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Gewalt
Honduras: Zwei prominente Transfrauen ermordet
Eine TV-Moderatorin und eine Trans-Aktivistin sind unabhängig voneinander im krisengeschüttelten Honduras getötet worden.

Bessy Ferrera (li.) und Santiago Carvajal wurde von Unbekannten erschossen
- 10. Juli 2019, 16:26h 2 Min.
Die trans Fernsehmoderatorin Santiago Carvajal und die LGBTI-Aktivistin Bessy Ferrera sind im mittelamerikanischen Honduras von unbekannten Tätern umgebracht worden. Carvajal wurde am Freitag nahe ihrem TV-Studio angeschossen und starb am Samstag in einem Krankenhaus in San Pedro Sula im Nordwesten des Landes. Ferrera wurde am Montagmorgen auf offener Straße in der zur Hauptstadt Tegucigalpa eingemeindeten Stadt Comayagüela erschossen.
Carvajal war die Moderatorin der TV-Unterhaltungsshow "La Galaxia de Santi" und warb in sozialen Medien für LGBTI-Rechte. Ihre Kollegen vom Sender Telesur erklärten, sie habe am Tag vor der Tat Todesdrohungen erhalten. Laut honduranischen Medien war dies seit 2003 der 78. Mord an Personen, die journalistisch in den Medien arbeiteten.
Ferrera war ein prominentes Mitglied der Trans-Frauengruppe Asociación Arcoíris, die sich unter anderem um Opfer von homo- oder transphober Gewalt kümmert oder HIV-Präventionsprogramme betreut. Sie setzte sich insbesondere für die Rechte von Sexarbeiterinnen ein.
Laut der Umwelt- und Bürgerrechtsorganisation COPINH sind seit 2009 mindestens 313 LGBTI in Hoduras ermordet worden. Die Aufklärungsquote ist extrem gering: In 96 Prozent der Fällen konnte kein Täter identifiziert werden.
LSVD fordert Bundesregierung auf, Druck auf Honduras auszuüben
Angesichts des Mordes an Ferrera wandte sich der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland am Dienstag in einem Brief an Staatsminister Michael Roth (SPD): "Bitte üben Sie Druck auf die honduranische Regierung und Botschaft in Berlin aus, damit die Behörden den Fall aufklären und die Täter bestraft werden", forderte LSVD-Geschäftsführer Klaus Jetz. "Das Verbrechen darf keinesfalls straflos bleiben, damit homophobe und trans*feindliche Personen sich nicht ermuntert fühlen, weitere Morde zu begehen." Die Asociación Arcoíris sei eine LSVD-Partnerorganisation, deren Arbeit auch vom Auswärtigen Amt unterstützt wurde.
Im neun Millionen Einwohner zählenden Honduras ist Homosexualität zwar seit 1899 legal, allerdings werden sexuelle und geschlechtliche Minderheiten wegen des vorherrschenden Machismo diskriminiert. Zudem gibt es keinerlei Anerkennung für Transpersonen. Die Lage wird auch dadurch verschärft, dass das bitterarme Land an der (nach Venezuela und El Salvador) dritthöchsten Tötungsrate der Welt leidet. Durchschnittlich gibt es dort 57 Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner (zum Vergleich: in Deutschland ist es ein Tötungsdelikt pro 100.000 Einwohner). (cw)

"LSVD fordert Bundesregierung auf, Druck auf Honduras auszuüben"
Na, da können die aber noch lange warten. Die Bundesregierung ist doch viel zu sehr damit beschäftigt, sich von Krise zu Krise zu lavieren und sich irgendwie über die Zeit zu retten.
Wenn Union und SPD nicht mal im eigenen Land LGBTI vor Diskriminierung, Mobbing und Gewalt schützen wollen, wieso sollten sie das dann anderswo?