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Konferenz rechter Fundis
Verona: Zehntausende demonstrieren gegen LGBTI-Hasser
Begleitet von Protesten, lobt Gloria von Thurn und Taxis beim "World Congress of Families" Afrika, wo die Welt "noch in Ordnung" sei. Italiens Innenminister will Heteros helfen, mehr Kinder zu bekommen.

Davide Tansini / twitter) Protestschild am Samstag bei der Gegendemo zum "Weltfamilienkongress" im italienischen Verona: "Wir werden nicht widerstandlos zurück in die Fünfzigerjahre marschieren" (Bild:
- 31. März 2019, 14:16h 3 Min.
Zehntausende Menschen haben am Samstag im norditalienischen Verona gegen eine Konferenz der christlich-fundamentalistischen US-Organisation World Congress of Families demonstriert, die Homosexualität, Transsexualität und Abtreibungen strikt ablehnt. An dem bunten Protestzug gegen den "World Congress of Families" durch das Zentrum von Verona beteiligten sich auch Aktivisten aus Deutschland sowie Großbritannien, der Schweiz, Polen und Kroatien.
Die Demonstranten sangen die Widerstandshymne "Bella Ciao" und hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Über unsere Körper und unsere Begierden entscheiden wir selbst". Auf einem anderen Transparent stand: "Ihr habt Angst vor Regenbogenfamilien, weil ihr nur schwarz-weiß sehen könnt." Die Angaben zur Teilnehmerzahl klafften weit auseinander. Das Polizeipräsidium sprach am Samstagabend von bis zu 30.000, die Organisatorinnen selbst von über 150.000.
Reaktionäres Netzwerk gegen Frauen- und LGBTI-Rechte
Die dreitägige Konferenz des World Congress of Families hatte am Freitag im von der Polizei abgeschirmten Palazzo von Verona begonnen (queer.de berichtete). Dabei wurden den Teilnehmern Gumminachbildungen eines zehn Wochen alten Fötus überreicht mit der Botschaft "Abtreibung stoppt ein schlagendes Herz". Außerdem formulierte bei dem Treffen ein Ausschuss die Forderung nach einem Referendum zur Änderung des italienischen Abtreibungsgesetzes. In Italien besteht seit 1978 die Möglichkeit einer legalen Abtreibung.
Prominentester Redner war am Samstag Italiens rechtsextremer Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini. Er verteidigte die heterosexuelle Familie, versprach Hilfen für das "natürliche" Zeugen von Kindern, verurteilte Leihmutterschaften ("Nein zu Bancomat-Frauen!") und versicherte, bis zu seinem letzten Atemzug gegen die "Gendertheorie" zu kämpfen. Sein Koalitionspartner in Rom konnte dem Treffen in Verona hingegen gar nichts abgewinnen. "Das ist ein mittelalterlicher Stil, der die Zukunft scheut", sagte der Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio.
Salvini, dem ein feines Gespür für die Stimmung im Volke nachgesagt wird, machte aber klar, dass er keine "gesellschaftlichen Errungenschaften" der vergangenen Jahre zurückrollen wolle. "Weder Abtreibung noch Scheidung stehen zur Diskussion und jeder kann ins Bett gehen, mit wem er will", schrieb der geschiedene Vater zweier Kinder auf Twitter.
Thurn und Taxis lobt Einwanderung aus Afrika
Auf dem christlich-reaktionären Kongress sprach am Samstag auch Gloria von Thurn und Taxis. Veranstalter Brian Brown stellte die deutsche Katholikin als "Punkrock-Prinzessin" vor und als Freundin von Elton John, Michael Jackson und Andy Warhol.
Die 59-Jährige, die vor Jahren mit Äußerungen über das Sexualverhalten der Afrikaner Schlagzeilen gemacht hatte ("Der Schwarze schnackselt gerne"), fand lobende Worte für Europas südlichen Nachbarkontinent. "Ich glaube stark an Afrika, ich selbst bin sehr glücklich, weil ich ein Haus in Kenia habe, und ich sage meinen kenianischen Freunden immer, ich komme und bleibe so lange, wie ich kann, denn in Afrika ist die Welt noch in Ordnung", sagte sie. Die Immigration aus Afrika habe auch gute Seiten, weil die Menschen dort noch an die Familie glaubten.
Katholische Kirche geht auf Distanz zum Kongress
Auffallend zurückhaltend zum Familienkongress in Verona gab sich der Vatikan. Papst Franziskus, auf seiner Reise nach Marokko befragt, bekräftigte nur die Worte seines Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin: "In der Sache richtig, in der Methode verkehrt." Immerhin ließ sich Veronas Bischof Giuseppe Zenti beim Kongress blicken, warnte aber vor Übereifer im Kulturkampf. "Die Kreuzzüge gehören der Vergangenheit an", sagte er.
Der World Congress of Families war 1997 gegründet worden, seit 2012 hält er alljährlich eine Konferenz ab. Laut ihrer Website verfolgt die Organisation das Ziel, "die natürliche Familie als einzige grundlegende und dauerhafte Einheit der Gesellschaft zu bestätigen, feiern und verteidigen". (cw/AFP/dpa)

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So viele Gegendemonstranten würde ich mir auch wünschen, wenn in Deutschland solche Rechten aufmarschieren.