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Karnevalsdebatte

Sigmar Gabriel warnt vor "Humorpolizei"

Der ehemalige SPD-Chef fällt seiner Partei in den Rücken und verteidigt AKKs diskriminierende Fastnachtsrede. Der Streit um ihren "Scherz" auf Kosten intergeschlechtlicher Menschen sei elitär.


Der ehemalige Vizekanzler, Außen-, Wirtschafts- und Umweltminister Sigmar Gabriel war zwischen November 2009 und März 2017 Vorsitzender der SPD (Bild: JWHBerlin / wikipedia)

  • 8. März 2019, 06:53h 28 3 Min.

Nach Politikern von Union und AfD hat nun auch der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gegen Kritik an ihrem Karnevals-"Witz" auf Kosten intergeschlechtlicher Menschen verteidigt. "Ich frage mich, ob wir vergessen haben, was der Begriff Narrenfreiheit heißt", sagte der SPD-Politiker der "Augsburger Allgemeinen" (Freitagsausgabe). "Wenn wir jetzt anfangen im Fasching jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, dann wäre vor zehn, zwanzig Jahren die Hälfte der Politiker in Haft genommen worden."

Ob man den Witz gut oder schlecht finde, darüber könne man immer streiten, sagte der frühere Wirtschafts- und Außenminister. Er sei aber gegen eine öffentliche "Humorpolizei".

Der Streit um Kramp-Karrenbauers Bemerkung sei eine typische elitäre Debatte zwischen Politik und Medien, die weit entfernt von der Lebenswirklichkeit der normalen Menschen sei und damit zur Entfremdung zwischen Parteien und Wählern beitrage, sagte Gabriel weiter. "Wir müssen ein superglückliches Land sein, dass wir uns über so etwas aufregen."

SPD-General Klingbeil kritisierte "erzkonservativen Wind" in der Union

Die CDU-Chefin hatte bei ihrem Auftritt vor dem Stockacher Narrengericht vergangene Woche gesagt, Toiletten für intergeschlechtliche Menschen seien "für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür – dazwischen – ist diese Toilette" (queer.de berichtete als erstes Medium).

Von SPD, FDP, Linken und Grünen sowie von zahlreichen Kommentatoren war Kramp-Karrenbauer für den "Scherz" scharf kritisiert worden. Die CDU-Chefin zeige, "welcher erzkonservative Wind jetzt wieder in der Union weht", kritisierte etwa SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. "Solche Äußerungen – auch an Karneval – sind absolut respektlos." AKK fehle "in Diskriminierungsfragen eine dem Amt und der Funktion angemessene Haltung", meinte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (queer.de berichtete).

Kramp-Karrenbauer selbst wies die "künstliche Aufregung" in ihrer Aschermittwochsrede energisch zurück. Es sei nicht um ein drittes Geschlecht gegangen, sondern "um die Frage von Emanzen", Machos und das Verhältnis von Mann und Frau. Sie habe inzwischen das Gefühl, "wir sind das verkrampfteste Volk, das auf der Welt rumläuft" (queer.de berichtete).

LGBTI-Rechte kein Thema für Sigmar Gabriel

Sigmar Gabriel hatte in seiner Zeit als SPD-Vorsitzender von November 2009 und März 2017 LGBTI-Rechte fast komplett ignoriert. Schon 2015 warnte er auf einem Parteitag davor, dass eine Politik für Minderheiten keine Mehrheit ergebe (queer.de berichtete). In einem Gastbeitrag für den "Spiegel" warf Gabriel im Dezember 2017 seiner Partei vor, beim Jubel über die Ehe für alle die Kernwählerschaft der Arbeiter vergessen zu haben (queer.de berichtete). (cw/dpa)

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» Kommt die Union nach AKKs LGBTI-feindlicher Rhetorik noch als Koalitionspartner infrage?
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#1 goddamn liberalAnonym
  • 08.03.2019, 08:12h
  • Auch Arbeiter/innen nutzen die Ehe für alle, Goslar ist keine Humorhochburg und homophobe Polit-Rentner sollten Ruhe geben.

    Zumal andere in der SPD das anders sehen:

    www.spiegel.de/

    Man muss übrigens kein fanatischer Gendersternchen-Fan sein, um eine finstere Gestalt mit Inzest- und Urinfantasien nicht für kanzlertauglich zu halten.

    Das kann dann die 'christliche Nächstenliebe' von Frau Göring-Eckardt eher erledigen.

    Die kennt ja "keine Obergrenze".
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#2 Ith__Ehemaliges Profil
  • 08.03.2019, 08:19h
  • Der Mensch sitzt halt dieser Idee auf, dass es sich bei LGBT*QIA ausschließlich um Menschen auf seiner eigenen Einkommensstufe oder der darüber handelt.

    Dass Dinge wie Ehe für alle überhaupt irgendwen betreffen könnten, der*die seit Jahren unter anderem aufgrund gesellschaftlicher Vorurteile keinen Job findet und/oder am Aufstieg im Job behindert wird, findet auf seinem Radar nicht statt. Genausowenig wie auf dem einer Wagenknecht.

    Aber was soll's. Das ist halt immer noch dieselbe SPD, die mit HartzIV den Weg freigemacht hat für den deutschen Niedriglohnsektor. Dass eine zweite CDU kein Arbeiter in diesem Staat braucht, ist jemandem mit einem Einkommen von 10k im Monat aber halt nur schwer zu vermitteln.
    Politiker sind es, die nicht mehr anders als elitär denken können, aus gegebenem Anlass. Von sich auf andere zu schließen und stets zu glauben, dass andere das automatisch auch so machen, also vorgeben, Rechte zu wollen, die sie selbst längst genießen, ist aber dann halt schon einigermaßen dreist.
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#3 Ith__Ehemaliges Profil
  • 08.03.2019, 08:30h
  • Antwort auf #1 von goddamn liberal
  • "Man muss übrigens kein fanatischer Gendersternchen-Fan sein, um eine finstere Gestalt mit Inzest- und Urinfantasien nicht für kanzlertauglich zu halten."

    Hauptsache, du hast nochmal klargestellt, dass auch du es durchaus für angebracht hältst, Gender-"wahn"sinnige als Fanatiker zu betrachten, aka Anhänger eines Glaubenssystems, bei dem es schon in Ordnung ist, es nicht zu mögen *thumbup

    Dass das derselbe Mechanismus ist, mit dem eine Wagenknecht den AfD-Wählern entgegenkommt, und ihnen erstmal versichert, dass sie schon okay sind und man einfach mal nach Gemeinsamkeiten mit IHR suchen könnte, fällt dir wahrscheinlich nichtmal auf.
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