Indiens erste offen LGBTI-Sportlerin hat einen historischen Erfolg für ihr Land erzielt: Dutee Chand gewann als erste Inderin einen 100-Meter-Sprint bei einem großen internationalen Sportevent. Am Dienstag gewann sie das Rennen bei den Weltsportspielen "Universidade" in Neapel mit 11,32 Sekunden knapp vor der Schweizerin Ajla Del Ponte (11,33 Sekunden) und der Deutschen Lisa Marie Kwayie (11,37 Sekunden). Der Frauen-Weltrekord in dieser Disziplin liegt bei 10,49 Sekunden.
Chand hatte sich erst im Mai geoutet (queer.de berichtete). Als Grund dafür, an die Öffentlichkeit zu gehen, nannte Chand die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Indiens im vergangenen Jahr, das aus der britischen Kolonialzeit stammende Verbot von Homosexualität für verfassungswidrig zu erklären (queer.de berichtete). Sie erklärte damals, dass sie eine Freundin habe, die ihre "Seelenverwandte" sei.
Sieg ist "Antwort an all meine Kritiker"
"Die Goldmedaille ist meine Antwort an all meine Kritiker", erklärte Chand gegenüber der "Times of India". "Sie sollte alle meine Kritiker zum Schweigen bringen, die Müll über mich, meine Existenz und die Wahl meiner Seelenverwandten verbreitet haben."
Nach dem Erfolg erhielt sie viele Gratulationen, darunter auch eine von Premierminister Narendra Modi. "Eine außerordentliche Leistung für eine außerordentliche Athletin", so der 68-jährige Regierungschef via Twitter. Chand habe sich den Sieg redlich verdient.
Das Coming-out Chands hatte zu Kritik in Indien geführt. Selbst ihre eigenen Eltern wollten die sexuelle Orientierung ihrer Tochter nicht akzeptieren. Ihr Vater sagte etwa in indischen Medien, dass die gleichgeschlechtliche Beziehung ihrer Tochter "unmoralisch und unethisch" sei. "Sie hat die Reputation unseres Dorfes kaputt gemacht", warf Chakradhar Chand seiner Tochter vor. Mutter Akhuji Chand ergänzte: "Wie können wir jetzt unseren Verwandten und der Gesellschaft gegenübertreten? Ich unterstütze meine Tochter, solange sie sportlich aktiv ist, aber nicht darüber hinaus." (dk)