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Beitrag zur Stigmatisierung?
Hirschfeld-Stiftung und DAH kritisieren "diskriminierende Kampagne"
In einer Anzeige wirbt eine Pharmafirma mit nackter Haut und dem Slogan "Schöner ohne HIV und Hepatitis C" für Prävention. Nicht jeder ist begeistert.

Diese Werbeanzeigen erschienen in Printmagazinen wie der Berliner "Siegessäule"
- 7. Februar 2019, 10:30h 2 Min.
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) haben eine deutsche Werbeanzeige des amerikanischen Pharmakonzerns Merck Sharp & Dohme (MSD) beanstandet, weil sie Menschen mit HIV diskriminiere. Die Anzeige, die bereits seit mindestens 2017 in LGBTI-Printpublikationen geschaltet wird, zeigt ein sich umarmendes nacktes schwules Paar und trägt die Aufschrift: "Schöner ohne HIV und Hepatitis C. Informieren Sie sich, wie Sie sich vor einer Infektion schützen können". Dabei wird auf die Informationsseite MSD-Gesundheit verwiesen.
"Was für eine diskriminierende Kampagne!", schrieb dazu die Hirschfeld-Stiftung am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite. Die Deutsche Aids-Hilfe schloss sich der Kritik mit den Worten an: "Wir finden auch: Diese Anzeige kann so verstanden werden, dass Sex weniger schön sei, wenn man HIV-positiv ist oder wenn ein Sexpartner HIV-positiv ist oder sogar, dass Menschen ohne HIV schöner sind." Das laufe dem Ziel der Aidshilfen zuwider, Berührungsängste abzubauen und deutlich zu machen: "Ein erfülltes Leben mit HIV ist in jeder Hinsicht möglich – Sex inklusive!" Ziel der Anzeigen sei es wohl, zum Schutz zu motivieren, sie trügen aber "ungewollt zur Stigmatisierung bei". Die Organisation kündigte an, diese Problematik gegenüber Merck zu thematisieren.
Twitter / mhstiftungDie @Aidshilfe_de kommentiert die umstrittene Kampagne von MSD: "Die Anzeigen sollen wohl zum Schutz motivieren, tragen aber ungewollt zur Stigmatisierung bei. Wir werden das gegenüber der Firma MSD thematisieren." pic.twitter.com/Dyac5JROBU
Hirschfeld-Stiftung (@mhstiftung) February 6, 2019
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Auf der Facebook-Seite der Hirschfeld-Stiftung sind sich die Nutzer uneins, ob die Kritik angebracht ist. Ein Leser schreibt etwa: "Ich verstehe nicht ganz, was da diskriminierend ist. Ich glaube, dass dies eher ein Aufruf zu Prävention ist." Eine anderer: "Die Folgen einer vermeidbaren Infektion herunterzuspielen, ist auch nicht besser." Eine Nutzerin widersprach mit den Worten: "Herzlichen Glückwunsch. Der Makel von Krankheiten wurde perfekt inszeniert. Kranke Menschen sind nicht schön – so funktioniert die perfekte Stigmatisierung. Ich fühle mich gerade 35 Jahre zurück versetzt." Ein weiterer Leser fragte: "Sind nur gesunde Menschen schöne Menschen?" (dk)
@MSD: Was für eine diskriminierende Kampagne!
Gepostet von Bundesstiftung Magnus Hirschfeld am Mittwoch, 6. Februar 2019
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