Die Entscheidung der landeseigenen Messe Berlin GmbH, den LGBTI-feindlichen Verfolgerstaat Malaysia als offizielles Partnerland der diesjährigen Internationalen Tourismus-Börse (ITB) zu adeln, war falsch und fahrlässig. Im Nachhinein hat der peinliche Eklat in der selbsternannten Regenbogenhauptstadt aber auch seine guten Seiten.
1. Die erfolgreiche Intervention
Dank Nollendorfblogger Johannes Kram wurde erstmals über ethische Mindeststandards für die ITB-Partnerländer debattiert. Anlass dafür hätte es schon viel früher gegeben. Etwa 2016 beim Partnerland Malediven, wo Homosexualität mit bis zu vier Jahren Gefängnis und maximal hundert Stockschlägen bestraft wird, oder 2017 bei Botswana, wo Lesben und Schwulen bis zu sieben Jahre Haft droht.
Mit schönen Kostümen wirbt Malaysia auf der ITB um Touristen (Bild: Messe Berlin)
2. Die Macht der freien Medien
Dass ein Partnerland Malaysia mit dem Versprechen des rot-rot-grünen Senats, die "Belange der LSBTTIQ*-Community national und international engagiert [zu] vertreten", schwer unter einen Hut zu bringen ist, fiel auch einigen Massenmedien auf. Journalisten erinnerten zudem an antisemitische Äußerungen von Malaysias Premierminister Mahathir Mohamad. Und bei den Grünen rumorte es ordentlich hinter den Kulissen, schließlich sitzt die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop im Aufsichtsrat der Messe Berlin und konnte oder wollte die Entscheidung nicht kippen.
3. Die Selbstentlarvung Malaysias
Wie falsch die Wahl des diesjährigen Partnerlands war, bestätigte schließlich Malaysias Tourismusminister Datuk Mohammaddin bin Ketapi auf der ITB-Eröffnungskonferenz, als er allen Ernstes behauptete, in seinem Land gebe es keine Homosexuellen. Der dumme Satz sorgte für internationale Schlagzeilen weit über queere Medien hinaus
Tourismusminister Datuk Mohammaddin bin Ketapi auf der ITB (Bild: Messe Berlin)
4. Das verlogene Versprechen
Eine am Tag darauf verbreitete offizielle Erklärung des Ministeriums ging erst recht nach hinten los. Während es darin zunächst hieß, der Minister sei ja nur missverstanden worden, forderte Malaysia anschließend Respekt für seine kulturelle Tradition und "eigene Position" zu LGBTI-Themen und Israel. Mit dem eiligen Versprechen, Touristen "niemals unnötige Hindernisse aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, Religion und kulturellen Werte in den Weg [zu] legen", kann man sich also den Hintern abwischen.
5. Was wirklich hängen bleibt
Nicht "Malaysias atemberaubende Natur, seine warmherzigen, multikulturellen Völker und seine außergewöhnliche, abwechslungsreiche Küche" (O-Ton ITB-Chef David Ruetz) bleiben so vom diesjährigen Partnerland der Tourismus-Börse in Erinnerung, sondern eklatante Menschenrechtsverletzungen und der dreiste Versuch der Regierung, sich ein weltoffenes Image zu erkaufen und Homophobie und Antisemitismus mit schönen Bildern und Slogans zu übertünchen.
Auch nicht-queere und nicht-jüdische Menschen werden sich nun hoffentlich fragen, ob ein Land, das Lesben und Schwule auspeitscht und bis zu 20 Jahre ins Gefängnis steckt, das Menschen mit israelischem Pass nicht einreisen lässt, ja wo selbst die harmlosen Homo-Szenen aus "Bohemian Rhapsody" zensiert werden, ein ideales Urlaubsparadies ist.
Das gilt auch für den IRAN.