Motto des Karnevalsausklangs der CDU ist traditionell "Zeit für deutliche Worte"
Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich bei ihrer Rede zum Politischen Aschermittwoch erstmals zu ihrem seit Tagen öffentlich diskutieren Auftritt in der letzten Woche beim "Stockacher Narrengericht" geäußert. Bei der im vorpommerschen Demmin abgehaltenen Veranstaltung ließ die CDU-Bundesvorsitzende dabei am Abend eine von mehreren Seiten geforderte Entschuldigung für die diskriminierenden Äußerungen über Intersexuelle vermissen.
Vielmehr betonte die 56-Jährige, dass es bei ihrer Rede "nicht um ein drittes Geschlecht", sondern in ihrem ganzen Umfang um eine Antwort auf die "Anklage" einer "Entmannung der CDU" bei dem "Narrengericht" gegangen sei, um "die Frage von Emanzen und Machos und das Verhältnis von Mann und Frau". "Manchmal muss man schon genau hinschauen, bevor man sich über etwas künstlich aufregt", sagte AKK zu großem Applaus. Menschen hätten besser die letzten Tage Karneval feiern sollen, anstatt sich über ihre Rede zu beklagen. Seit der beginnenden Empörung am Samstag hatte sich die Politikerin allerdings nicht mehr zum Thema geäußert.
In der Rede am letzten Donnerstag hatte sich AKK über Antidiskriminierungsrichtlinien und "Gender-Gesetzgebungen" lustig gemacht und gemeint: "Guckt euch doch mal die Männer von heute an. Wer war denn von euch vor kurzem mal in Berlin, da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen." AKK damals weiter: "Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür – dazwischen – ist diese Toilette" (Artikel mit Videos).
Kein Wort an Inter- und Transsexuelle
Anstatt ein Wort in Richtung Inter- oder Transsexuelle zu verlieren, griff Kramp-Karrenbauer am Mittwoch ihre Kritiker an. "Dass manche unserer politischen Gegner und leider auch unser Koalitionspartner das zu einem Thema macht, das zeigt, wie schlimm die Situation bei denen sein muss." So laufe man Gefahr, die Tradition von Karneval und Kleinkunst kaputt zu machen, "wo man gerade nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Wenn wir da so verkrampfen, wie wir das jetzt in den letzten Tagen getan haben, dann geht ein Stück Tradition und Kultur in Deutschland kaputt. Das sollten wir nicht zulassen."
Für die Union gelte, dass "jeder nach seiner Fasson glücklich werden" solle, so Kramp-Karrenbauer. Sie ging dabei aber ebenfalls nicht auf sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten ein, sondern etwa auf Vegetarier. Man mache aus Fleischessern deswegen aber auch keine Verbrecher: "Das Maß stimmt nicht mehr." So empörte sie sich auch über Debatten, ob Kinder noch zu Karneval als Scheich oder Indianer gekleidet sein dürften. "Das ist doch alles ein Wahnsinn, was wir hier erleben."
"Wir haben wohl keine wirklichen Probleme mehr in unserem Land", so AKK zum Abschluss ihrer Einführung. "Denn ansonsten kann ich mir nicht erklären, dass landauf landab über alle 'Tagesschauen', Schlagzeilen, tagelang über so einen Blödsinn diskutiert wird, und zwar in aller Ernsthaftigkeit."
Bereits vor der Rede hatte Kramp-Karrenbauer in einem kurzen NDR-Interview (ab 2:10) betont, dass sich Menschen ihren Karnevals-Auftritt komplett ansehen sollten und dass es darin "nicht um intersexuelle Menschen" gegangen sei. Die ursprüngliche Frage, ob sie sich entschuldigen wolle, ignorierte sie in dem Interview. Auf die nachfolgende Frage – "Also sie können nicht verstehen, dass sich Menschen davon beleidigt fühlen?" – meinte sie: "Nein, das kann ich nicht verstehen, und ich kann vor allem nicht verstehen, mit welcher Hysterie das zum Teil diskutiert worden ist." Dann ging sie wie später in der Karnevalsrede auf Karnevalstraditionen ein, bei denen nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden solle.
Berechtigte Klagen ignoriert
Die Lesben und Schwulen in der Union hatten Kramp-Karrenbauer am Montag wegen der Karnevals-Rede um eine Entschuldigung und ein Gespräch gebeten, ebenso Vertreter von Grünen und SPD noch am Mittwoch (queer.de berichtete). Intersexuelle selbst hatten in mehreren Interviews, etwa in Vice oder der Tagesschau, die Äußerung Kramp-Karrenbauers scharf kritisiert.
Die ehemalige saarländische Ministerpräsidentin hält bis heute zudem an ihrer Ablehnung der Ehe für alle und ihrem ebenfalls heftig kritisierten Vergleich mit Inzest und Polygamie fest (queer.de berichtete). (nb)
um 19:45 ergänzt um Aussagen aus NDR-Interview
""wo man gerade nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen muss. Wenn wir da so verkrampfen, wie wir das jetzt in den letzten Tagen getan haben, dann geht ein Stück Tradition und Kultur in Deutschland kaputt. Das sollten wir nicht zulassen.""
So verkrampft und humorlos wie die CDU in den letzten 20 Jahren?
WO war denn diese Denkweise bei der Eheöffnung?
Wie verkrampft waren denn, Frau KRAMPF-Krachenbauer und Konsorten bei diesem Thema?
Johannes Kahr sollte ihr mal eine gepfefferte "Bütenrede" um die Ohren schlagen, dann kann sie gerne mal nochmal davon reden, doch bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen!