Trotz des faulen Kompromisses der Evangelischen Landeskirche Württemberg zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare geben die Homohasser keine Ruhe. Auf einer Unterschriftenliste erklärten jetzt 335 Pfarrer, dass sie keine Segnungen von Lesben und Schwulen vollziehen werden. Das teilte der Marbacher Dekan Ekkehard Graf am Donnerstag mit. Die Unterzeichner machten deutlich, dass sie "für eine vom Wort Gottes nicht gedeckte Segnung nicht zur Verfügung stehen", so Graf.
Die homofeindlichen Fundamentalisten hatten sich zuvor in Korntal getroffen, offenbar unter Beteiligung auffällig viele junger Theologen. Diese Nachwuchspfarrer wollten "nicht in einer Kirche der theologischen Beliebigkeit arbeiten", heißt es in einem SWR-Bericht. Mit der Unterschriftenaktion wolle man den Gegnern der Segnung Homosexueller den Rücken stärken, erklärte Pfarrer Matthias Deuschle aus Herrenberg. Die Unterschriftenliste wird nicht veröffentlicht, wurde allerdings allen Mitgliedern der Landessynode zugesandt.
Segnungen nur mit Drei-Viertel-Mehrheit in der Gemeinde
Die württembergische Landessynode hatte sich im März nach jahrelangem Streit mit knapper Zwei-Drittel-Mehrheit zu einem absurden wie diskriminierenden Kompromiss durchgerungen. Nach dem neuen Gesetz dürfen Lesben und Schwule zwar gesegnet werden, aber nur in maximal einem Viertel der Kirchengemeinden. Zudem müssen sich drei Viertel der Pfarrer der Gemeinde sowie drei Viertel des Kirchengemeinderates dafür aussprechen – und zuvor in einem Klärungsprozess zum Ergebnis kommen, dass die öffentliche Segnung homosexueller Paare dem Evangelium nicht widerspricht (queer.de berichtete).
Beobachter gehen davon aus, dass Homo-Hasser in vielen Gemeinderäten leicht die Sperrminorität von 25 Prozent erreichen können. Nach Angaben der Landeskirche haben sich derzeit nur 90 der 1.300 Gemeinden für eine Segnung von lesbischen und schwulen Paaren ausgesprochen – das entspricht gerade mal sieben Prozent aller Gemeinden.
Die Landeskirche Württemberg ist gegenüber Homosexuellen die feindseligste der 20 Landeskirchen in Deutschland. Im benachbarten Baden wurden Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare – ein Schritt weiter als nur Segnungen – bereits 2016 ermöglicht (queer.de berichtete). Grund für die Homophobie in Württemberg: Innerhalb der evangelischen Kirche sind dort pietistische Elemente besonders stark, die sich unter anderem in der LGBTI-feindlichen Bewegung "Lebendige Gemeinde" organisieren – diese Gruppe lehnt mit Verweis auf die Bibel nicht nur die Gleichbehandlung Homosexueller ab, sondern propagiert sogar teilweise die "Heilung" von Lesben und Schwulen. (cw)
Absurdistan ist ein Witz dagegen.
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