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Brasilien
Bolsonaro nach Veröffentlichung von Karnevals-Sex-Video in der Kritik
Das Video zeigt eine öffentliche Golden-Shower-Perfomance unter Männern – der homofeindliche Präsident will damit den ihm gegenüber oft kritisch eingestellten Karneval diffamieren.

Jeir Bolsonaro und zwei Unbekannte auf einer Bus-Haltestelle, die aus der Ferne gefilmt wurden (Bild: Senado Federal, Twitter)
- 6. März 2019, 22:42h 2 Min.
Brasiliens rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro hat am Dienstagabend (Ortszeit) bei Twitter ein Video mit drastischen öffentlichen Sexszenen vom Straßenkarneval veröffentlicht und dies mit einer Kritik an Auswüchsen des Volksfestes verbunden. Das 40 Sekunden lange Video, das auch am Mittwoch weiter zu sehen war, wurde brasilianischen Medien zufolge am Montag in São Paulo gedreht. Bolsonaro war beim diesjährigen Karneval selbst häufig aufs Korn genommen worden.
In dem aus deutschen Jugendschutzgründen hier nicht verlinkbaren Video zu sehen sind drei Männer, die auf einem Dach tanzen. Einer von ihnen scheint sich einen Finger in den Hintern zu stecken. Er bückt sich, während ein anderer unter dem Jubel der Menge seinen Penis offenbart und auf die Haare des anderen Mannes uriniert.
"Ich fühle mich nicht wohl, dies zu zeigen. Doch wir müssen der Bevölkerung die Wahrheit zeigen, damit sie Bescheid weiß und immer ihre Prioritäten setzen kann", schrieb der Präsident am Dienstagabend (Ortszeit). "Kommentieren Sie und ziehen Sie Ihre Schlüsse", fügte der Staatschef hinzu, der auf Twitter 3,46 Millionen Follower hat. Am Mittwoch setzte Bolsonaro einen weiteren Tweet zum Thema "golden shower" (goldene Dusche) ab.
Millionen Klicks für schwulen Exhibitionismus
Seit Dienstagabend wurde das Video im Internet mehr als 4,14 Millionen Mal angeklickt. Auf Twitter wurden dazu vor allem drei verschiedene Hashtags populär: Unter #ImpeachmentBolsonaro wurde der Rücktritt des Präsidenten gefordert, unter #BolsonaroTemRazão dem Staatschef Recht gegeben und unter #goldenshowerpresident machten sich Menschen über den Vorfall lustig.
Einige Kritiker des Staatschefs warfen ihm vor, das landesweite Karnevalsfest mit Millionen Beteiligten durch die Hervorhebung einer einzelnen Episode anzuschwärzen – und nebenbei damit Homophobie zu fördern. Andere nahmen ihm übel, dass er das Video in den sozialen Medien veröffentlichte. Dies sei seinem Amt nicht angemessen und auch deshalb problematisch, weil der Videoclip im Internet nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Minderjährige zugänglich sei.
Während der Karnevalsumzüge hatte es immer wieder Kritik am Präsidenten gegeben, der im Januar unter anderem mit der Unterstützung evangelikaler Kirchen ins Amt gelangt war. Der ehemalige Fallschirmjäger Bolsonaro ist unter anderem wegen seiner homosexuellen- und frauenfeindlichen Haltung sowie für seine Verherrlichung der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985 bekannt (queer.de berichtete). Während des Präsidentschaftswahlkampfs präsentierte er sich als Saubermann, der in Brasilien für Recht und Ordnung sorgen werde. (afp/dpa/nb)

Karneval ist urbrasilianisch.
Wer als brasilianischer Präsident ein Problem damit hat, hat ein Problem mit sich selbst, dass er menschenfeindlich an anderen ablässt.