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Rechtsruck in der Union
JU-Deutschlandtag macht sich über Intersexuelle lustig
Der neue JU-Chef Tilman Kuban polterte gegen "Schultoiletten für das 3. bis 312. Geschlecht" und die "linke Intoleranzpolizei". Auch andere Redner spielten die Rechte intergeschlechtlicher Menschen gegen "wirkliche Probleme" aus.

Nach einer rechten Bierzeltrede wurde der niedersächsische Jurist Tilman Kuban zum neuen Bundesvorsitzenden der Jungen Union gewählt
- 17. März 2019, 12:54h 2 Min.
Queerfeindlichkeit scheint zum neuen Markenkern der Union zu werden. Beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) am Samstag in Berlin verteidigten sowohl die Generalsekretäre von CDU und CSU als auch die beiden Bewerber um den JU-Vorsitz den Witz von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer auf Kosten intergeschlechtlicher Menschen – und machten sich teilweise selbst über nicht-binäre Personen und ihre Rechte lustig.
"Ich finde es gut, dass Annegret Kramp-Karrenbauer da nicht eingeknickt ist, sondern gesagt hat, lasst uns über die wichtigen Probleme sprechen", meinte der neue CDU-Generalsekretär und ehemalige JU-Chef Paul Ziemiak in seinem Grußwort und beklagte eine "medial getriebene Kampagne" gegen seine Parteivorsitzende.
Ähnlich äußerte sich CSU-Generalsekretär Markus Blume. "Was sind wir für ein Land, wo man zwei Wochen über die Frage diskutieren kann, ob ein Faschingsscherz geglückt ist, ob Intersextoiletten richtig sind oder ein Faschingskostüm angesagt ist", fragte er in den Saal. "Ein solches Land, was es sich leisten kann, solche Probleme zu diskutieren, scheint keine wirklichen Probleme zu haben."
"Dann stehen wir auf und reden Klartext"
Richtig in Rage redete sich der niedersächsische JU-Landesvorsitzende Tilman Kuban. "Und wenn sich die Linken in unserem Land hinstellen und lieber für die Schultoilette des 3. bis 312. Geschlechts kämpfen oder sich um die Verkleidung am Karneval kümmern, dann stehen wir auf und reden Klartext", brüllte der 31-Jährige in seiner Bewerbungsrede für den JU-Bundesvorsitz – um gleich im nächsten Satz die Ausweisung straffällig gewordener Ausländer zu fordern. Die "linke Intoleranzpolizei" sei noch schlimmer als die "Schariapolizei", so Kuban unter stürmischem Beifall.
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Auch sein Gegenkandidat, der schwule Thüringer JU-Chef und Landtagsabgeordnete Stefan Gruhner, setzte in seiner Bewerbungsrede auf Bierzeltniveau und kritisierte die Jusos für ihren Einsatz für die Rechte von Frauen und intergeschlechtlichen Menschen: "Und wenn denen Diskussionen über veganes Essen oder das dritte Klo wichtiger sind als der Schutz des Lebens, dann kann ich nur sagen: Diese Chaoten dürfen niemals Verantwortung für unser Land tragen."
Kuban, der als Außenseiter gehandelt worden war, wurde anschließend mit 200 der 319 gültigen Stimmen oder 62,7 Prozent zum neuen Bundesvorsitzenden der Jungen Union gewählt. (mize)

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Vegane Ernährung IST Schutz des Lebens und kein Gegensatz dazu. Aber um das zu verstehen, müsste man halt mal einen Moment nachdenken.