Sie sind zwar nett anzuschauen, dennoch steht die flächendeckende Einführung gleichgeschlechtlicher Ampelpärchen nicht wirklich ganz oben auf der Liste der Forderungen von Deutschlands LGBTI-Verbänden. Auch nur 42,4 Prozent der queer.de-Leser wollen die sogenannten Homoampeln laut einer Umfrage aus dem Dezember 2018 dauerhaft in ihrer Stadt sehen.
Emotionen wecken die verliebten roten und grünen Ampelweibchen und -männchen dennoch – und zwar bei den Homohassern. Über 10.000 Menschen haben bereits eine Onlinepetition an die Kölner Verkehrsdezernentin Andrea Blome gegen gleichgeschlechtliche Ampelpärchen zum diesjährigen CSD unterschrieben. Nach anfänglichen Bedenken, angeblich aus Gründen der Verkehrssicherheit, hatte die CDU-nahe Kommunalpolitikerin vor zwei Wochen doch noch grünes Licht für die zeitlich begrenzte Aktion im Juli gegeben (queer.de berichtete).
"Moralische Abscheulichkeiten" auf dem CSD
Seitdem schäumen die Homohasser: "Obwohl Homosexualität eine absolute Randerscheinung in der Bevölkerung ist, versucht die Homo-Lobby andauernd über diese Realität hinwegzutäuschen", heißt es in der Petition auf der rechtsextremen Plattform PatriotPetition.org. "Durch Omnipräsenz der Homo-Ideologie in der Öffentlichkeit soll der Eindruck erweckt werden, Homosexualität sei völlig normal, Ehe und Familie hingegen ein Auslaufmodell." Was die Homohasser besonders ärgert: "Da alle Fußgänger das Ampel-Signal beachten müssen, kann sich praktisch niemand dieser Homo-Provokation entziehen."
Auch vom Christopher Street Day halten die Initiatoren nichts. "Dabei handelt es sich um einen Aufmarsch Homosexueller, der in erster Linie der Erregung öffentlichen Ärgernisses durch die Zurschaustellung aller möglichen und unmöglichen Perversitäten und moralischen Abscheulichkeiten dient", heißt es in der Onlinepetition.
Weltweiter Siegeszug der Vielfaltsampeln
Als erste Stadt weltweit hatte Wien 2015 anlässlich der Ausrichtung des Eurovision Song Contests gleichgeschlechtliche Ampelpärchen installiert (queer.de berichtete). Die Vielfaltsampeln führten zu weltweiter Berichterstattung, was die österreichische Hauptstadt dazu veranlasste, die eigentlich zeitlich begrenzte Aktion fortzusetzen.
Seither wurde die Idee von zahlreichen Städten in mehreren Ländern übernommen. Viele Kommunen lobten, dass sie so ein Zeichen für Akzeptanz setzen könnten und vergleichsweise kostengünstige Werbung für ihre Stadt erhalten. Zuletzt wurde in der australischen Hauptstadt Canberra der Jahrestag des Beschlusses zur Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben mit gleichgeschlechtlichen Ampelpärchen gefeiert (queer.de berichtete). (mize)