Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?33705

Genf

WHO: Transgender sind nicht mehr "psychisch krank"

Ab 2022 werden Transpersonen nach einer Entscheidung der Weltgesundheitsversammlung nicht mehr als psychisch krank gebrandmarkt.


Transmenschen werden künftig von der Weltgesundheitsorganisation nicht mehr als psychisch gestört eingestuft

Die Weltgesundheitsorganisation hat bei einem Treffen am Samstag im schweizerischen Genf beschlossen, dass trans Menschen künftig nicht mehr unter die WHO-Definition für psychische Störungen fallen. Bei der Weltgesundheitsversammlung, dem höchsten Entscheidungsorgan der UN-Organisation, stimmten die 194 Mitgliedsstaaten für eine Überarbeitung des Krankheitenkatalogs ICD (International Classification of Diseases). Dabei gab es mehrere weitere Veränderungen – unter anderem wurde das Burnout-Syndrom erstmals als Krankheit anerkannt. Das neue Dokument (ICD-11) soll im Januar 2022 weltweit in Kraft treten. Die lange Vorlaufszeit soll Übersetzungen und Training des Personals ermöglichen.

Die ICD gilt als weltweit wichtigster Katalog von Diagnosen zu Zuständen (wie Schwangerschaft), Verletzungen, Krankheiten und Todesgründen. Sie erfasst rund 55.000 Klassifikationen. Die aktuelle Fassung ICD-10 behandelt "Transsexualismus" bislang im Bereich "mental and behavioural disorder" (psychische und Verhalts-Störung). Künftig soll stattdessen von "Gender Incongruence" die Rede sein, also von "geschlechtlicher Nicht-Übereinstimmung". Der neue Begriff wandert in das Kapitel zu "Conditions related to sexual health", also zu sexueller Gesundheit.

Bereits vergangenes Jahr hatte die WHO erklärt, dass man die Einstufung von trans Personen ändern wolle (queer.de berichtete). Trans Aktivisten hatten jahrelang für eine entsprechende Reform gekämpft. Allerdings gab es Kritik, weil diese Entpathologisierung nur für Erwachsene gilt, aber nicht für Kinder und Jugendliche. Außerdem bleibt Intersexualität weiterhin auf der Liste der "Störungen", Aktivisten klagen sogar über punktuelle Verschlechterungen.

Twitter / ILGAWORLD | Inter-Aktivisten sind enttäuscht, dass sich bei Intersexuellen die Situation mit ICD-11 noch verschlechtere
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Aktivisten sehen Verbesserungspotenzial

Trans Aktivisten begrüßten die Reform in einer gemeinsamen Erklärung, mahnten jedoch weitere Änderungen an. "Auch wenn der ICD-11-Prozess scheinbar beendet ist, beginnt er gerade erst", heißt es in der Erklärung von neun Organisationen, darunter Transgender Europe und ILGA World. Man werde sich weiter am Änderungsprozess beteiligen.

Twitter / TENI_Tweets
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Mit der historischen Entscheidung des UN-Gremiums wiederholt sich Geschichte: Vor 29 Jahren, am 17. Mai 1990, hatte die Weltgesundheitsorganisation bereits Homosexualität von seiner Liste gestrichen. Bis zu diesem Zeitpunkt galten Schwule, Lesben und Bisexuelle generell als psychisch gestört. Wegen der Reform findet seit Jahren weltweit am 17. Mai der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie statt. (dk)

#1 TimonAnonym
  • 27.05.2019, 16:49h
  • Wieso erst ab 2022?

    Wenn man doch weiß, dass das falsch war, kann und sollte man das sofort ändern...

    Oder ist das noch bis 2022 krank und danach plötzlich nicht mehr?!
  • Antworten » | Direktlink »
#2 MelVixenAnonym
  • 27.05.2019, 18:12h
  • Antwort auf #1 von Timon
  • Weil der ICD-11 erst ab 2022 gilt. Über die neuklassifizierung wird aber schon vorher informiert damit ärzte,therapeuten und krankenkassen vorher schon bescheid Wissen und ihre geschäftsabläufe/behandlungen anpassen können.

    Leider sind das sehr Monolythische Dokumente die nicht so einfach "gepatcht" werden können wie z.b. software, dafür brauch es den Konsenz von vielen hundert Wissenschaftlern und Ärzten und vorallem zeit.
  • Antworten » | Direktlink »
#3 LesenHilftAnonym
#4 Anonyma
  • 27.05.2019, 18:55h
  • Eine weltweite Spontanheilung mit Vorankündigung für den 1. Januar 2022... Solche Kunststücke schafft auch wirklich nur die Psychiatrie! Böse Zungen munkeln ja schon länger, dass diesem Verein und vor allem seiner Krankheitslehre nicht zu trauen ist, aber das schießt den Vogel jetzt endgültig ab: Bis zum 31. Dezember 2021 gelte ich also noch als "psychisch krank" und ab dem 1. Januar 2022 dann nicht mehr? Spontanheilung in der Silvesternacht? Potztausend! Wenn das mal kein Grund für 'ne extraexzessive Silvesterfeier ist!

    Blöd ist halt bloß, dass die deutsche Sexualpsychiatrie die "Geschlechtsinkongruenz" der ICD-11 längst in ihr Behandlungskonzept, in dem sie selbstverständlich weiterhin die Behandlungshoheit über trans Menschen haben wird (siehe S3-Leitlinie), integriert hat. Es macht schließlich auch furchtbar viel Sinn, zum Psychiater/Psychotherapeuten zu müssen, wenn man nicht (mehr) "psychisch krank" ist. Ich gehe ja auch immer gerne zum Ophtalmologen, wenn ich Zahnschmerzen habe...

    Jetzt muss es die Bundesregierung bloß noch rechtzeitig schaffen, die psychiatrische Begutachtung - Verzeihung - "Beratung" im "Geschlechtsidentitätsberatungsgesetz" festzuschreiben, dann können wir endgültig sicher sein, dass sich hier in Deutschland schlicht und einfach gar nichts ändern wird. Wo kämen wir denn auch hin, wenn wir uns von so einer unbedeutenden Klitsche wie der WHO unsere tolle Trans-Pathologisierung kaputt machen lassen würden...
  • Antworten » | Direktlink »
#5 PatroklosEhemaliges Profil
#6 SatireAnonym
  • 27.05.2019, 20:38h
  • Antwort auf #3 von LesenHilft
  • Ja, da steht's. Und was geschrieben steht, das muss dann auch vollkommen in Ordnung sein. Kritik ist unerwünscht (Sarkasmus).

    Trans: "Guten Tag, Herr Doktor. Weil das WHO weltweit beschlossen hat, dass Trans* sein nicht mehr krank ist, bin ich bei Ihnen, um mich über eine geschlechtsangleichende OP zu informieren."

    Doktor: "Guten Tag, äh, ja, das hab ich mitbekommen. Aber Sie sind gerade bei mir, ich bin Psychiater."

    Trans: "Macht ja nichts, ich muss ja nicht mehr zu einem Doktor. Ich wollte eigentlich nur wissen, wie das mit der OP abläuft."

    Doktor: "Äh, ja, so einfach ist das leider nicht. Da benötigen Sie erst Beratung."

    Trans: "Wieso? Ich bin ja gar nicht krank."

    Doktor: "Das mag sein, aber wir sind uns da, äh quasi, nicht so ganz sicher."

    Trans: "Das macht auch nichts, weil ich mir persönlich sicher bin. Welche Klinik würde mich denn da aufnehmen?"

    Doktor: "Äh, wir sind uns nicht so sicher, ob Sie sich sicher sind, verstehen Sie? Das mit der Klinik kommt dann eventuell nach der Beratung."

    Trans:" Nein, ich verstehe nicht, um ehrlich zu sein. Wenn ich Ihnen sage, dass ich eine geschlechtsangleichende OP möchte, dann können Sie sich definitiv sicher sein, dass das von mir kein Scherz ist. Es sind Schmerzen hinterher damit verbunden, und das mache ich garantiert nicht bloß aus Spaß."

    Doktor:" Äh, ja. Wissen Sie, es kann ja sein, dass die Entscheidung darüber eventuell noch anders ausfallen kann. Denn Sie müssen wissen, dass die OP nach ihrem Abschluss nicht mehr rückgängig gemacht werden kann."

    Trans: "Beraten Sie mich gerade, oder wohin führt dieses Gespräch gerade? Ich weiß selbst, dass die OP endgültig sein wird, deshalb habe ich mich ja auch dazu entschlossen. Ich freue mich, dass das nicht rückgängig gemacht werden kann.
    Dürfte ich bitte meine Arztakte haben, ich habe keine weiteren Fragen."

    Doktor:" Äh, da gäbe es noch... "

    Trans: steht auf: "Danke für das Gespräch."

    Doktor: "Ihre Akte..."

    Trans: "Schönen Tag Ihnen noch," öffnet die Türe.

    Doktor: "Sie können nicht..."

    Trans: "Oh doch, ich kann, und ich werde!," geht zur Türe hinaus und schließt sie.

    ---------------------------------------------------------------

    Was die WHO vorgibt, ist zwar an sich gut, aber erst 2022 ist einerseits spät, und andererseits bleibt es wieder den einzelnen Ländern überlassen, wie und ob sie sich daran halten.
    Und das sogenannte Training soll weltweit umgesetzt werden, oder wie darf das verstanden werden? Na dann viel Spaß in Brunei und Indonesien!

    Und wieso kommen Sie erst jetzt mit diesem Gesetz daher? Wurde nicht schon 1994 Homosexualität als Krankheit gestrichen? War es denn nicht möglich, im selben Jahr dasselbe mit der gesamten LSBTTIQ zu machen? Komisch.

    ©BuntesUndSchönes
  • Antworten » | Direktlink »
#7 TheDadProfil
  • 27.05.2019, 22:22hHannover
  • Antwort auf #4 von Anonyma
  • ""Eine weltweite Spontanheilung mit Vorankündigung für den 1. Januar 2022... Solche Kunststücke schafft auch wirklich nur die Psychiatrie!""..

    Bitterböse..
    Aber die "ICD" ist ja nun nicht gleichbedeutend mit "der Psychiatrie"..
  • Antworten » | Direktlink »
#8 Anonyma
  • 28.05.2019, 01:18h
  • Antwort auf #7 von TheDad
  • "Bitterböse.."

    Ach na ja... Quid pro quo: Ein Psychiater würde mir für meine Worte im Rahmen der in diesen Kreisen üblichen Selbstimmunisierung vermutlich die Diagnose "posttraumatische Verbitterungsstörung" verpassen... *kicher* Aber manchmal kann ich einfach nicht anders und muss meinem Frust über diese in ihrer Gesamtheit völlig absurde Farce einfach freien Lauf lassen. Die Psychiatrie hat sich an uns trans Menschen inzwischen in so vielerlei Hinsicht selbst ad absurdum geführt, dass es manchmal einfach nur noch schmerzt, dass das Offensichtliche so selten gesehen wird.

    "Aber die "ICD" ist ja nun nicht gleichbedeutend mit "der Psychiatrie".."

    Nein, das ist sie natürlich nicht. Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass derartig spontan und vor allem zeitgleich auftretende Massengenesungsphänomene außerhalb der Psychiatrie eher selten auftreten. Und das gilt auch für den umgekehrten Fall der spontanen weltweiten Massenerkrankung, die im Bereich der Psychiatrie ja durchaus oft zu beobachten ist, ohne dass die "neuen Kranken" davon etwas mitbekommen, weil es ihnen nach wie vor genau so (gut) geht wie gestern, als sie offiziell noch nicht krank waren... Alleine das inflationäre Wachstum des DSM von der ersten Ausgabe 1952 bis heute spricht da doch irgendwie Bände - die Hauptkritik am DSM-5 lautete bei dessen Erscheinen aus Fachkreisen(!): Überpathologisierung... Und da sollte man sich, finde ich, durchaus mal Gedanken darüber machen, ob eine Krankheitslehre, die solche aberwitzigen Phänomene hervorbringen kann, wirklich der Weisheit letzter Schluss ist und welches Missbrauchspotential in einer solchen Krankheitslehre steckt - vor allem, wenn man kurz vor der Änderung der ICD plötzlich eine hektische Betriebsamkeit beobachten kann, die sicherstellen soll, dass man nach der Änderung weiterhin so behandelt werden kann, als wäre man "psychisch krank", obwohl man es offiziell gar nicht mehr ist...

    Ich jedenfalls finde das alles hochgradig merkwürdig und kann diesem ganzen Spektakel nur noch kopfschüttelnd folgen. Oder, um es in Anlehnung an die Worte von Karl Kraus zu sagen: Mich beschleicht manchmal der Verdacht, die Psychiatrie könnte jene Geisteskrankheit sein, für deren Therapie sie sich hält.
  • Antworten » | Direktlink »
#9 Gerlinde24Ehemaliges Profil
  • 28.05.2019, 03:17h
  • Ich begrüße JEDE Verbesserung, egal, wo sie passiert, und wie sie zustande kommt. Nur, ist diese Entscheidung keine wirkliche Verbesserung, sondern ein Kompromiss.
  • Antworten » | Direktlink »
#10 TheDadProfil
  • 28.05.2019, 11:50hHannover
  • Antwort auf #8 von Anonyma
  • ""Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass derartig spontan und vor allem zeitgleich auftretende Massengenesungsphänomene außerhalb der Psychiatrie eher selten auftreten.""..

    Ich dagegen habe die Erfahrung gemacht das "Massen-Phänomene" außerhalb von "Religionen" und dem Sport praktisch gar nicht vorkommen..
  • Antworten » | Direktlink »

alle (neue zuerst) alle (chronologisch)