Die Dragqueen-Lesestunde wird von religiös motivierten Homo-Hassern in ganz Amerika bekämpft (Bild: Drag Queen Story Hour)
In Houston werden Dragqueens nicht mehr in Stadtbibliotheken Vorlesungen für Kinder halten. Das gaben die Organisatoren der "Drag Queen Story Time" in der bevölkerungsreichsten texanischen Stadt diese Woche bekannt. Grund seien Sicherheitsbedenken, da Mitarbeiter der Büchereien und die Dragqueens von meist religiös motivierten Aktivisten mit Gewalt bedroht worden seien. Ein Homo-Hasser sei zu einer Veranstaltung gar mit einer echten Pistole gekommen, wie die Organisatoren Trent Lira und Devin Will in einem Meinungsartikel im Stadtmagazin "Houstonia" berichten. Der Mann war von der Polizei festgenommen worden. In anderen amerikanischen Städten soll die Lesestunde trotz Drohungen zunächst weitergehen.
Bei den Lesestunden handelt es sich um eine landesweite Aktion in Schulen, Bibliotheken und Buchläden, bei der Dragqueens Kindern bis zu zehn Jahren altersgerechte Geschichten vorlesen. Auf ihrer Website erklärten die Organisatoren, von ihrer Lesestunde könnten Kinder profitieren: Die Veranstaltung "regt die Fantasie an und spielt mit fließenden Geschlechterrollen in der Kindheit. Außerdem gibt sie den Kids ein glamouröses, positives und ungeniert queeres Vorbild."
Radikale Christen: Dragqueens sind eine Religion
In Houston nennen die Organisatoren neben Gewaltdrohungen noch weitere Gründe für das Aus der Veranstaltung: So habe eine Klage gegen die "Story Time" viel Energie gekostet. Die Gruppe "Christ Followers" (Anhänger Christi) hatte argumentiert, dass mit dem Dragqueen-Event ihre Religionsfreiheit eingeschränkt werde. Die Stadtbibliothek, die sich als staatliche Einrichtung religiös neutral verhalten müsse, mache Werbung für die "LGBT-Doktrin", was die Homo-Hasser als eine Art Religion ansehen (queer.de berichtete).
Die Klage wurde zwar Ende Januar abgewiesen, allerdings hätten sich danach die Proteste verschärft, so "Houstonia". Vergangene Woche sei dann herausgekommen, dass ein ehemaliger Vorleser eine Vorstrafe gehabt habe, wodurch sich das "Mobbing" verschärft habe.
"Wir glauben, an was wir tun, aber wir glauben nicht daran, unsere Freunde, Familien oder unsere Kinder in Gefahr zu bringen", heißt es in dem Artikel. "Wenn eine andere Person oder andere Personen unser Bemühungen fortsetzen wollen oder ihr eigenes Event planen, können sie das gerne tun." Es sei sogar wahrscheinlich, dass jemand anders einspringen werde.
Anfang Januar wurde in den Niederlanden eine Drag-Queen-Lesestunde abgesagt, nachdem rechtsextreme Aktivisten zu einem Protest erschienen waren (queer.de berichtete). (dk)
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