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"Empire"-Star
Update: Jussie Smollett festgenommen und angeklagt
Der schwule Schauspieler steht unter dem Verdacht, den von ihm berichteten und angezeigten Angriff auf ihn in Auftrag gegeben zu haben.

Dominick D / wikipedia) Der amerikanische Schauspieler und Sänger Jussie Smollett hatte sich 2015 als schwul geoutet (Bild:
- 21. Februar 2019, 05:27h 4 Min.
zum aktuellen Stand (Schauspieler festgenommen und von Polizei beschuldigt) siehe Ende des Artikels
Ursprüngliche Meldung: Polizei will Jussie Smollett festnehmen
Weil er eine homophobe und rassistische Attacke gegen sich inszeniert haben soll, droht dem US-Schauspieler Jussie Smollett ein Strafverfahren. Ein Sprecher der Polizei von Chicago erklärte am Mittwoch, der Star der TV-Serie "Empire" werde jetzt offiziell als "Verdächtiger" in Ermittlungen wegen Falschaussage gegenüber der Polizei geführt. Entsprechende Beweise würden derzeit vor Gericht vorgelegt. "Kriminalbeamte werden jetzt Kontakt zu seinen Anwälten aufnehmen, um eine vernünftige Übergabe für eine Festnahme auszuhandeln", erklärte Polizeisprecher Anthony Guglielmi.
Die angebliche Attacke gegen den offen schwulen, afroamerikanischen Schauspieler hatte Ende Januar für Empörung gesorgt. Der 36-Jährige hatte angegeben, er sei in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten rassistisch und schwulenfeindlich beleidigt, geschlagen und mit Bleichmittel überschüttet worden (queer.de berichtete). Außerdem hätten die Angreifer einen Strick um seinen Hals gelegt. Die Unbekannten sollen zudem geschrien haben, Chicago sei "MAGA-Land" – in Anspielung auf Donald Trumps Wahlkampfslogan "Make America Great Again".
Anwälte: Smollett zum zweiten Mal Opfer geworden
Der Vorfall hatte in den USA Entsetzen ausgelöst; Vertreter der Filmbranche, aber auch Politiker zeigten sich empört. Die Polizei leitete zunächst Ermittlungen wegen eines möglichen "Hassverbrechens" ein. Den Ermittlern kamen aber Zweifel an der Darstellung des "Empire"-Darstellers, als sie zwei festgenommene Verdächtige befragten. Diese wurden wieder freigelassen, ohne dass die Polizei Anschuldigungen gegen sie erhob. Die Polizei erklärte später, die Ermittlungen hätten sich "verschoben".
US-Medien berichten, die Attacke sei womöglich nur inszeniert worden. Die beiden zwischenzeitlich verdächtigten Männer – zwei Brüder mit nigerianischem Pass, von denen einer als Fitnesstrainer für "Empire" arbeitete – sollen angegeben haben, für die Inszenierung angeheuert worden zu sein. Demnach war Smollett unzufrieden darüber, dass ein zuvor an ihn gerichteter Drohbrief nicht die von ihm erwartete Aufmerksamkeit erhalten hatte.
Die Anwälte des Schauspielers dementierten alle Berichte, dass ihr Mandant den Vorfall nur erfunden habe (queer.de berichtete). In einer Stellungnahme vom Wochenende hieß es, der 36-Jährige sei nun wegen der Andeutungen, dass er die Attacke inszeniert habe, noch einmal zum Opfer geworden. "Nichts könnte unwahrer sein und jeder, der etwas anderes behauptet, lügt." Die Anwälte kündigten eigene Ermittlungen an.
Die Zahl von Hassverbrechen in den USA ist nach Angaben der Bundespolizei FBI im Jahr 2017 um 17 Prozent gestiegen. Opfer waren vor allem Afroamerikaner und Juden. Mehrere US-Zeitungen schrieben nun aber selbstkritisch, im Fall Smollett hätten Journalisten wie auch Politiker vorschnell reagiert und die Angaben des Schauspielers unkritisch übernommen. (cw/AFP)
Update 13.10h: Smollett festgenommen
Ein Sprecher der Polizei berichtete am frühen Donnerstagmorgen Ortszeit, dass der Schauspieler in Untersuchungshaft genommen wurde und sich im Gewahrsam der Polizei von Chicago befinde; Smollett sei selbständig in der zuständigen Wache erschienen. Für den Nachmittag sei vor Gericht eine Verhandlung über die Festsetzung einer Kaution angesetzt. Zuvor hatte eine Jury eine Anklage gegen den 36-Jährigen wegen Vortäuschung einer Straftat zugelassen. Dem Schauspieler droht eine Bewährungsstrafe oder Haft bis zu drei Jahren. Smolletts Anwälte sagten nach der Anklageerhebung, dass man eine starke Verteidigung vorbereite und für den Mandanten die Vermutung der Unschuld gelte, auch angesichts teils falscher Medienberichte der letzten Wochen. (nb)
Update 16.46h: Polizei: Smollett fälschte Überfall und Drohbrief
Nach Angaben von Polizei-Superintendent Eddie Johnson bei einer späteren Pressekonferenz habe Smollett 3.500 US-Dollar an die beiden Männer bezahlt, um den Angriff durchzuführen – als Beweise lägen unter anderem der von ihm ausgestellte Scheck und Verbindungsdaten zu Telefonaten zwischen "Tätern" und "Oper" vor. Die Verletzungen im Gesicht des Schauspielers seien vermutlich durch diesen selbst verursacht worden und nicht durch die beiden Angreifer, die von der Polizei derzeit rechtlich als Zeugen bewertet werden. Smollett habe bereits den an ihn verfassten Drohbrief selbst verfasst. Als Motiv werde Unzufriedenheit mit seinem Gehalt bei "Empire" vermutet. Der Polizeichef betonte, man nehme Hassverbrechen sehr ernst und habe trotz mancher Zweifel Smollett bis zuletzt als Opfer angesehen. Er hoffe, dass der Vorfall keine Auswirkung auf die sensible Behandlung anderer Hassverbrechen und ihrer Opfer in der Öffentlichkeit habe.
Twitter / ABCChicago Police Superintendent Eddie Johnson on Smollett arrest: "Bogus police reports cause real harm. They do harm to every legitimate victim who's in need of support by police." https://t.co/d7l0Zfudcc pic.twitter.com/Hj4kgd7M6T
ABC News (@ABC) February 21, 2019
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Update 22.2.: Smollett gegen Kaution auf freiem Fuß
Smollett ist am Donnerstagnachmittag Ortszeit gegen Zahlung einer Kaution von 100.000 Dollar aus dem Gewahrsam entlassen worden. Seine Anwälte kritisierten die Polizei anschließend scharf: Mit der Pressekonferenz sei auf der Unschuldsvermutung "herumgetrampelt" worden. Die Polizei habe ein "Spektakel" veranstaltet, das im US-Justizsystem keinen Platz habe, sagte Anwalt Jack Prior der Nachrichtenagentur AFP. Smollett beharre auf seiner Unschuld und fühle sich "von einem System verraten, das anscheinend einen fairen Prozess überspringen und direkt zum Urteil übergehen will".
