Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Bolsonaro sorgt mit einem neuen homo- und frauenfeindlichen Ausfall für internationale Schlagzeilen. Nach einem Bericht das Magazins "Exame" erklärte das Staatsoberhaupt bei einem Arbeitsfrühstück mit Journalisten in der Hauptstadt Brasilia, dass sein Land kein "Urlaubsparadies für Schwule" werden dürfe.
"Wenn Sie hierherkommen und Sex mit einer Frau haben möchten, genießen Sie die Zeit Ihres Lebens", wird Bolsonaro in Bezug auf heterosexuelle männliche Touristen zitiert. "Aber wir können nicht zulassen, dass dieser Ort als Urlaubsparadies für Schwule bekannt wird. Wir haben Familien."
Die Äußerungen sorgten für heftige Kritik aus der LGBTI-Community sowie der Opposition. "Das ist kein Staatsoberhaupt, das ist eine nationale Schande", erklärte etwa der schwule Abgeordnete der Linkspartei David Miranda. Er warf Bolsonaro vor, die Sicherheit queerer Menschen zu gefährden sowie die sexuelle Ausbeutung brasilianischer Frauen zu fördern.
Brasiliens LGBTI-Community unter Schock
Bereits der Wahlsieg Jair Bolsonaros im vergangenen Oktober hatte für Schockwellen in der brasilianischen LGBTI-Community gesorgt (queer.de berichtete). Der ehemalige Fallschirmjäger ist besonders wegen seiner homosexuellen- und frauenfeindlichen Haltung sowie für seine Verherrlichung der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985 bekannt (queer.de berichtete).
2017 war Bolsonaro von einem brasilianischen Gericht wegen Volksverhetzung zur Zahlung von 150.000 Real (34.000 Euro) verurteilt worden – Anlass war ein Interview aus dem Jahr 2011, in dem er unter anderem erklärt hatte, dass seine Kinder nie einen schwulen Sohn zur Welt bringen würden, weil sie eine "gute Erziehung" genossen hätten. In dem Interview fügte er hinzu, dass er einen schwulen Sohn nicht lieben könne: "Mir wäre lieber, er würde bei einem Unfall sterben", so Bolsonaro damals. Während des Präsidentschaftswahlkampfs im vergangenen Jahr präsentierte er sich als Saubermann, der in Brasilien für Recht und Ordnung sorgen und die Korruption beenden werde.
Schwuler Politiker flüchtete nach Berlin
Schon gleich nach Bolsonaros Amtsantritt wurden LGBTI von der Liste der neuen Regierung zur Förderung der Menschenrechte gestrichen, Minderheiten leben seitdem in zunehmender Angst. Wegen des politischen Klimas verließ der schwule Politiker Jean Wyllys Anfang Januar sogar das Land – er hatte eigenen Angaben zufolge Morddrohungen erhalten (queer.de berichtete). Er ließ sich daraufhin in Berlin nieder (queer.de berichtete).
"Neue autoritäre Regierungen wie in Brasilien wählen sich innere Feinde mithilfe von Diffamierungen aus und bilden Gruppen, denen sie die Schuld an wirtschaftlichen Problemen geben", sagte Wyllys Mitte März bei einer Podiumsdiskussion der Vereinten Nationen in Genf zum weltweiten Populismus. "Ich bin der beste Beweis für die Wirksamkeit dieser Methoden." (cw)
Und wenn jemand sagt, er würde seinen eigenen Sohn lieber tot statt schwul sehen, kann wohl kaum jemand Good News für LGBT+ erwarten.
Die Krönung ist nur noch, dass das alles längst vor den Wahlen bekannt war und er dennoch Präsident wurde. Was entweder die Theorie der Schwarmintelligenz widerlegt oder zeigt, dass Demokratie manchmal auch ein Irrweg sein kann.