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"Warum sollen wir durch die Hintertür gehen?"
Malaysischer Abgeordneter: Die queere Bevölkerung "stinkt"
Schmutzig und stinkend – das sind nach Meinung des Abgeordneten Noor Azmi Ghazali die Wesenszüge von Homo- und Transsexuellen.

Noor Azmi Ghazali wirft sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten vor, Allah böse zu machen (Bild: Facebook / Noor Azmi Ghazali)
- 19. März 2019, 14:50h 2 Min.
Ein malaysischer Politiker hat am Montag im Bundesparlament in Kuala Lumpur mit einer homo- und transphoben Tirade für Aufmerksamkeit gesorgt. Noor Azmi Ghazali, ein Parlamentarier einer erst vor zwei Jahren gegründeten nationalistischen Partei, beschuldigte die LGBTI-Community laut malaysischen Medienberichten, für HIV verantwortlich zu sein. Außerdem beklagte er, dass diese Minderheit mit ihrer "unnatürlichen Lust" ein "schmutziges" sexuelles Verhalten an den Tag lege. Dies dürfe "niemals" akzeptiert werden.
Noor Azmi verglich Homosexualität in einer schrägen Analogie mit dem Bau eines Hauses: "Wir bauen die Tür vorne hin. Wir stellen sicher, dass die Tür wunderschön ist. Wir malen sie an und besprühen sie mit Lufterfrischer", so der 57-Jährige. "Warum sollen wir dann durch die Hintertür gehen? Die Hintertür ist schmutzig, nicht zweckdienlich und sie stinkt." Sollte die Regierung nicht die LGBTI-Bevölkerung kontrollieren, müsse sie mit dem Zorn Allahs rechnen, so Noor Azmi weiter.
In Malaysia steht offiziell auf homosexuellen Verkehr eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren – das gleiche Strafmaß wie auf Vergewaltigung. Zwar gibt es in der relativ offenen Hauptstadt Kuala Lumpur eine pulsierende Szene, allerdings hat die Regierung immer wieder mit Repressionen auf eine zunehmende Liberalisierung reagiert. Im vergangenen Jahr wurde etwa eine Folterstrafe gegen zwei mutmaßliche Lesben verhängt: Sie wurden vor 100 Schaulustigen mit je sechs Stockhieben gezüchtigt (queer.de berichtete).
LGBTI-feindliche Tiraden sind an der Tagesordnung
Auch Politiker fallen immer wieder durch homophobe Tiraden auf: Im Herbst beschuldigte etwa Oppositionsführer Ahmad Zahid Hamidi Homosexuelle, die Schuld an einem Erdbeben zu tragen, das 2.000 Menschen tötete. Die Begründung: Ihr sündiges Verhalten habe Allah erzürnt (queer.de berichtete).
Anfang dieses Monats sorgte der malaysische Tourismusminister Datuk Mohamaddin bin Ketapi für Aufregung bei der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin: Er behauptete bei einer Pressekonferenz, dass es in seinem Land keinen einzigen Homosexuellen gebe (queer.de berichtete). Die ITB war zuvor scharf kritisiert worden, weil die Messe mit Malaysia einen homophoben Folterstaat zu ihrem Partnerland gemacht hatte (queer.de berichtete). (dk)
