Der US-Sender CNN hat am Freitag schwere Anschuldigungen gegen Saudi-Arabien erhoben, das am letzten Dienstag in mehreren Städten insgesamt 37 Menschen hingerichtet hatte. Die Männer, die meisten Schiiten, waren der "Bildung terroristischer Gruppen" für schuldig befunden worden.
Einige hätten Sicherheitskräfte ermordet, unter anderem mit Sprengbomben, so das Regime zur größten Massenhinrichtung seit drei Jahren. Menschenrechtsorganisationen und auch CNN berichten hingegen unter anderem von erzwungenen Geständnissen und unfairen Prozessen.
Unter den Enthaupteten und in einem Fall Gekreuzigten waren elf Männer der Spionage für den Iran beschuldigt worden, andere für Gewaltvorfälle rund um Demonstrationen in den Jahren 2011 und 2012. Laut Amnesty International war einer der Beschuldigten zur angeblichen Tatzeit Minderjähriger. Die Menschenrechtsorganisation spricht von "unlauteren Gerichtsverfahren": Die nun Getöteten hätten angegeben, "dass sie während der Verhöre gefoltert oder anderweitig misshandelt worden waren und dass man sie so zu den 'Geständnissen' gezwungen hatte". Die Massenhinrichtung sei ein "Beleg dafür, wie die Todesstrafe als politisches Instrument gegen die Schiiten eingesetzt wird".
CNN: Aussage über Homosexualität erzwungen
CNN spricht in seinem Bericht gar von drei Männern, die zur Tatzeit minderjährig gewesen seien, und behauptet unter Berufung auf Gerichtsdokumente zu den 2016 durchgeführten Verfahren, dass viele Männer während der Prozesse angegeben hätten, unter Folter zu Geständnissen gezwungen worden zu sein.
In einem gemeinsamen Verfahren gegen 14 Personen wegen der Gründung einer angeblichen Terror-Zelle habe einer der nun hingerichteten Männer etwa in einem schriftlichen, dem Gericht von der Anklage vorgelegten Geständnis zugegeben, Sex mit vier weiteren Beschuldigten gehabt zu haben. "Seine sexuellen Beziehungen waren zweimal in den veröffentlichten Aussagen enthalten, gemischt mit Details über Gewalt gegen die Regierung", so CNN.
Der Gerichtsbericht betone, dass der von CNN nicht näher identifizierte Mann ausgesagt habe, dass er "zur Schiiten-Sekte" gehöre und als solcher Hass gegen den Staat und dessen Sicherheitskräfte gehabt habe. Vor Gericht habe der Mann allerdings alle Vorwürfe abgestritten, so CNN, und sein Anwalt angegeben, dass der vernehmende Beamte das Geständnis erfunden habe.
Die Anklage habe mithilfe der Aussagen ein Bild einer Gruppe junger Aktivisten gezeichnet, die in enger Abstimmung untereinander Krawalle koordiniert, Anti-Regierungs-Propaganda organisiert und manchmal sexuelle Beziehungen untereinander gehabt hätten, so CNN. Der Sender geht nicht auf die Frage ein, inwieweit die angegebene Homosexualität eine Rolle bei der Verurteilung des Mannes und weiterer Verdächtiger spielte. In Meldungen zu den Hinrichtungen aus der letzten Woche von der saudischen Regierung sowie von Medien aus dem In- und Ausland wurde Homosexualität nicht als ein Grund erwähnt.
Saudi-Arabien gilt als einer der wenigen Staaten der Erde, der Homosexualität nicht nur im (Scharia-)Gesetz mit der Todesstrafe bedroht, sondern diese auch zumindest in einigen Fällen tatsächlich durchführt. Das Regime behauptet, dass dies nur in Kombination mit schweren Straftaten wie Mord oder Kindesmissbrauch geschehe. In anderen Fällen kam es zu Auspeitschungen oder Gefängnisstrafen für Personen, die der Homosexualität beschuldigt wurden. Mehrfach war es in den letzten Jahren zu anti-homosexuellen Razzien gekommen. (nb)
Wo bleibt der Aufschrei in den nicht-islamischen Ländern?