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Israel
Zehntausende feiern Pride in Jerusalem – Mann mit Messer festgenommen
2.500 Polizisten sorgten für die Sicherheit der CSD-Teilnehmer und nahmen fast 50 Personen fest, die den friedlich verlaufenen Pride offenbar stören wollten.
- 6. Juni 2019, 17:27h 3 Min.
Zehntausende Israelis haben am Donnerstag in Jerusalem an der diesjährigen Gay-Pride-Parade teilgenommen. Sie hielten bei einem Zug durch die Innenstadt Schilder in die Höhe und forderten gleiche Rechte für LGBTI. Nach Angaben eines Polizeisprechers waren rund 2.500 Polizisten zum Schutz der Teilnehmer im Einsatz.
Am Rande der Demonstration wurden im Laufe des Nachmittages laut Polizei 49 Personen festgenommen, die verdächtigt wurden, die Kundgebung stören oder Teilnehmer angreifen zu wollen. Unter den Festgenommenen sei auch ein Mann, der ein Messer versteckt bei sich getragen habe. Über seine Absichten wurde zunächst nichts bekannt. Lokale Medien berichten, Undercover-Polizisten seien auf den verdächtig wirkenden Mann aufmerksam geworden und hätten das in seinem Schuh versteckte Messer gefunden.
Vor vier Jahren hatte ein strengreligiöser Jude bei der Parade in Jerusalem auf mehrere Teilnehmer eingestochen und mehrere von ihnen schwer verletzt (queer.de berichtete). Eine 16-Jährige, Shira Banki, starb einige Tage später im Krankenhaus. Ein Gericht verurteilte den Mörder später zu lebenslanger Haft plus 31 Jahre. Er hatte bereits 2005 beim Pride in Jerusalem Teilnehmer mit einem Messer verletzt.
/ lyonsinisrael | Die kanadische Botschafterin in Israel bei einem Gedenken an die bei einem CSD ermordete Shira Banki. Deren Eltern nahmen am Donnerstag am Pride teil: "Wir – Familie und Freunde – marschieren in ihrer Erinnerung, um Toleranz in der israelischen Gesellschaft zu fördern", sagte Vater Uri Banki.At the memorial for Shira Banky z"l, who back in 2015 lost her life while marching at the #Jerusalem #Pride -- a sober reminder of the great importance of our joint struggle. #Canada4Rights #loveislove @EyesAbroad pic.twitter.com/He564jZTTl
Deborah Lyons (@lyonsinisrael) June 6, 2019
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Das Motto der diesjährigen Veranstaltung lautete: "Eine Gemeinschaft – viele Gesichter." Zu den – teilweise mit Buhrufen empfangenen – Teilnehmern gehörte auch Amir Ohana; der Politiker der rechtskonservativen Likud-Partei war am Vortag als erster offen schwler Minister des Landes ernannt worden (queer.de berichtete). Er soll mindestens bis zu den Neuwahlen im September das Justizressort in einer Übergangsregierung leiten.
Hundert Menschen bei Gegendemonstration
Zeitgleich zum CSD fand auch eine Gegendemonstration der rechtsextremen Vereinigung Lehava statt. Auf schwarzen Spruchbändern stand: "Das ist kein Stolz, sondern ein Gräuel." Die Kundgebung sprach sich für eine "normale Nation in unserem Land" aus. Eine andere rechtsreligiöse Gruppe hatte in den letzten Tagen in der Innenstadt Plakatwerbung geschaltet mit dem Aufdruck "Vater und Mutter = Familie" und dazu "Courage" eingefordert, "normal zu sein". Die Stadtverwaltung ließ die Plakate später einziehen.
Der Pride in Jerusalem war in den letzten Jahren immer wieder von Gegenprotesten von Rechtsextremen und Ultraorthodoxen begleitet worden. Der große CSD in der liberalen Metropole Tel Aviv, an dem jährlich hunderttausende Menschen aus dem In- und Ausland teilnehmen, findet am Freitag der nächsten Woche statt.
In der Küstenmetropole hatten am Dienstag 23 gleichgeschlechtliche Paare eine Massenhochzeit abgehalten, um eine Zivilehe für homo- und heterosexuelle Paare zu fordern – bisher werden nur im Ausland geschlossene Ehen anerkannt, da Eheschließungen in Israel bislang nur über Religionsgemeinschaften erfolgen.
/ haaretzcomIsraelis stage mass wedding to advocate for gay rights https://t.co/9LDHznE7Cz
Haaretz.com (@haaretzcom) June 6, 2019
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Israel ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich toleranter gegenüber Homo- oder Transsexuellen geworden, kommt aber bei LGBTI-Rechten kaum voran. Strengreligiöse Koalitionspartner hatten großen Einfluss in den Regierungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Sie lehnen Gesetzesänderungen zugunsten von LGBTI ab, weil sie dies als Verstoß gegen jüdische religiöse Gebote ansehen. (dpa/nb)
















Und im Hintergrund ist es immer wieder die Religion, die den Minderheiten ihre Rechte verweigert. Es geht hier nicht um Stolz, sondern um gleiche Rechte für LGBTs vor dem Gesetz.
Und das "Gräuel" liegt in der Religion selbst, die mit Gewalt und Bedrohung gegen Menschen vorgeht. Ein trauriges Kapitel ist das.