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Überraschung
Jussie Smollett: Staatsanwaltschaft lässt Anklage fallen
Die unglaubliche Geschichte um den schwulen Schauspieler geht weiter: Völlig überraschend lässt die Staatsanwaltschaft alle 16 Anklagepunkte fallen.

Auch wenn Smollett jetzt vollständig rehabilitiert werden sollte, sein Mug Shot wird ihn künftig überall hin verfolgen (Bild: Chicago PD)
- 26. März 2019, 17:11h 3 Min.
Die Staatsanwaltschaft in Chicago hat am Dienstag überraschend alle Anklagepunkte gegen Jussie Smollett fallengelassen. Erst Anfang März hatte eine Grand Jury Anklage in 16 Punkten gegen den Schauspieler erhoben, weil er gegenüber Behörden falsche Angaben gemacht haben soll (queer.de berichtete). Der 36-Jährige, dem vorgeworfen wird, einen angeblich rassistisch und homophob motivierten Angriff auf ihn inszeniert zu haben, beteuerte stets seine Unschuld (queer.de berichtete).
"Er war ein Opfer, das verunglimpft und als Täter dargestellt wurde", erklärten laut US-Medien seine Anwältinnen Tina Glandian und Patricia Brown Holmes nach dem eilig einberufenen Gerichtstermin am Dienstag. Es seien "falsche und unangemessene Bemerkungen" gemacht worden, die in der Öffentlichkeit zu einem voreiligen Urteil geführt hätten. Jetzt sei der Schauspieler aber von der Anklage "reingewaschen" worden. "Jussie ist erleichtert, dass die Situation jetzt hinter ihm liegt, und er freut sich darauf, sich auf seine Familie, Freunde und seine Karriere zu konzentrieren."
In einer kurzen Stellungnahme nach Bekanntgabe der Entscheidung sagte Smollett vor Journalisten: "Ich war vom ersten Tag an ehrlich und habe mich nicht in Widersprüche verwickelt. Ich wäre nicht der Sohn meiner Mutter, wenn auch nur ein Teil der Vorwürfe wahr wären. Dies war eine schwierige Zeit für mich – ehrlich gesagt, die schlimmste meines Lebens."
Staatsanwaltschaft bleibt vage
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass die Aufhebung der Anklagepunkte "angemessen" und "gerecht" sei, unter anderem weil Smollett seine Kautionszahlung nicht von der Stadtverwaltung zurückfordere. In einem kurzen Statement nannten die Ankläger keine konkreten Punkte, warum sie sich nach wochenlangem medialen Bombardement plötzlich umentschieden haben.
Der Fall Smollett hält seit Wochen die US-Medien in Atem: Der schwule Afroamerikaner hatte Ende Januar berichtet, er sei nachts in Chicago auf offener Straße von zwei Maskierten angegriffen und rassistisch und homophob beleidigt worden (queer.de berichtete). Kurze Zeit später war die Polizei aber davon überzeugt, dass die Attacke gestell wart: Smollett soll zwei Männern für den vorgetäuschten Angriff 3.500 Dollar (rund 3.100 Euro) gezahlt haben, weil er sich von seiner Opferrolle berufliche Vorteile erhofft habe (queer.de berichtete). Die Staatsanwaltschaft machte am Dienstag keine Angaben dazu, ob diese Einschätzung weiterhin besteht.
Für Smollett hatte die Anklageerhebung dramatische Folgen: Die Macher der Serie "Empire" hatten sich zunächst mit dem Schauspieler solidarisiert, danach aber erklärt, dass er in den letzten Folgen der noch laufenden Staffel nicht mehr auftauchen werde (queer.de berichtete). Ob er in der kommenden Staffel noch vorkommen wird, ist völlig unklar – die Serie schwächelte zuletzt in den Einschaltquoten und ist vom Sender Fox bislang noch nicht verlängert worden.
Die Debatte um Smollett hatte auch eine politische Dimension: Der Schauspieler hatte erzählt, dass die Angreifer "This is MAGA Country" skandiert hätten – MAGA steht für "Make America Great Again", das Mantra von Präsident Donald Trump. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Smollett hatte das Weiße Haus das gesamte Konzept von Hassverbrechen für "Fake News" erklärt und behauptet, dass Linke damit nur Trump unter Druck setzen wollten. So zitiert Präsidentensohn Donald Trump Jr. Mitte Februar auf Twitter aus einem Meinungsartikel eines rechtspopulistischen Blogs: "Der Jussie-Smollett-Schwindel ist das, was passiert, wenn eine Kultur einen Fetisch aus dem Opferstatus macht." (dk)
