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Bettina Vorndamme beherbergt den einstigen Jetset-Schauspieler, um ihn vor Abstürzen zu schützen. Ihre Tochter erzählt in "Helmut Berger, meine Mutter und ich" die unglaubliche Geschichte dieser Freundschaft.
Die besten Geschichten, so heißt es ja immer wieder, schreibt das Leben. Bettina Vorndamme beweist das einmal mehr. Sie, frisch getrennt, "da hat man eben Zeit", stößt zufällig auf Helmut Berger. Oder besser das, was aus dem bewunderten Star aus "Ludwig II." oder "Die Verdammten" geworden ist: Alkoholprobleme, Ehe mit dem Sohn eines "Botox-Boys" und – trauriger Trash-TV-Höhepunkt: dreitägiger Aufenthalt im RTL-Dschungelcamp.
"Der muss mal wieder einen vernünftigen Film machen, es kann ja nicht sein, dass der nur Dreck macht", sagt Frau Vorndamme, und ruft Berger an. Kurze Zeit später schon besuchen Mutter und Tochter – die soll aus dem Ganzen einen Film machen – ihn in Salzburg. Bettina und Helmut freunden sich an, telefonieren täglich. Sie holt ihn zu sich aufs niedersächsische Land, Helmut Berger zieht bei ihr ein. Nur dort könne er ein richtiges Comeback starten. "Wir sind ja in der Pflicht", sagt sie zu ihrer Tochter Valesca Peters.
Nach dem Tod von Luchino Visconti nicht mehr verliebt
Ganz zur Freude von Bettinas Mutter, die extra die Sammeltassen herauskramt, wenn sie für Helmut Berger Kaffee und Kuchen auf der Terrasse serviert. "Helmut Berger, meine Mutter und ich" wird an solchen Stellen fast wie ein Homevideo, das man eben so bei einer Feier aufnimmt, und ist deshalb gerade so persönlich und intim.
Bettina und Valesca werden zur Ersatzfamilie für Helmut Berger. Sie lachen zusammen, und zwar ehrlich, so wie es nur Freunde tun. Er macht jeden Quatsch mit, macht Selfies mit Snapchat-Tier-Filter. Familie, sagt Berger, war immer nur der Film. Betinna nennt er "meine erste deutsche gute Freundin".
Neben Allgemeinplätzen ("Altwerden ist nichts für Feiglinge") gibt Helmut Berger doch ein paar sehr private Momente preis. Über seine Kindheit mit dem strengen Vater, seine Beziehung zum italienischen Regisseur Luchino Visconti, mit dem er bis zu dessen Tod zusammen war, den anschließenden Selbstmordversuch, dass er danach nie mehr verliebt war, nervige Reporter, die Einsamkeit im Alter. Situationen, in denen die Kamera ihm sehr nahe kommt.
Es gibt Streit, viel Streit: "Er ist, wie er ist"
Regisseurin Valesca Peters, die auch das Drehbuch geschrieben hat, lässt Berger sich auch selbst interviewen, wechselt teilweise zu schwarz-weiß und zeigt auch alte Filmszenen und Interviews, die Berger kommentiert. Sie dokumentiert nicht nur, wie sich ihre Mutter und Helmut Berger anfreunden und ihm mit 73 Jahren zum Theaterdebüt an der Berliner Volksbühne verhelfen. Sie zeigt auch, wie dieser Film entsteht, er ist Dokumentation und Making-of zugleich.
Und sie spart auch die Konflikte nicht aus. Es gibt Streit, und zwar nicht wenig, der immer heftiger wird. "Er ist, wie er ist. Er hat zwei Seiten. Sehr anstrengend", mehr sagt Bettina Vorndamme nicht. Eine schwierige Rolle für Valesca Peters – zwischen Sympathie für die Mutter und dem Protagonisten ihres Langfilm-Debüts. Doch der Streit oder Alkoholrückfälle werden nie direkt gezeigt – genau das hatte Bettina Vorndamme ja bei RTL so kritisiert.
Am Ende steht Helmut Berger auf der Bühne. Er hat es geschafft. Trotz der intimen Momente, der privaten Aufnahmen, bleibt dieser Ausnahmekünstler ein Mysterium. Er spielt Rollen, wann spielt er sie nicht? Seine Blicke sind selten eindeutig, und es scheint, auch Mutter und Tochter konnten ihn nie vollständig durchdringen. Er ist, wie er ist.
Links zum Thema:
» Homepage zum Film mit allen Kinoterminen
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
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