Unbekannte sprühten mehrere Hakenkreuze auf die "Villa" (Bild: Türkis Rosa Lila Villa)
Unbekannte haben mehrere Hakenkreuze auf die "Türkis Rosa Lila Villa" in Wien geschmiert. Das teilte das im 6. Gemeindebezirk Mariahilf angesiedelte queere Zentrum am Dienstag auf Twitter mit und veröffentlichte Bilder. "Es passiert am helllichten Tag. Wieder mehrere Hakenkreuze am Haus, wir lassen uns nicht einschüchtern", schrieb das Team des Kommunikationszentrums. Laut den Organisatoren komme es alle anderthalb Jahre zu "solchen Beschmierungen".
Die Wiener Landtagsabgeordnete und Bundesrätin Ewa Dziedzic (Grüne) zeigte sich über den Vorfall schockiert: "In Österreich werden wieder Hakenkreuze an Lokale, die Schutz für Minderheiten gegen Hass von außen bieten, gemalt. Das ist ein Punkt, an dem die Mehrheit aufstehen muss", so die 38-Jährige. Sie warnte davor, dass Homophobie und Rassismus als Feinbild oft Hand und Hand gingen. Es treffe immer jene zuerst, "die keine Lobby haben." Dziedzic ist für ihre scharfe Kritik an Homosexuellenfeindlichkeit bekannt. 2017 bezeichnete sie den damaligen katholischen Weihbischof Andreas Laun als "Hassprediger", weil er sexuelle und geschlechtliche Minderheiten als "gestört" bezeichnet hatte (queer.de berichtete).
Die Initiative zur Gründung des Zentrums wurzelt in der Hausbesetzerszene der späten Siebziger- und der Achtzigerjahre. Im Zuge anderer Hausbesetzungen wurde 1982 das damals zum Abriss vorgesehene Haus besetzt. Nach längeren Verhandlungen mit der Stadt wurde schließlich 1984 zwischen den Aktivisten und der Stadt ein Vertrag zur "Instandbesetzung", also zur Selbstverwaltung und Belebung des Objekts, geschlossen – obwohl damals Homo-"Propaganda" ("Werbung für Unzucht mit Personen des gleichen Geschlechts") in Österreich gesetzlich verboten war. Bis heute ist das Projekt unter rechtsgerichteten Politikern umstritten und musste in den letzten Jahrzehnten scharfe Anfeindungen über sich ergehen lassen. Hilmar Kabas, ein Abgeordneter der rechtspopulistischen FPÖ, bezeichnete die "Villa" etwa als "subventioniertes Bordell".
Österreichische LGBTI-Aktivisten sind derzeit besorgt, dass die Rechts-Bundesregierung aus ÖVP und FPÖ die Stimmung gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten verschärfen könnte. Die Regierung versucht offen, die Gleichbehandlung von LGBTI zu verhindern – so setzte sie die vom Verfassungsgerichtshof angeordnete Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben nur teilweise um, indem sie am Ehe-Verbot für manche homosexuelle Ausländer festhielt (queer.de berichtete). (cw)
Zunächst einmal muss man leider konstatieren, dass die Mehreheit der Österreicher*innen Faschisten in die Regierung gewählt hat ... Dass eben diese gleiche Mehrheit nun gegen faschistisches Tun "aufsteht", ist wohl nur als Wunschtraum zu bezeichnen.