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Britische Umfrage
Homo-"Heilung" führt zu psychischen Erkrankungen
Eine Umfrage in Großbritannien bestätigt: Sogenannte Konversionstherapien helfen den Betroffenen nicht, sondern treiben sie in die Verzweiflung oder gar den Selbstmord.

Ärzte oder Geistliche, die Homosexuelle "heilen" wollen, nehmen den Tod ihrer "Patienten" in Kauf
- 25. Februar 2019, 15:53h 3 Min.
Versuche, die Homosexualität einer Person zu ändern, haben psychische Erkrankungen bis hin zu Selbstmordversuchen, selbstverletzendem Verhalten und Essstörungen zur Folge. Das ist das Ergebnis einer vergangene Woche veröffentlichten britischen Online-Umfrage zu den Themenfeldern religiöser Glauben und Sexualität (alle Ergebnisse hier). Die Studie der LGBTI-Organisation Ozanne Foundation wurde von angesehenen Experten in Fragen von Religion, Statistik und dem Gesundheitsdienst beaufsichtigt, darunter etwa der Chef der nationalen Psychotherapeuten-Organisation UKCP.
Insgesamt hatten sich mehr als 4.600 Menschen an der Umfrage beteiligt, darunter 458, die probiert hatten, ihre sexuellen Orientierung "heilen" zu lassen. Von ihnen berichten mehr als die Hälfte psychische Erkrankungen als Folge ihrer "Therapie". Innerhalb dieser Gruppe versuchte ein Drittel, sich mindestens einmal das Leben zu nehmen. Zwei Fünftel berichteten von selbstverletzendem Verhalten (bei Frauen war dieser Anteil weit höher); ein Viertel erklärte, an Essstörungen gelitten zu haben.
Fast die Hälfte wurde in die Therapie gezwungen
43 Prozent der "Konversionstherapie"-Veteranen gaben an, sie hätten keine Möglichkeit gehabt, sich den "Heilungs"-Versuchen zu entziehen – etwa weil sie minderjährig waren und ihre Eltern die "Therapie" angeordnet hatten. Weitere 22 Prozent sagten, sie seien im Rahmen der "Therapie" gezwungen worden, mit einem Mitglied des anderen Geschlechts Sex zu haben. Insgesamt waren mehr als die Hälfte der Befragten bei ihrem ersten "Heilungs"-Versuch jünger als 18 Jahre. Als Hauptmotivation für die Anstrengungen, sich in Heterosexuelle zu verwandeln, gaben die Befragten ihre religiösen Glauben an oder nannten Motive, die auf internalisierte Homophobie hinwiesen.
Laut der Befragung waren die Anstrengungen vergebens: Nur 17 Prozent berichteten, dass die "Therapie" ihnen zumindest für eine Weile geholfen habe. Weniger als vier Prozent gaben an, dass sie sich "geheilt" fühlten.
Britische Staatskirche setzt sich für Verbot ein
Die Studie wurde auch der anglikanischen Staatskirche "Church of England" übergeben. Die Kirche gilt zwar nur als bedingt LGBTI-freundlich – sie hält etwa am Ehe-Verbot für Schwule und Lesben fest. Allerdings setzt sich die Führungsetage bereits seit längerem für ein Verbot der Homo-"Heilung" ein (queer.de berichtete). Paul Bayes, der Bischof von Liverpool und Vorsitzender der Ozanne Foundation, erklärte etwa, die Zahl der Selbstmordversuche unter Menschen, die ihre Homosexualität "heilen" lassen wollten, sei "schockierend und ernüchternd".
Die Ergebnisse sind nicht überraschend: Psychologenverbände weisen seit längerem mit Nachdruck darauf hin, dass die "Heilung" von Homosexualität nicht möglich sei und derartige Therapieversuche Menschen in die Verzweiflung treiben würden. Der Weltärztebund verabschiedete deshalb bereits 2013 eine Stellungnahme, nach der derartige Behandlungen "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien (queer.de berichtete).
Aus diesem Grund gibt es in vielen Ländern Anläufe, derartige "Therapien" zu verbieten – entweder nur für Jugendliche oder für alle. Innerhalb der Europäischen Union hat allerdings bislang nur Malta ein Totalverbot von Homo-"Heilung" beschlossen (queer.de berichtete). Nach langem Widerstand scheint auch die Bundesregierung ihre Meinung zu ändern: Vor gut einer Woche kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an, ein Totalverbot anzustreben und bis Sommer einen entsprechenden Vorschlag vorzulegen (queer.de berichtete). Die Grünen haben bereits einen neuen Gesetzentwurf für ein "Heilungs"-Verbot für Jugendliche vorgelegt (queer.de berichtete). (dk)














