Der Auftritt des russischen Balletttänzers Sergei Polunin am Montag im Münchner Nationaltheater führte zu einer Protestaktion einer Gruppe der antifaschistischen Aktion: Die Aktivisten protestierten vor dem Theater mit einer Kunstaktion gegen den Auftritt des 29-Jährigen, weil dieser "in den vergangenen Monaten wiederholt durch homofeindliche, sexistische und antisemitische Äußerungen sowie Gewaltphantasien gegenüber dicken Personen" aufgefallen sei. Polunin spielte die Hauptrolle im Stück "Spartacus".
Die linken Aktivisten kritisierten, dass das Staatsballett trotz menschenverachtender Äußerungen an Polunin festgehalten hatte. Sie stellten daher zwei Kisten auf die Stufen des Theaters. In der einen lag verdorbenes Obst und Gemüse mit dem Pappschild "Für Theaterkritik". In der anderen Kiste waren "faustgroße Steine" und ein Schild mit der Aufschrift "Für konsequenten Antifaschismus".
Dabei wurde den Theaterbesuchern vorgeschlagen, Polunin auf der Bühne mit verfaultem Obst oder Gemüse zu bewerfen oder, "falls sie der Umgang der Intendanz mit Polunins menschenverachtenden Äußerungen noch wütender gemacht hat", nach den Steinen zu greifen. Mit diesen sollten "Scheiben, Mobiliar, Spiegel und alles mögliche andere" zerschlagen werden, um damit dem "antifaschistischen Protest etwas mehr Nachdruck zu verleihen".
Sergei Polunin gilt als Superstar des Balletts, seine diskriminierenden Äußerungen bringen ihm aber immer wieder Kritik ein
Aufruf zur Gewalt?
Die Antifa-Aktivisten wollten sich in einer Pressemitteilung nicht dazu äußern, ob die Kunstaktion bewusst überspitzt gemeint war oder als Aufruf zur Gewalt verstanden werden könne. Allerdings, so betonten sie nach der Aktion, sei im Nationaltheater "noch nichts" zu Bruch gegangen. In Deutschland und anderen Ländern stehen Aktivisten der dezentral organisierten Antifa immer wieder wegen Akzeptanz oder gar Anwendung von Gewalt in der Kritik. Das Bundesamt für Verfassungsschutz ordnet daher autonome Antifagruppen dem Linksextremismus zu und beobachtet einige von ihnen – das Amt erklärt auf seiner Homepage, dass es durch die Aktionen der Antifa "regelmäßig zu hohen Sachschäden, teilweise aber auch zu Personenschäden" komme.
Polunin, ein erklärter Fan des russischen Autokraten Wladimir Putin, hatte vergangenes Jahr mit einem Instagram-Eintrag für Empörung gesorgt, in dem er unter anderem Balletttänzer aufforderte, sich männlicher zu geben: "Männer sollten Männer sein und Frauen sollten Frauen sein. Maskuline und feminine Energien erzeugen eine Balance. Das ist der Grund, warum du Eier hast." Dieser und andere Einträge waren als homophob kritisiert worden. Auch mehrere andere Kommentare, etwa, dass man "fette Menschen schlagen" solle, stießen ebenso auf scharfe Kritik wie sein Kolovrat-Tattoo. Die Pariser Oper hielt Polunin danach für untragbar und feuerte ihn. Demgegenüber verteidigte die Bayerische Staatsoper die mehrfach wiederholten Äußerungen Polunins als harmlose Provokation ("Homophobe oder rassistische Tendenzen liegen ihm fern"). (dk)
Kunstaktion? Hört sich genau so verlogen an wie der Ausspruch: Satire dürfe alles.
Die Intention der 'Aktion' ist auf dem Bild klar zu erkennen und sollte nicht mit Kunst verklärt zu werden.