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Diskriminierung oder unfairer Vorteil?
Fall Semenya: CAS vertagt Urteilsverkündung auf Ende April
Die dreimalige 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya wehrt sich vor dem internationalen Sportgerichtshof gegen Testosteronlimits für Mittelstreckenläuferinnen mit intergeschlechtlichen Anlagen.

Yann Caradec / flickr) Klagt vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne: Caster Semenya, hier 2018 bei einem Wettbewerb in Pari (Bild:
- 22. März 2019, 06:17h 2 Min.
Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Verkündung des Urteils im Fall der zweimaligen 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya auf Ende April vertagt. Wie der CAS am Donnerstag mitteilte, haben die Verfahrensbeteiligten nach der Anhörung in Lausanne vom 18. bis 22. Februar noch weitere Unterlagen eingereicht. Ein genaues Datum für die Bekanntgabe des Urteils sei noch nicht festgelegt. Eigentlich sollte die Entscheidung schon am 26. März bekanntgegeben werden (queer.de berichtete).
Die dreimalige 800-Meter-Weltmeisterin wehrt sich vor dem CAS gegen eine IAAF-Regel, die Testosteron-Limits für Mittelstreckenläuferinnen mit intersexuellen Anlagen vorsieht (queer.de berichtete). Demzufolge sollen Frauen das Startrecht für bestimmte Rennen nur erhalten, wenn ein spezifischer Testosterongehalt im Blut (5 Nanomol pro Liter) nicht überschritten wird. Läuferinnen müssten künftig "innerhalb einer durchgehenden Periode von mindestens sechs Monaten – zum Beispiel durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel – ihren erhöhten Wert dauerhaft reduzieren.
Debatte um Semenya bereits seit zehn Jahren
Caster Semenya gilt als bekanntester intergeschlechtlicher Mensch der Welt, auch wenn sich die lesbische Athletin selbst nicht zu dem Thema äußern will. In der Vergangenheit war der Mittelstreckenläuferin mehrfach "vorgeworfen" worden, in Wirklichkeit ein Mann zu sein – sie wurde deswegen auch von anderen Sportlerinnen beschimpft, die wegen ihrer angeblich hohen Testosteronwerte einen unfairen Vorteil beklagten (queer.de berichtete).
Nach ihrer ersten Goldmedaille im 800-Meter-Lauf bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin musste sich Semenya umstrittenen Geschlechtstests unterziehen, deren Ergebnisse jedoch nicht veröffentlicht wurden. Der Generalsekretär des Leichtathletikverbands IAAF Pierre Weiss teilte damals lediglich der Presse mit: "Es ist klar, dass sie eine Frau ist, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent." Die Mittelstreckenläuferin durfte damit ihre Medaillen behalten und nach einer mehrmonatigen Pause auch wieder bei den Frauen starten.
Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro holte Caster Semenya mit persönlicher Bestleistung und nationalem Rekord von 1:55,28 Minuten erneut eine Goldmedaille im 800-Meter-Lauf (queer.de berichtete). Im Januar 2017 heiratete sie ihre Freundin Violet Raseboya (queer.de berichtete). (cw/dpa)

Kennt sich da jemand aus?