Marc Short hasst Homosexuelle offenbar genauso sehr wie sein Chef (Bild: Screenshot CNN)
Der amerikanische Vizepräsident Mike Pence ist erneut wegen Homophobie in den Schlagzeilen. Dieses Mal ist sein neuer Stabschef Marc Short der Grund: Wie erst jetzt nach Medienberichten herauskam, hatte der 48-jährige bisherige Berater von Präsident Donald Trump vor rund 30 Jahren in einer Kolumne schwule Männer wegen ihres "perversen Lebensstils" angegriffen.
Short äußerte diese homosexuellenfeindliche Meinung in der von ihm mitgegründeten Studentenzeitung "The Spectator", die an seiner damaligen Privathochschule Washington and Lee University in Virginia herausgegeben wurde. Short arbeitete von 1989 bis 1992 für die Zeitung.
In einem Artikel kritisierte er die "Propaganda-Kampagne von schwulen Aktivisten", die Heterosexuellen Angst einjagen wollten, indem sie behaupteten, dass auch Heteros einer hohen HIV-Gefahr ausgesetzt seien. "Der Zweck der Kampagne ist es, sowohl den Kongress von einer höheren Finanzierung für Aids-Forschung zu überzeugen als auch den perversen Lebensstil, dem Homosexuelle frönen, zu entstigmatisieren."
Die Kolumne war eine Antwort auf einen Artikel des schwulen HIV-Positiven Edwin Wright in einer anderen Studentenzeitung, in dem er davon sprach, wie schmerzhaft der Aidstod vieler seiner Freunde sei und wie er mit seiner Angst vor dem Tod umgehe (Wright starb 1993). Short schrieb in seiner Kolumne, er habe zwar "Mitgefühl" für Wright, "das heißt aber nicht, dass wir die abstoßenden Praktiken und den häufigen Anal-Sex glorifizieren oder Coming-outs als mutig ansehen sollten". Short fuhr fort: "Homosexuelle, die einen ungesunden Lebensstil verfolgen und hohe Risiken eingehen, speziell Analverkehr, könnten so enden wie Herr Wright."
Short bedauert inzwischen Kolumne
Auf Anfrage des Portals "Daily Beast" erklärte Short am Dienstag, dass er die Kolumne heute nicht mehr so schreiben würde: "Ich bedaure, als Student eine Sprache benutzt zu haben, die nicht aufzeigt, wie viel Respekt ich heutzutage versuche, anderen entgegenzubringen", so Short verklausuliert. "Wir haben alle viel über Aids gelernt in den letzten 30 Jahren und meine Gedanken sind bei all den Opfern der schrecklichen Krankheit."
Der Aids-Aktivist Peter Staley hält dieses Bedauern nicht für aufrichtig und erklärte, Short habe damals viel Schaden angerichtet: "Rhetorik wie diese hat uns getötet", so Staley. "Leute wie er wollten, dass wir sterben. Und das hatte einen Effekt."
Auch die LGBTI-Organisation Human Rights Campaign übte scharfe Kritik an Short: "Es ist sehr verstörend, aber nicht überraschend, dass Mike Pences neuer Stabschef Menschen mit HIV oder Aids verunglimpft hat", heißt es in einer Stellungnahme. "Sein Boss Mike Pence hat seine ganze Karriere damit verbracht, queere Menschen zu attackieren und HIV-Aufklärung und Prävention zu torpedieren."
Vizepräsident Mike Pence könnte nach einer möglichen Amtsenthebung von Donald Trump nächster Präsident der Vereinigten Staaten werden
Vizepräsident Mike Pence gilt als einer der homophobsten Spitzenpolitiker in den USA. Der 59-Jährige warb etwa während seines Wahlkampfes für den Einzug in den US-Kongress im Jahr 2000 für die "Heilung" von Homosexuellen: Damals regte er an, finanzielle Mittel für Menschen zur Verfügung zu stellen, "die ihr sexuelles Verhalten ändern wollen". Als Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses und später als Gouverneur von Indiana setzte er sich stets dafür ein, die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten einzuschränken. So trieb Pence als Landeschef das Gesetz "zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit" voran, dessen einziges Ziel es war, die religiös begründete Diskriminierung im Bereich sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu erlauben (queer.de berichtete).
Wegen dessen Homophobie "scherzte" Präsident Donald Trump laut Medienberichten, dass Pence "alle Homosexuellen aufhängen lassen" wolle (queer.de berichtete). Vergangenen Monat sorgte Pences Ehefrau Karen für Aufregung, weil sie anfing, als Lehrerin an einer christlichen Schule zu arbeiten, die Schwule, Lesben und Transsexuelle grundsätzlich ablehnt (queer.de berichtete). (dk)