Eine von der Pariser Nationalversammlung vergangenen Dienstag beschlossene eher kleine Änderung bei Schulformularen sorgt für Aufregung unter konservativen Gegnern der Gleichbehandlung Homosexueller. Die liberale Regierung von Staatspräsident Emmanuel Macron setzte durch, dass sich die Eltern auf Schulformularen statt unter den Worten "père" und "mère" (Vater und Mutter) als "parent 1" und "parent 2" (Elternteil 1 und 2) eintragen sollen.
Die Abgeordnete Jennifer de Temmerman von der Regierungspartei LREM argumentierte, dass die derzeitigen Formulare mit "Vater" und "Mutter" nicht die Existenz der gleichgeschlechtlichen Ehe und die von Regenbogenfamilien miteinbeziehen würden und die Änderung daher notwendig sei: "Niemand sollte sich durch rückständiges Denken von dieser Gesellschaft ausgeschlossen fühlen", so de Temmerman.
Widerstand gab es insbesondere unter Konservativen: Parlamentsabgeordnete Xavier Breton von Les Républicains kritisierte die Neuregelung, da derzeit 95 Prozent der Paare, die sich verpartnerten oder heirateten, nach wie vor aus einem Mann und einer Frau bestünden.
Rechtspopulisten beklagen "kulturmarxistischen Krieg gegen die traditionelle Familie"
Die Neuregelung führte zu einem großen Aufschrei unter Homo-Hassern, auch in Deutschland. Im Portal "Freie Welt", das vom Ehemann der homophoben AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch betrieben wird, heißt es etwa: "Der internationale, kulturmarxistische Krieg gegen die traditionelle Familie hat längst auch Frankreich erreicht." Das rechtspopulistische Portal "Epoch Times" attestiert in einer Überschrift gar die "Zerstörung der traditionellen Familie" durch die Änderung der Schuldokumente. Das deutschsprachige Portal jesus.ch behauptet, dass durch die Neuregelung "über 99 Prozent der gewöhnlichen Eltern diskriminiert" werden würden.
Auf der deutschen Seite des staatlichen russischen Nachrichtenportals RT, das mit populistischen Storys immer wieder die angebliche Minderwertigkeit westlicher Gesellschaften beweisen oder Konflikte schüren will, berichtete mit hämischem Unterton über die neuen Schulformulare – und sorgte damit für viele homophobe "Leser"-Kommentare. Beispiele: "Die Eliten wollen nur ihre sexuelle Abnormalität salonfähig machen" oder "Ca. 15% Lesben und Schwule schaffen es, den Rest der Welt völlig zu verblöden".
Die französische Regierung hatte erst vergangenen Monat eine groß angelegte Kampagne gegen Homo- und Transphobie an Schulen gestartet (queer.de berichtete). Grund sei ein Anstieg der aus Hass motivierten Gewalt gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten. (dk)
Wieviele Elternteile hatte Jesus nochmal?