Szene aus dem Film "Bettgeflüster" aus dem Jahr 1959: Der homosexuellen Schauspieler Rock Hudson spielt einen Hetero, der mit dem abgespreizten kleinen Finger gegenüber seiner Nachbarin (Doris Day) einen auf schwul macht (Bild: The Celluloid Closet)
Lange Zeit hat sich Doris Day ein bisschen jünger gemacht. Erst kurz vor ihrem Geburtstag im März 2017 war herausgekommen, dass sie nicht 93 Jahre alt wurde, sondern schon 95. Diesen kleinen Patzer haben die Fans der Schauspielerin bestimmt verziehen. Nun trauert die Filmwelt um Hollywoods blonden Star mit dem sauberen Sex-Appeal. Doris Day starb im Alter von 97 Jahren, das teilte ihre Tier-Stiftung am Montag in Los Angeles mit.
In den kleinen Küstenort Carmel, zwischen Los Angeles und San Francisco, hatte sich Day Ende der Siebzigerjahre zurückgezogen. Dort engagierte sich der Star, dem einst Hollywood-Größen wie Cary Grant und Frank Sinatra zu Füßen lagen, bis ins hohe Alter als leidenschaftliche Tierschützerin. "Bei mir dreht sich alles um die Vierbeiner", hatte die Film-Ikone kurz vor ihrem 90. Geburtstag gesagt. Statt Geschenke wünschte sie sich Spenden für ihre Tierschutz-Organisation "Doris Day Animal Foundation".
Mit "Que Sera, Sera" eroberte Day die Charts
Als Doris Mary Ann Kappelhoff wurde sie 1922 im US-Bundesstaat Ohio geboren, ihre Eltern waren Kinder deutscher Einwanderer. "Ich bin stolz auf meine deutsche Herkunft und fühle mich geehrt, in die deutsch-amerikanische Ruhmeshalle aufgenommen zu werden", ließ Day per Brief mitteilen, als sie im Juni 2017 Mitglied der virtuellen German-American Hall of Fame (GAMHOF) wurde. Das hatten vor ihr bereits Deutschstämmige wie die Magier Siegfried & Roy, der Präsident Dwight D. Eisenhower und der Physiker Albert Einstein geschafft.
Als Doris Day – den Namen borgte sie sich von ihrem Hit "Day by Day" – eroberte das blonde Multitalent in den 40er und 50er Jahre die Hitparaden und als "America's Sweetheart" die Herzen der Kino-Fans. Als Teenager im US-Staat Ohio musste sie ihren Traum von einer Tanzkarriere nach einem schweren Autounfall aufgeben. Sie nahm Gesangsunterricht, tourte mit Jazz-Bands und machte Songs wie "Sentimental Journey" und "Que Sera, Sera" zu Hits. Regisseur Michael Curtiz entdeckte ihr Schauspieltalent, und Warner Bros. stellte die Sängerin 1948 für "Zaubernächte in Rio" erstmals vor die Kamera, Dutzende Filme folgten.
In Alfred Hitchcocks "Der Mann, der zu viel wusste" und später in dem Thriller "Mitternachtsspitzen" von David Miller bewies sie ihr Talent als Charakterdarstellerin. Doch Hollywood nahm Day mit Musicals und leichten Komödien in Beschlag. Ende der Fünfzigerjahre wurden Day und der heimlich schwule Rock Hudson nach "Bettgeflüster" als Leinwandtraumpaar gefeiert. Mit der Komödie verdiente sich Day ihre einzige Oscar-Nominierung. (cw/dpa)
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