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Nach "Witz" über Drittes Geschlecht

CDU-Vize nennt AKK-Kritiker "Kulturbanausen"

Thomas Strobl hält den "Witz" der CDU-Parteichefin über Intersexuelle für guten schwäbisch-alemannischen Humor. Ein schwuler Christdemokrat lobt die AKK-Aussage sogar als positive Attacke auf "linksgrünen Genderwahnsinn".


Strobl ist CDU-Landeschef in Baden Württemberg (Bild: Deutscher Bundestag / Raphael Huenerfauth / photothek.net)

  • 6. März 2019, 13:40h 34 3 Min.

Innerhalb der CDU gibt es auch nach Karnevalsende noch Auseinandersetzungen, wie man mit den umstrittenen "Witz" von Bundesparteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer umgehen soll. Die 56-jährige Saarländerin hatte sich in der letzten Woche beim Stockacher Narrengericht im Landkreis Konstanz über intersexuelle Menschen lustig gemacht (queer.de berichtete).

Nach anhaltender Kritik in Medien und sozialen Netzwerken verteidigte nun der baden-württembergische CDU-Landeschef und Bundesvize Thomas Strobl Kramp-Karrenbauer. Es erstaune einen schon, was in Berlin für ein "Bohei" über einen Fastnachtswitz in Stockach gemacht werde, sagte er am politischen Aschermittwoch in Fellbach (Rems-Murr-Kreis).

Allen, die von Kramp-Karrenbauer eine Entschuldigung forderten, warf er entgegen: "Das ist der wahre Witz. Keine Ahnung habt ihr von der Fasnet (Fastnacht) in Baden-Württemberg, ihr Kulturbanausen in Berlin." Eine Bütt, die nicht anecke, sei keine richtige Bütt. Er sei selbst beim Stockacher Narrengericht gewesen – und er habe gelacht. "Das muss bei einer Fastnacht auch mal drin sein", sagte Strobl, der auch Landesinnenminister und Stellvertreter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist.

Video (14 MB) | Ausschnitt aus der Rede Strobls. Quelle: CDU BaWü / FB
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LSVD wirft CDU Verharmlosung vor

Derweil übte der Lesben- und Schwulenverband am Mittwoch erneut Kritik an den Aussagen der CDU-Bundeschefin. Der CDU-Landesvorsitzende Thüringens Mike Mohring und der dortige Chef der Jungen Union, Stefan Gruhner, hätten diskriminierende Äußerungen Kramp-Karrenbauers verharmlost, erklärte Jenny Renner vom Vorstand der Organisation.

Mohring hatte der "Thüringer Allgemeinen" gesagt, er bezweifele, dass Kramp-Karrenbauer damit die Geschlechtervielfalt kritisieren wollte. Gruhner meinte, sie habe ein wichtiges Thema angesprochen, "nämlich, dass das Land andere Probleme hat als diesen ganzen linksgrünen Genderwahnsinn." Der Landtagsabgeordnete hatte sich 2016 als schwul geoutet (queer.de berichtete).


Stefan Gruhner ist seit 2010 Landesvorsitzender der Jungen Union in Thüringen und seit 2014 Landtagsabgeordneter im Parlament von Erfurt

Zu den Äußerungen der CDU-Landespolitiker erklärte Renner, es stelle sich die Frage, was Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen mit der CDU als potenzielle Regierungspartei nach der Landtagswahl in Thüringen erwarte, wenn die Verharmlosung von Diskriminierungserfahrungen als Bagatelle dargestellt werde. Im Freistaat wird Ende Oktober gewählt – laut Umfragen ist völlig unklar, ob Rot-Rot-Grün seine Mehrheit halten kann.

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Bosbach: Witz war nicht gegen Inter- oder Transsexuelle gerichtet

Der frühere CDU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach deutete den AKK-"Witz" in einem am Mittwoch auf T-Online veröffentlichten Meinungsbeitrag um: "Nimmt man den Text exakt so, wie er gesagt wurde und ganz sicher auch gemeint war, dann hat sich 'AKK' nicht über Inter- oder Transsexuelle, sondern über (verunsicherte) Männer lustig gemacht. Über Männer, die angeblich nicht mehr wüssten, was sie noch dürften – und was nicht."

Konkret hatte Kramp-Karrenbauer in ihrer Rede von einer Berliner Latte-Macchiato-Fraktion gesprochen, die die "Toiletten für das dritte Geschlecht" einführe. "Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette."

Innerhalb der CDU hatte es in den letzten Tagen aber auch Kritik an der AKK-Aussage gegeben. Die Lesben und Schwule in der Union forderten etwa in einer Presseerklärung und in Interviews eine Entschuldigung Kramp-Karrenbauers (queer.de berichtete). Die Parteichefin hat aber bislang nicht auf diese Forderung reagiert. AKK wird ihre nächste mit Spannung erwartete Rede am frühen Mittwochabend beim politischen Aschermittwoch in Demmin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) halten. (dpa/dk)

Wöchentliche Umfrage

» Kommt die Union nach AKKs LGBTI-feindlicher Rhetorik noch als Koalitionspartner infrage?
    Ergebnis der Umfrage vom 04.03.2019 bis 11.03.2019
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#1 LorenEhemaliges Profil
  • 06.03.2019, 15:23h
  • Wer vom "linksgrünen Genderwahnsinn" faselt, hält sich zumindest sprachlich bereits im Raum des organisierten Rechtsradikalismus auf. Manche Scherze haben zumindest den Effekt, dass man in der Auseinandersetzung damit erkennt, wer wessen Geistes Kind ist.
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#2 RubinsAnonym
  • 06.03.2019, 15:41h
  • Also verstehe ich das richtig. Witze gegen Minderheiten ist in Ordnung und wer das anders sieht ist ein Kulturbanause?
    Dann sind für die CDU Judenwitze, Ausländerwitze und Witze über Schwarze also völlig in Ordnung? Vielleicht bittet ja mal ein Journalist den Herren darum, einen ordentlichen Judenwitz zu erzählen, damit wir alle was zu lachen haben. Ist ja alles in Ordnung zukünftig.
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#3 AlbrechtAnonym
  • 06.03.2019, 15:49h
  • "AKK wird ihre nächste mit Spannung erwartete Rede am frühen Mittwochabend beim politischen Aschermittwoch in Demmin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) halten."

    Da bin ich aber gespannt, ob Annegret Kramp-Karrenbauer dort ein paar launige Zoten über vergaste Juden, AIDS-Tote oder muslimische Opfer des NSU macht...

    Denn wenn laut CDU Humor "anecken" muss und Hetze gegen LGBTI lustig ist, dann sind das die logischen nächsten "Witze".

    Ich frage mich nur eines:
    Wo sind die Zeiten, als Karneval nicht anecken, provozieren, beleidigen, spalten, hetzen, o.ä. sollte, sondern wo es noch um Humor, Feiern und "Spaß an der Freud" ging? In ihrem Korpsgeist zur Verteidigung ihrer Führerin hat die CDU wohl jeden Realitätssinn verloren....
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