Karl-Heinz Brunner aus Neu-Ulm ist seit 2013 im Bundestag (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
Karl-Heinz Brunner ist am Dienstag auf der Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion als neuer Sprecher für die Belange von Lesben und Schwulen gewählt worden. Er löst damit Johannes Kahrs ab, der den Posten seit 2008 inne hatte. Das gaben beide Politiker am Nachmittag in einer Presseerklärung bekannt.
Brunner dankte seinem Vorgänger dafür, dass er mit seinem "lautstarken Engagement" die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transpersonen und Intersexuellen in der Politik sichtbar gemacht und die Gleichstellung vorangetrieben habe. "Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber es bleibt noch jede Menge zu tun", so der 65-Jährige. "Daher freue ich mich auf die neue Aufgabe, die mir durch die Fraktion heute übertragen wurde. Noch immer geraten die Rechte von Minderheiten zwischen die Fronten oder werden sogar geopfert. Das will und werde ich nicht hinnehmen!"
Kahrs erklärte, dass in den letzten elf Jahren, als er dieses Amt inne hatte, schon viel bewegt worden sei: "Mein großes Ziel war es immer, die rechtliche Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare zu beenden. Der Weg dorthin war kein leichter, angesichts der ständigen Blockadehaltung durch CDU/CSU", erklärte der 55-Jährige. "Mit dem Antidiskriminierungsgesetz, der Rehabilitierung der nach Paragraf 175 StGB verurteilten Homosexuellen, bis hin zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare konnten wir dieses Ziel letztlich Schritt für Schritt erreichen." Sein persönlicher Höhepunkt sei seine eigene Hochzeit im vergangenen Jahr mit seinem Partner Christoph gewesen, mit dem er bereits zuvor ein Vierteljahrhundert zusammen gewesen war.
Johannes Kahrs zieht sich als SPD-Sprecher für Schwule und Lesben zurück
"Ein wahrer Mitstreiter für queere Politik"
"Mit Karl-Heinz Brunner freue ich mich, dass ein wahrer Mitstreiter für queere Politik diese Aufgabe übernehmen wird", so Kahrs weiter. "Die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden und es bleibt nach wie vor viel zu tun." Kahrs hat neben seiner Sprecherrolle für LGBTI-Rechte mehrere weitere Aufgaben – er ist etwa Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion im Haushaltsausschuss und Sprecher des Seeheimer Kreises, eines Zusammenschlusses konservativer Sozialdemokraten. Seit Jahren ist er dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Erst wenige Stunden, bevor der Personalwechsel als SPD-Sprecher bekannt gegeben wurde, kritisierte er Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Fernsehinterview wegen ihrer Homophobie als "reaktionär" (queer.de berichtete).
Karl-Heinz Brunner ist ein verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder und seit 2013 Mitglied des Bundestages. Der Neu-Ulmer hat sich in den letzten Jahren immer wieder für die LGBTI-Gleichbehandlung engagiert. 2015 erhielt er wegen seines Einsatzes für die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben den "Homo-Orden" von queer.de. Er wurde aber auch kritisiert, weil die Große Koalition den Bundesrats-Gesetzentwurf zur Ehe-Öffnung so lange ignoriert und er den Schwarzen Peter schlicht dem Kanzleramt zugeschoben hatte (queer.de berichtete). (cw)