Professor Ulrich Kutschera hat sich in den letzten Jahren insbesondere mit Homo- und Transphobie profiliert (Bild: Screenshot 3sat)
Der Prozess gegen den LGBTI-feindlichen Professor Ulrich Kutschera hat am Mittwochmittag vor dem Amtsgericht Kassel begonnen. Dem 64-Jährigen werden wegen homosexuellenfeindlicher Aussagen Volksverhetzung, Beleidigung und Verleumdung vorgeworfen. Nach einem Bericht der Lokalzeitung HNA wirft die Staatsanwaltschaft dem Evolutionsbiologen vor, seine Aussagen seien geeignet, Schwule und Lesben sowie insbesondere gleichgeschlechtliche Paare "in ihrer Geltung und ihrem Ansehen gegenüber heterosexuellen Mitmenschen als ungleichberechtigte Personen herabzuwürdigen und zu verletzen" (queer.de berichtete).
Grund für den Prozess ist ein Interview, das Kutschera dem Portal kath.net im Juli 2017 anlässlich der gerade im Bundestag beschlossenen Ehe-Öffnung für Schwule und Lesben gegeben hatte. Darin betonte er unter anderem: "Sollte das Adoptionsrecht für Mann-Mann- bzw. Frau-Frau-Erotikvereinigungen kommen, sehe ich staatlich geförderte Pädophilie und schwersten Kindesmissbrauch auf uns zukommen" (queer.de berichtete).
14 Beweisanträge der Verteidigung
Zu Beginn des Prozesses stellte die Verteidigung 14 Beweisanträge. Man wolle durch Mediziner und andere Wissenschaftler "belegen", dass die Äußerungen des Professors auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierten und Schwule und Lesben nicht beleidigten.
Kutschera hatte 2016 das Buch "Das Gender-Paradoxon" verfasst und gilt seither als einer der führenden Kritiker der angeblich in Deutschland kursierenden "Gender-Ideologie" und als Darling der radikalen Rechten. So sitzt er im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Erst vor gut einer Woche war er bei einer AfD-Veranstaltung in Kiel aufgetreten (queer.de berichtete).
Sein Einfluss reicht sogar bis in demokratische Parteien: So wurde er letztes Jahr vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Heidelberg zu einer Vortragsreihe über Feminismus und Konservativismus eingeladen (queer.de berichtete). Kutschera sagte später ab, angeblich aus terminlichen Gründen (queer.de berichtete). (dk)