Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwachsen, haben bessere Chancen auf einen Schulabschluss (Symbolbild: (cc) Tom Reynolds / flickr)
Forscher der Katholischen (!) Universität im flandrischen Löwen (Leuven) haben in einer groß angelegten Studie (PDF) herausgefunden, dass Kinder mehr schulischen Erfolg haben, wenn sie bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen als bei Vater und Mutter. So hätten sie etwa eine rund sieben Prozent höhere Chance, einen sekundären Schulabschluss zu machen als Kinder mit "traditionellen" Elternpaaren. Auch in Testergebnissen nach der Grundschule schnitten Regenbogenkinder besser ab als die Vergleichsgruppe.
Die Wirtschaftswissenschaftler Deni Mazrekaj, Kristof De Witte und Sofie Cabus nutzten für ihre Studie die Daten der niederländischen Statistikbehörde "Centraal Bureau voor de Statistiek", von der sie Daten aller im Land geborener Kinder zwischen 1995 und 2005 analysierten. 1.200 Kinder konnten sie gleichgeschlechtlichen Paaren zuordnen, mehr als eine Million verschiedengeschlechtlichen Paaren.
Bisherige Studien weniger aussagekräftig
Bisher waren Studien meist zu dem Ergebnis gekommen, dass Kinder aus Regenbogenfamilien in der Regel genauso gut leben wie Kinder aus anderen Familien. Diese Studien konnten anders als die neue Untersuchung der belgischen Wissenschaftler aber nur auf relativ wenige Kinder zurückgreifen – eine sieben Jahre alte Studie der Uni Amsterdam untersuchte etwa nur weniger als 200 Kinder (queer.de berichtete).
Nur eine einzige Studie aus Texas kam bislang zu dem Ergebnis, dass Kinder schlechter bei Schwulen und Lesben aufwachsen. Allerdings wurde diese Studie aus dem Jahr 2012 vom Soziologen Mark Regnerus erstellt, der von christlich motivierten Homo-Hassern finanziert wird und dessen Methodik laut Kollegen viele schwerwiegende Mängel aufwies (queer.de berichtete).
Bisherige Studien hätten laut den belgischen Forschern auch das Problem gehabt, dass schwer nachzuvollziehen war, ob Kinder bei Regenbogenfamilien aufgewachsen sind oder einfach kurzzeitig bei einem gleichgeschlechtlichen Paar gelebt hätten. Viele Kinder aus diesen Studien seien in eine Regenbogenfamilie durch Scheidung eines homosexuellen Elternteils vom heterosexuellen Partner oder der heterosexuellen Partnerin gekommen, was die Ergebnisse verzerrt habe. Der Grund: Scheidungskinder hätten mehr Probleme an Schulen als Kinder mit einem intakten Elternhaus.
Niederlande haben besonders gute Voraussetzungen für Regenbogenfamilien
Die Autoren der neuen Studie weisen darauf hin, dass die Voraussetzungen für eine gute Kindheit in Regenbogenfamilien in den Niederlanden besonders hoch ist. In kaum einem anderen Land sei die Bevölkerung so tolerant gegenüber Schwulen und Lesben eingestellt, so dass der oft in Ländern wie den USA gemessene "Minderheitenstress" unter sexuellen Minderheiten nicht so stark verbreitet sei. Das Konzept des "Minderheitenstresses" besagt konkret, dass entsprechende Personen einem höheren Maß an Belastungen ausgesetzt sind – was häufiger zu weiteren Problemen führt wie etwa Versuche, den Stress durch Missbrauch von Rauschmitteln oder andere gefährliche Verhaltensweisen zu kompensieren.
Die besseren Ergebnisse von Kindern aus Regenbogenfamilien könnten auch damit erklärt werden, dass gleichgeschlechtliche Eltern oft wohlhabender, älter und gebildeter seien als heterosexuelle Eltern, so die belgischen Forscher. "Es ist schwierig für gleichgeschlechtliche Paare, Kinder zu kriegen, also müssen sie quasi einen hohen sozioökonomischen Status haben", erklärte Mazrekaj laut "Washington Post" im Januar bei der Vorstellung der Ergebnisse auf einem Treffen der American Economic Association in der US-Metropole Atlanta. Dieser höhere Status sei entscheidend für bessere Leistungen an Schulen. Als die Forscher diese Unterschiede herausrechneten, waren die Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellen Elternpaaren zwar kleiner – Kinder in Regenbogenfamilien zeigten aber immer noch etwas bessere Ergebnisse als Kinder mit heterosexuellen Eltern.
Die Studie, so gaben die Forscher zu, habe ihre Grenzen: Wegen der niedrigen Zahl von schwulen Elternteilen konnten sie etwa nicht errechnen, ob es einen Unterschied macht, ob Kinder mit zwei Vätern oder zwei Müttern aufwachsen. Sie konnten auch keine Angaben dazu machen, wie es Kindern geht, die von einem alleinstehenden Schwulen oder einer alleinstehenden Lesbe aufgezogen werden, oder welchen Einfluss bisexuelle Elternteile haben. (dk)
Aber auch dafür werden die sich irgendwas zusammen spinnen.