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USA

Nach Mobbing: 15-jähriger Schwuler nimmt sich das Leben

Im erzkonservativen Alabama beging ein offen schwuler Schüler aus Verzweiflung Selbstmord – ein homophober Polizist nimmt den Tod des Jugendlichen zum Anlass, gegen LGBTI-Rechte Stimmung zu machen.


Nigel Shelby wurde nur 15 Jahre alt (Bild: Rocket City Pride)

  • 23. April 2019, 15:09h 13 3 Min.

In den USA sorgt der Suizid eines Teenagers aus den Südstaaten für Entsetzen. Der 15-jährige offen schwule Neuntklässler Nigel Shelby aus Huntsville in Alabama hatte sich vergangene Woche umgebracht, nachdem er in der Schule offenbar gemobbt worden war. LGBTI-Aktivisten fordern, dass der Gesetzgeber sexuelle Minderheiten besser schützen müsse.

"Wir sind untröstlich über den Tod von Nigel Shelby", erklärte der CSD von Huntsville ("Rocket City Pride") auf Facebook. "Nigel hat sich das Leben genommen, weil er für sein Schwulsein gemobbt wurde. Wir haben keine Worte, um dieser schrecklichen Nachricht Sinn zu verleihen."

Auch Shelbys Schule reagierte auf Facebook bestürzt auf den Tod des 15-Jährigen. Der Rektor schrieb an Eltern der Schüler, ohne das Wort Suizid zu verwenden: "Bitte seien sie aufmerksam auf Veränderungen im Verhalten ihres Kindes. Die nächsten Tage sollten Sie Ihr Kind dazu auffordern, seine Gefühle auszudrücken und ihm gut zuhören." Auch die Homosexualität des Schülers erwähnte der Rektor nicht.

Die Anti-Mobbing Kampagne "No More Martyrs" wies darauf hin, dass insbesondere junge Menschen, die einer oder mehreren Minderheiten angehören, ein weit höheres Suizidrisiko hätten. "Rassismus, Sexismus, Homophobie, Klassismus – all das spielt eine Rolle. Mobbing ist das Nebenprodukt einer Welt, die oft diejenigen, die anders sind, ausschließt."

Tune in tonight at 9:00 to hear why people in Huntsville are raising awareness about LGBTQ+ bullying. Rocket City Pride #LGBTQ

Gepostet von WZDX Huntsville am Sonntag, 21. April 2019
Facebook / WZDX Huntsville | In den Lokalnachrichten war der Suizid großes Thema
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Alabama gehört zu den Bundesstaaten, die keinerlei Gesetze zum Schutz für sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten erlassen haben und in denen sich Regional- und Kommunalpolitiker immer wieder mit homo- oder transphoben Tiraden profilieren. LGBTI-Aktivisten sehen diese minderheitenfeindliche Atmosphäre als Hauptgrund für die erhöhte Suizid-Rate an. Studien aus mehreren Ländern kommen ebenfalls zum Ergebnis, dass sich eine homo- und transphobe Umgebung negativ auf den psychischen Zustand von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten auswirkt (queer.de berichtete).

Polizist aus Huntsville: Gesellschaft sollte Homosexuelle nicht akzeptieren

In Huntsville gab es auch homophobe Reaktionen nach dem Selbstmord. Am Sonntag tauchte etwa im sozialen Netzwerk Facebook der Eintrag eines Hilfssheriffs auf, der kritisierte, dass öffentlich über Homosexualität gesprochen werde – und dabei einen Artikel verlinkte, der über den Suizid des 15-Jährigen berichtete. Der Polizist erklärte, er fühle sich durch die Debatte persönlich angegriffen: "Die Gesellschaft kann und sollte ein solches Verhalten nicht akzeptieren." Er bezeichnete die LGBTQ-Community als "Fake-Bewegung". Für ihn persönlich stünde die Abkürzung LGBTQ für Liberty (Freiheit), Guns (Waffen), Bible (Bibel), Trump und BBQ.


Das Sheriffsbüro gab am Montag gegenüber dem regionalen Nachrichtenportal al.com bekannt, dass gegen den Hilfssheriff ermittelt werde und er vorläufig vom Dienst suspendiert worden sei. Sheriff Kevin Turner teilte gleichzeitig mit, dass Mobbing nicht akzeptabel sei, und sprach der Familie des toten Jungen sein Beileid aus. (dk)

Hilfsangebote

Für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schwierigkeiten rund um ihr Coming-out haben, gibt es zahlreiche LGBT-Jugendgruppen und -zentren, die ebenso Beratung bieten wie Kontaktmöglichkeiten zu Gleichgesinnten. Auch mehrere Webseiten, etwa dbna (Du bist nicht allein) oder die des bundesweiten Jugendnetzwerks Lambda, richten sich gezielt an junge Schwule und Lesben. Eine generelle Notfall-Seelsorge für Jugendliche mit Suizidgedanken ist unter den kostenlosen Nummern 116 111 oder 0800 111 0 333 zu erreichen.

#1 goddamn liberalAnonym
  • 23.04.2019, 15:23h
  • Ein erschütterndes Schicksal, das jeden mit Mitgefühl erfüllen sollte.

    Der Fall zeigt aber auch: Wer sein eigenes Leben auslöscht, kommt den Auslöschern zuvor. Und das sollte man ihnen nicht gönnen!
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#2 Simon HAnonym
  • 23.04.2019, 15:40h
  • Schlimm...

    Wie verzweifelt muss er wohl gewesen sein, dass er keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat...

    Ich wünschte, er hätte geahnt, wie frei und glücklich er hätte leben können, wenn er sich Hilfe gesucht hätte, diese Hölle möglichst bald verlassen hätte und in zivilisiertere Regionen gezogen wäre. Hätte er doch nur vom Trevor-Project oder der "It gets better"-Kampagne erfahren.

    Schande über alle, die ihn da hin gebracht haben. Ich spucke auf alle Leute, die für sowas Verantwortung tragen...
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#3 Simon HAnonym
  • 23.04.2019, 15:48h
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    [...] in denen sich Regional- und Kommunalpolitiker immer wieder mit homo- oder transphoben Tiraden profilieren. LGBTI-Aktivisten sehen diese minderheitenfeindliche Atmosphäre als Hauptgrund für die erhöhte Suizid-Rate an. Studien aus mehreren Ländern kommen ebenfalls zum Ergebnis, dass sich eine homo- und transphobe Umgebung negativ auf den psychischen Zustand von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten auswirkt
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    Diese Zusammenhänge werden ja auch hier von manchen Kommentar-Schreibern gerne mal verneint, so als ob Worte aus Politik und Kirche nicht auch zu ganz realer Gewalt führen würden und als ob das alles unabhängig voneinander sei.

    All diese Leute, die ständig gegen Gleichstellung poltern (egal wie viel Kreide sie auch fressen auch wie vermeintlich harmlos sie das verpacken), sind mitschuldig an solchen Tragödien.

    Die haben alle Blut an ihren Händen, das sie nie mehr abbekommen werden. Aber ich fürchte, dass die so verblendet sind, dass sie das nicht mal kapieren und sich auch noch für moralisch toll halten.
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