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Pride Month
Trump verbietet Botschaften das Hissen der LGBTI-Flagge
An den offiziellen Fahnenmästen der US-Vertretungen im Ausland dürfen in diesem Jahr keine Regenbogenfahnen wehen. Der schwule Berliner Botschafter Richard Grenell will trotzdem Flagge zeigen.

Im vergangenen Jahr wehten die US- und die Regenbogenflagge am selben Fahnemast der amerikanischen Botschaft in Berlin (Bild: U.S. Embassy Berlin)
- 9. Juni 2019, 13:05h 2 Min.
Erst in der vergangenen Woche versprach US-Präsident Donald Trump in einem Tweet LGBTI-Menschen in aller Welt seine Unterstützung – jetzt zeigt sich erneut, dass dies nur heiße Luft war. Nach einem Bericht des US-Senders NBC wurden mehrere US-Botschaften im Ausland angewiesen, in diesem Jahr keine Regenbogenflagge am offiziellen Fahnenmast der Vertretung zu hissen. Neben Israel, Brasilien und Lettland ist demnach auch die Berliner Botschaft des umstrittenen schwulen Diplomaten Richard Grenell betroffen.

Generalkonsul Will Ostick hisste 2016 die Regenbogenfahne vor dem US-Konsulat im mexikanischen Tijuana (Bild: U.S. Consulate General)
Unter der Obama-Regierung konnte jede US-Botschaft selbst über das Hissen der Regenbogenfahne entscheiden, zahlreiche Vertretungen in aller Welt machten davon im Pride Month oder zum IDAHOT Gebrauch, um die queere Community und Zivilgesellschaft vor Ort zu unterstützen. Seit letztem Jahr war dazu jedoch laut Medienberichten eine Genehmigung aus Washington notwendig – und nun seien Botschaften erstmals darüber informiert worden, dass für das Hissen der LGBTI-Flagge am regulären Fahnenmast keine Genehmigung mehr erteilt werde.
Grenell reagiert verärgert
An der Berliner US-Vertretung in der Nähe des Brandenburger Tors wird die Fahne dennoch wehen. Gegenüber CBS kündigte Botschafter Grenell an, statt am Fahnenmast eine große Regenbogenfahne an der Wand des Gebäudes anzubringen. Auf Nachfrage sagte ein Sprecher der Vertretung: "Die Flagge wird an so vielen Orten der Botschaft zu sehen sein wie möglich."

Transparent an der Berliner US-Botschaft im vergangenen Jahr (Bild: U.S. Embassy Berlin)
Der Sender CNN wiederum zitierte eine Quelle im US-Außenministerium. Auf die Frage, ob Grenell verärgert sei, dass die Fahne nicht an den offiziellen Fahnenmast dürfe, hieß es: "Die Quelle antwortete mit einem emphatischen Ja."
Auch andere US-Botschaften beispielsweise in Südkorea, Indien und Italien zeigen die Regenbogenfahne in diesem Monat in verschiedenen Formen. "Das ist ein Aufstand der ersten Kategorie", zitierte die "Washington Post" einen Diplomaten, der anonym bleiben wollte. Das US-Außenministerium und das Weiße Haus in Washington, der Amtssitz des Präsidenten Donald Trump, wollten sich auf eine Anfrage der Tageszeitung "The Hill" zunächst nicht zu dem Flaggenverbot äußern.
Das Verbot fällt in jenes Jubiläumsjahr, in dem Prides auf der ganzen Welt daran erinnern, wie vor 50 Jahren ein Aufstand gegen eine Polizeirazzia im Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street den Beginn der weltweite Pride-Bewegung markierte. (cw/dpa)
