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Jahresbericht

Anti­diskriminierungs­stelle fordert dritte Geschlechtsoption für alle

Der kommissarische Leiter Bernhard Franke beklagt die anhaltende Diskriminierung nicht-binärer und trans Menschen. Die dritte Option solle allen offen stehen. Außerdem fordert er einen Entschädigungsfonds für Intersexuelle.


Der kommissarische Leiter der Anti­diskriminierungs­stelle, Bernhard Franke (l.), mit der Beauftragten der Bundes­regierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz. (Bild: ads_bund / instagram)

  • Von Markus Kowalski
    3. April 2019, 09:02h 9 2 Min.

Der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke, bedauert den Minimalkonsens der Großen Koalition zur Dritten Option. Das Gesetz, das seit Anfang des Jahres den dritten Geschlechtseintrag "divers" ermöglicht, sei "nicht komplett im Sinne der Betroffenen". Das sagte er im Jahresbericht der Antidiskrimi­nierungsstelle des Bundes, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Die Antidiskrimi­nierungsstelle fordert daher in dem Bericht, dass der nicht­binäre Geschlechtseintrag "divers" allen Personen offen stehen soll. Momentan können nur Intersexuelle, die ein ärztliches Attest vorweisen, das Geschlecht "divers" eintragen lassen. Transpersonen und nicht-binäre Menschen dürfen den Geschlechtseintrag laut Gesetz momentan nicht in Anspruch nehmen (queer.de berichtete). Die Antidiskriminierungsstelle fordert nun, dass alle Personen den Geschlechtseintrag mit einem einfachen Antrag beim Standesamt anpassen können.

Stelle erinnert Bundesregierung an Reform des Transsexuellegesetzes

"Der gesell­schaftliche Druck, sich in das binäre Geschlechtermodell von Männlichkeit und Weiblichkeit einzupassen, ist unvermindert groß", beklagt der Bericht. Außerdem fordert er die Errichtung eines Hilfs­- und Entschädigungsfonds für Intersexuelle, die als Kinder zwangsweise an den Geschlechtsteilen operiert wurden.

Zudem erinnert die Antidiskriminierungsstelle die Bundesregierung daran, das veraltete Transsexuellengesetz zu reformieren: "Allerdings hat die Regierungskoalition angekündigt, noch 2019 eine Reform des Transsexuellengesetzes angehen zu wollen. Die erneute Chance, einen wirklich diskriminierungsfreien und selbstbestimmten Umgang mit ge­schlechtlicher Vielfalt durchzusetzen, sollte ergriffen werden." Zwar erwähnt der Koalitionsvertrag von 2017, dass das Urteil des Bundesverfassungsgerichtsentscheidung zur geschlechtlichen Vielfalt umgesetzt werden soll. Ob damit auch die Reform des Transsexuellengesetzes gemeint war, blieb damals unklar (queer.de berichtete).

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Viele Betroffene seien überlastet

Ebenso zeigt der Bericht, dass sich im Jahr 2018 deutlich mehr Menschen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes haben beraten lassen als im Vorjahr. Von den 3.455 Anfragen bezogen sich 29 Prozent auf Diskrimierung wegen des Geschlechts und 5 Prozent auf die Diskriminierung wegen der sexuellen Identität. Bei 14 Prozent der Fälle seien mehrere Merkmale genannt worden.

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Weil zunehmend mehr Anfragen eingehen, fordert die Antidiskriminierungsstelle mehr Rechte ein. Sie will ein Verbands­klagerecht für Antidiskriminierungs­verbände. Außerdem soll die Stelle die Möglichkeit haben, Einzelfälle vor Gericht begleiten zu können. "Die jetzige Situation überlastet viele Betroffene und führt dazu, dass ein großer Teil der Diskriminierungserfah­rungen nicht erfasst werden", heißt es im Bericht. Dadurch würden wichtige rechtliche und gesellschaft­liche Veränderungen nicht angestoßen.

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#1 Simon HAnonym
  • 03.04.2019, 12:17h
  • "Der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke, bedauert den Minimalkonsens der Großen Koalition zur Dritten Option."

    So kann man doch die gesamte Regierungszeit von Union und SPD zusammenfassen:

    Ein dauernder Minimalkonsens.

    Die setzen immer nur gerade das allernötigste um, was z.B. von Gerichten verlangt wird (was sie also umsetzen MÜSSEN) - aber keinen Deut mehr...

    Statt aktiv die Zukunft zu gestalten, lavieren sich Union und SPD irgendwie über die Wochen, Monate und Jahre...
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#2 TimonAnonym
  • 03.04.2019, 13:48h
  • ...... .......
    Außerdem fordert er die Errichtung eines Hilfs­- und Entschädigungsfonds für Intersexuelle, die als Kinder zwangsweise an den Geschlechtsteilen operiert wurden.
    ................

    Vollkommen richtig.

    Und vor allem muss das auch für die Zukunft komplett verboten werden. Geschlechtsangleichende OPs dürfen erst stattfinden, wenn das Kind selbst, ohne Druck der Eltern und völlig frei entscheiden kann, als welches Geschlecht es leben will und ob es sich überhaupt einer OP unterziehen will.

    Die SPD hatte das vor der Wahl versprochen (ebenso wie eine Reform des Transsexuellenrechts) und daran werden die sich auch messen lassen müssen...
  • Direktlink »
#3 GerritAnonym

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