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"Hetero-Menschen sind eine unterdrückte Mehrheit"
Boston: "Straight Pride" genehmigt
In vielen Ländern gehen queere Menschen in CSDs gegen Unterdrückung auf die Straße. In Boston wollen Heteros demonstrieren, weil sie sich unterdrückt fühlen.

Praktisch: Die "Straight Pride"-Bewegung hat sogar eine Flagge, die im Schwarzweiß-Fernsehen genauso aussehen würde
- 1. Juli 2019, 16:42h 3 Min.
Die Stadt Boston hat vergangene Woche den ersten sogenannten "Straight Pride" am 31. August genehmigt. Laut dem Antrag erwarten die Organisatoren bis zu 2.000 Besucher.
Die Veranstalter von der lokalen Organisation "Super Happy Fun America" behaupten, das Event richte sich nicht gegen LGBTI, sondern sei "pro-hetero". "Hetero-Menschen sind eine unterdrückte Mehrheit", erklärte Organisator John Hugo. "Wir werden für das Recht von Heterosexuellen überall kämpfen, sich ausdrücken zu können ohne Angst vor Verurteilungen oder Hass. Der Tag wird kommen, an dem Heterosexuelle endlich eingeschlossen sind als gleich unter allen anderen Orientierungen." Er wirft CSD-Veranstaltern vor, Heterosexuelle auszuschließen. Hugo und seine Mitveranstalter – allesamt weiße Männer – wollen dabei eine ähnliche Strecke nutzen wie der CSD.
LGBTI-Aktivisten und Menschenrechtler sehen den "Straight Pride" als Versuch, queere Menschen wieder aus der Öffentlichkeit zu drängen – und weisen auf Verbindungen zu der rechtsextremistischen und rassistischen Szene hin. So soll als Schirmherr Milo Yiannopoulos dienen, ein schwuler Rechtsaußen-Provokateur, der im Mai auch auf Einladung einiger AfD-Abgeordneter nach Berlin gekommen war. Im selben Monat war er von Facebook und Instagram wegen Verbreitung von Hass ausgeschlossen worden (queer.de berichtete).
Vergangenen Monat geriet der "Straight Pride" bereits in die Schlagzeilen, weil die Veranstalter mit Schauspieler Brad Pitt geworben hatten – und dieser den Veranstaltern untersagte, sein Gesicht für diese Zwecke zu missbrauchen. Derzeit wirbt die Webseite von "Super Happy Fun America" mit einem Bild von Johnny Depp, der mutmaßlich ebenfalls nicht um Erlaubnis gefragt wurde.

"Alles, was ich gesagt habe, war, dass ich stolz bin, heterosexuell zu sein."
Wer hat wegen Heterosexualität den Job verloren?
Auch in der Presse findet der "Straight Pride" ein niederschmetterndes Echo: "Noch nie hat eine Person in Nordamerika ihren Job verloren, weil sie weiß oder hetero ist. Noch nie wurde jemand dumm angemacht oder attackiert, weil er Händchen mit einen verschiedengeschlechtlichen Partner gehalten hat", heißt es etwa in einem Kommentar in der Tageszeitung "USA Today". "Es gibt aber in dieser Gruppe eine gesellschaftliche und systematische Privilegierung, in deren Genuss viele Mitglieder der LGBTQ-Community in Nordamerika nicht kommen – und mit Sicherheit auch nicht in anderen Ländern der Welt."
Dragqueen Ginger Minj, eine Kandidatin von "RuPaul's Drag Race", erklärte via Twitter: "An alle heterosexuellen Personen: Regt euch nicht auf, dass ihr keine Pride-Paraden habt. Seid froh darüber, dass ihr keine braucht!"
Twitter / TheGingerMinjATTN: Straight People. Dont be upset that you dont have a pride parade … be grateful you dont need one!
Ginger Minj (@TheGingerMinj) June 4, 2019
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Bereits mehrfach haben homophobe Aktivisten versucht, einen "Straight Pride" zu organisieren – etwa vor elf Jahren in New York. Damals waren keine weißen Nationalisten die Veranstalter, sondern ein homophobes Reggae-Label – das Event floppte (queer.de berichtete). (dk)
