Bruce McArthur sei ein sexueller Triebtäter, der zu seiner Befriedigung Menschen ermordet habe, urteilte Richter John McMahon vom Ontario Superior Court
Der Serienmörder Bruce McArthur, der im Laufe von sieben Jahren acht Männer rund um die schwule Szene Torontos tötete, ist am Freitag von einem Gericht der Region Ontario zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt worden. Der 67-jährige Landschaftsgärtner hat dem Urteil nach zum ersten Mal nach 25 Jahren die Möglichkeit, einen Antrag auf Haftentlassung zu stellen.
Damit verhängte das Gericht die Plichtbestrafung für Mord nach kanadischem Recht. Die Staatsanwaltschaft hatte das Gericht gebeten, die Möglichkeit zu nutzen, die 25 Jahre mehrfach zu addieren, und letztlich einen Haftprüfungstermin nach frühestens 50 Jahren gefordert. Auch bei der jetzt verhängten Strafe wird allerdings erwartet, dass der unter anderem an einer Diabetes leidende McArthur den Termin nicht mehr erleben wird und ansonsten aufgrund der Schwere seiner Taten kaum eine Chance auf eine tatsächliche Haftentlassung habe.
McArthur hatte sich in der letzten Woche zu acht Morden schuldig bekannt (queer.de berichtete) und damit nach Ansicht des Richters John McMahon Angehörigen der Opfer ein aufwändiges und belastendes Verfahren erspart. Zugleich betonte das Gericht, dass der Täter vermutlich noch mehr Menschen umgebracht hätte, wenn er nicht im Januar 2018 festgenommen worden wäre. McArthur habe kein Zeichen von Reue gezeigt für die "teuflischen" Taten, die er zu "seiner kranken Befriedigung" verübte.
Morde mit sexueller Komponente
Im Laufe mehrerer Jahre waren im Gay Village der Millionenstadt Toronto mehrfach schwule Männer verschwunden und von Angehörigen als vermisst gemeldet worden. Im Januar 2018 verhaftete die Polizei McArthur und klagte ihn wegen zwei Morden an, konnte ihm aber im Laufe der Ermittlungen weitere Morde nachweisen (queer.de berichtete).
Unter den Opfern waren ein ehemaliger Lebensgefährte McArthurs, zwei afghanische Einwanderer, zwei Flüchtlinge aus Sri Lanka, ein Iraner, ein Türke und ein obdachloser Escort. Bei der Festnahme fand die Polizei einen jungen Mann, der ans Bett gefesselt war. Er war unverletzt, hätte aber das neunte Opfer werden können.
Staatsanwalt Michael Cantlon hatte vor Gericht erklärt, dass jeder der Morde eine sexuelle Komponente gehabt habe. McArthur habe alle Tötungen akribisch geplant und alle Opfer vor der Tötung misshandelt. Er habe dann "Andenken" seiner Opfer behalten, etwa Schmuck. Später wurde in den Gerichtsverhandlungen bekannt, dass der Täter seine Opfer nach der Tat fotografierte, mit ihnen posierte und ihnen dabei teilweise Pelzmäntel anlegte (queer.de berichtete).
Die Polizei hatte in McArthurs Schlafzimmer Hilfsmittel gefunden, die auf eine gewaltsame Entführung der Männer hindeuteten, darunter Klebeband, Seile, einen Plastikhandschuh, Kabelbinder und Spritzen. Leichenteile der meisten Opfer wurden in großen Pflanzenkübeln bei Kunden des Landschaftsgärtners gefunden. Die Männer waren zum Tatzeitpunkt zwischen 37 und 58 Jahre alt.
Polizei tappte lange im Dunkeln
Richter McMahon sagte, der Gärtner habe es auf verwundbare Männer am Rande der Gesellschaft abgesehen, die mit ihrer Drogenabhängigkeit und ihrer heimlichen Sexualität rangen. McArthur selbst hatte sich seine sexuelle Orientierung erst eingestanden, als er bereits über 40 Jahre alt war. Er verließ plötzlich seine Frau und zwei Kinder und zog 1997 nach Toronto. 2001 kam er erstmal mit dem Gesetz in Konflikt, als er einen Prostituierten mit einer Metallstange schlug. Ein psychiatrisches Gutachten unterstellte ihm damals "unterschwellige Ressentiments", stufte ihn aber als nicht gefährlich ein.
Der Fall hatte einen Keil zwischen Torontos Polizei und der LGBTI-Szene getrieben. Aktivisten warfen den Behörden vor, jahrelang das Verschwinden der Opfer nicht ernst genug verfolgt zu haben. Angehörige und LGBTI-Aktivisten haben eine öffentliche Untersuchung verlangt. In der Community war lange die Existenz eines Serienmörders vermutet worden; noch einen Monat vor der Verhaftung hatte der Polizeichef entsprechende Spekulationen zurückgewiesen. Im letzten Monat wurde ein Disziplinarverfahren gegen einen Polizisten bekannt, der McArthur 2016 nach einer Festnahme wieder freiließ. Ein Mann hatte ihn beschuldigt, ihn im Rahmen von Sex gewürgt zu haben. (nb/dk/afp)