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Politischer Aschermittwoch
AfD verteidigt AKK gegen "hirnverbrannten Gender-Gagaismus" und "Minderheitendiktatur"
Mehrere Politiker der rechten Partei nutzten den Karnevals-"Scherz" der CDU-Bundesvorsitzenden über Intersexuelle zur politischen Stimmungsmache gegen andere Parteien und Minderheiten.

AfD-Parteichef Jörg Meuthen betonte bei seiner Aschermittwochs-Rede, die Partei brauche "Männer und Frauen, die ihren Mann stehen – lassen sie mich das so sagen, ich bin ja noch nicht gegendert – die sich vom dekadenten, zeitgeistigen Mainstream nicht kaputt kriegen und nicht in die Resignation treiben lassen"
- 6. März 2019, 16:45h 2 Min.
Mehrere führende AfD-Politiker haben beim Politischen Aschermittwoch der Partei im niederbayerischen Osterhofen die Diskussion um diskriminierende Karnevals-Äußerungen der CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer aufgenommen und weitergesponnen. Die Saarländerin hatte sich bei dem Auftritt in der letzten Woche vor dem "Stockacher Narrengericht" über "Toiletten für das dritte Geschlecht" und "Gender-Gesetzgebungen" lustig gemacht – eine Rhetorik, die in den letzten Jahren vor allem aus der AfD zu hören gewesen war.
Bei der Hauptveranstaltung der AfD zum Aschermittwoch griffen mehrere Redner die Debatte dankbar auf. Der für die Europawahl auf den zweiten Spitzenplatz gesetzte Guido Reil beklagte etwa angebliche "Milliarden" für "dritte Toiletten" und meinte: "Ich persönlich kenne jetzt nicht so viele 'Diverse' (…) Aber wenn ich mich da im Bundestag umgucke…" Daraufhin nannte er unter Gejohle des Publikums Politiker wie Angela Merkel, Claudia Roth oder Andrea Nahles.
Der Brandenburger AfD-Landesvorsitzende Andreas Kalbitz sprach bezüglich der Aufregung um den Karnevals-"Scherz" von Kramp-Karrenbauer von einer "gesinnungsfaschistischen Hysterie" und einer "medialen Minderheitendiktatur dieser Berufsfunktionäre des dritten bis 67. Geschlechts", einer Debatte vorbei "an der weniger schrillen und hysterischen Mehrheitsgesellschaft".
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Der bayerische EU-Kandidat Bernhard Zimniok, Platz fünf der AfD-Liste, empörte sich in seiner Rede über angebliche "Gender-Toiletten" sowie "Gender-Typen" in der Bundeswehr. Dabei verwies er auf eine transsexuelle Bundeswehrmitarbeiterin, die nach der Arbeit auf einem Messestand im letzten Jahr von mehreren AfD-Politikern öffentlich vorgeführt worden war (queer.de berichtete).
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Meuthen gegen "betreutes Lachen"
Bundesparteichef Jörg Meuthen begrüßte in seiner Rede neben u.a. "V-Leuten" auch ironisch "hochverehrte Andersgeschlechtliche", ging aber nicht näher auf diese ein. Er hatte sich allerdings bereits am Dienstag bei Facebook über "Betreutes Lachen auch im Fasching" amüsiert und unter der Überschrift "Linksgrüne Sprachpolizei kennt keinen Karneval" betont, AKK habe es "in einem Anflug von Restkonservatismus gewagt", "die Idiotien rund um das sogenannte 'dritte Geschlecht' aufs Korn zu nehmen." Aber im "linksgrünen Irrenhaus Deutschland" sei es gewagt, "ein wenig am äußerst dünnen Lack des hirnverbrannten Gender-Gagaismus zu kratzen".

Bereits zuvor hatten mehrere AfD-Politiker wie Beatrix von Storch Kramp-Karrenbauers "Scherz" gegen "queergrüne Blockwarte" verteidigt (queer.de berichtete). Man dürfe den "LSBTTIQ-Irrsinn" nicht mehr kritisieren, weil "deren Lobby" "doof" und "humorlos" sei, meinte etwa die einstige Gründerin der christlich-fundamentalistischen Lobbygruppen "Demo für alle" und "Initiative Familienschutz".

Auf Twitter äußerten sich weitere AfD-Politiker zum Thema, ohne Ahnung von Inter- bzw. Transsexualität
Bei einem Aschermittwochsauftritt in Baden-Württemberg machte sich derweil auch CDU-Bundesvize Thomas Strobl über "Kulturbanausen" lustig, die ein "Bohei" um die Rede AKKs machten (queer.de berichtete). Die CDU-Bundesvorsitzende selbst wird am Abend eine Rede zum Aschermittwoch halten. (nb)

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» Alle Berichte zu Kramp-Karrenbauer im Archiv
Sie machen die Hetze gegen LGBTI salonfähig und verschaffen der AfD damit Aufschwung.
Sowohl AKK als auch die Union müssen sich den Schuh anziehen, dass sie die AfD immer stärker machen.
Ich habe nur eine Erklärung dafür: das soll kommende Koalitionen von Union und AfD vorbereiten...