allmählich zweifelt man am Verstand, aber nicht an dem von Herrn Gabalier. Das ist schon pathologischer Hass gegenüber andersdenkenden Kunstschaffenden."

"Mein Hirschleder ist dick, die Lederhosn hält das aus"

Die Medien hätten aus einer Fliege einen Elefanten gemacht, schimpft Gabalier. Er lasse politische Diskussionen und Anschuldigungen dieser Art "bewusst links liegen". Die Vorwürfe seien haltlos, er distanziere sich davon. "Wenn alle Leute so tolerant wären wie ich, ich glaube, dann hätten wir auf dieser Welt überhaupt keine Sorgen."

Die Kritik lässt Gabalier nicht völlig kalt, das ist ihm beim Ball der Narrhalla anzumerken. Aber: "Mein Hirschleder ist dick, die Lederhosn hält das aus", scherzt er und verweist auf die Tracht, die er wie so oft zur Smoking-Jacke trägt.

Alt-Rock'n'Roller Peter Kraus spricht ihm als Laudator der Ordensverleihung Mut zu. Nicht Kritik und Presse, sondern "deine Fans, die dir jahrelang die Treue halten, sind der wahre Maßstab für dein Können, deine Beliebtheit", so der 79-Jährige.

Geschadet hat der Wirbel der vergangenen Tage nicht, ist Gabalier sicher. Quer durch alle Medien war vom Skandal um ihn die Rede. Das lässt die Klasse klingeln, so Gabalier: "Die Stadien werden noch voller werden."

Testimonial der Trachtenindustrie

Bei allen Debatten um Rechtspopulismus und Frauenfeindlichkeit rückt indes in den Hintergrund, was Kern des Wirbels war: Dass einer den Karl-Valentin-Orden bekommt, der nach Ansicht der Kritiker nichts mit dem Volkssänger (1882-1948) zu tun hat.

Was verbindet Gabalier mit diesem umständlichen, ewig pessimistischen Komiker, dessen Humor oft voll herzergreifender Tragik ist? Die Antwort ist schwer zu bekommen. Gabalier sagt: "Die Fröhlichkeit, den Humor und diesen unermüdlichen Antrieb, eigentlich immer positiven Herzens voranzuschreiten."

Vor allem sieht der Musiker den Orden als Belohnung für seine Erfolge als Sänger, "für Leistung, für viel Einsatz, für harte Arbeit, aber auch für viel Lebensfreude". Selbstbewusst berichtet er vom Segen, den seine Konzerte bringen. Millionen Fans, die anreisen und sich in Schale werfen. "Man ist mittlerweile Wirtschaftsfaktor für viele Städte, in denen wir spielen. Das stärkt den Tourismus, das hat die ganze Trachtenindustrie angekurbelt."

Unter den 49 Ordensträgern sind Senta Berger oder Hape Kerkeling. Streit gab es öfter, etwa als Schlagersänger Heino geehrt wurde. Die Hüter von Valentins kulturellem Erbe fordern deshalb, die Narrhalla müsse dem Volkssänger bei der Auswahl der Ordensträger mehr Respekt erweisen – oder den Orden am liebsten gleich umbenennen. Die Münchner Stadtratsfraktion Die Grünen-rosa liste schlug vor, dass die Stadt einen eigenen Valentin-Karlstadt-Preis ins Leben rufen sollte (queer.de berichtete). (cw/dpa)

#1 kaymahuProfil
  • 03.02.2019, 15:37hFrankfurt
  • Diskussionen und Anschuldigungen lässt er also "bewusst links liegen" Naja. kein Wunder, passt doch auch kein Blatterl mehr rechts neben Ihm. Und der Preis ist dank seiner Initiatoren damit für mich kulturell auch nicht mehr relevant. Gut möglich, dass das keinen interessiert, aber vielleicht gesellen sich noch ein paar zu mir. :-)
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#2 queergay
  • 03.02.2019, 16:03h
  • Als ich diesen Sanges-Musikus das erste Mal sah, dachte ich spontan, was ist denn das für eine Schwuchtel.
    Ich glaube, daß er sich vorbeugend als Hetero-Mann bewußt in Szene setzt - aus Angst früher oder später als Mann, der in Wahrheit auf Männer steht, entlarvt zu werden.
    Mit so einer (verlogenen) Strategie wäre er nicht der erste im Geldmach-Showbiz-Business.
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#3 johnAnonym
  • 03.02.2019, 16:04h
  • Leute, der ist einfach nicht sonderlich helle. Schlau vielleicht, eher sogar bauernschlau: aber eben nicht helle. Ohne Geistesgaben verstehen Menschen einfach nicht, daß "Ich diskriminiere nicht" und "zwei Manderln sind was anderes als a Manderl und a Weiberl" nicht zusammengehen: dazu braucht man analytische Intelligenz, und die hat er eben nicht. Man muß ihm dann nicht noch einen Preis verleihen. Aber man muß sich da auch nicht von morgens bis abends daran abarbeiten: da helfen halt keine Pillen, es ist als ob man einem Kanarienvogel eine Waschmaschine erklären möchte. Der piept dann halt.
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